Sonntag, 30. August 2020

Hinterbrühl

30.8.2020

Im niederösterreichischen Hinterbrühl wurde ein Fußballspiel besucht. 4.000 Menschen leben in der aus vier Ortschaften bestehenden Marktgemeinde Hinterbrühl insgesamt, im Ort Hinterbrühl selbst sind es 3.500.

Karl Motesiczky war ein Wiener Psychoanalytiker, der ein Landgut in der Hinterbrühl besaß. Er macht es zum Treffpunkt und Unterschlupf verfolgter jüdischer Familien und nichtjüdischer Gegnerinnen und Gegner der Nazis. 1939 gründete er zusammen mit einigen Freunden (u.a. Ella und Kurt Lingens und Robert Lammer) eine Widerstandsgruppe, die Menschen zur Flucht verhalf. 1942 wurden sie denunziert, von der Gestapo verhaftet und ins KZ Auschwitz deportiert, wo Motesiczky ums Leben gebracht wurde. Sein Gut in der Hinterbrühl wurde in der Nachkriegszeit von Hermann Gmeiner erworben und ab den Jahren 1957 ein SOS-Kinderdorf errichtet. Seine Mutter und seine Schwester ließen dort 1961 eine Gedenkstätte für Karl errichten. Motesiczkys Gedenkstätte wurde im Sommer 2000 von Neonazis zerstört und mit Hakenkreuzen beschmiert.


Straßenszenen


1877/78 errichtetes altes Feuerwehrhaus.


1831 zum Dank für Schonung bei der Choleraepidemie anstelle einer Vorgängerkirche neu erbaute spätklassizistische Kirche, 1959/1961 wurde ein Teil abgerissen und durch Zubau eines Langhauses verändert.


Straßenszenen


Der Lehrer Eduard Göth leitete eine Schule der Hitler-Jugend im Haus der Sauerstiftung in der Hinterbrühl. Er gehörte einer Widerstandsorganisation der Revolutionären Sozialisten an, also der illegalen Sozialdemokratie. Zwecks Tarnung übernahm Göth die Funktion eines Ortswalters der Deutschen Arbeitsfront. Der Schwerpunkt seiner Widerstandstätigkeit lag im Verfassen von Berichten über die Rüstungsindustrie in Floridsdorf und Wiener Neustadt. Insbesondere seine Arbeit in den Wiener Neustädter Flugzeugwerken war für die Gruppe wichtig, weil er Einblicke in die Aufrüstung des Regimes bekam. Die Widerstandsgruppe umfasste an ihrem Zenit mindestens 200 Personen. Mutmaßlich auf Grund einer Denunziation erfolgte schließlich ihre Zerschlagung und die Verurteilung von mindestens vierzig Mitgliedern zum Tode. Göth wurde von der Gestapo verhaftet, 1943 in Berlin verurteilt und 1944 im Wiener Landesgericht hingerichtet.


Park


Der Bahnplatz. Hier war einst die Endstation der 1883 von Mödling bis Vorderbrühl eröffneten und 1885 bis Hinterbrühl verlängerten Lokalbahn Mödling–Hinterbrühl. Der Betrieb der ersten österreichischen elektrischen Lokal- und Straßenbahn wurde 1932 eingestellt. Von Mitte des 19.Jh bis ins erste Viertel des 20.Jh. war Hinterbrühl ein beliebter Sommerfrische-Urlaubsort von reichen Leuten aus Wien gewesen.


Die vermutlich 1826 erbaute künstliche Ruine Römerwand oder Spanische Wand. Die Fürsten Liechtenstein ließen sich Anfang des 19.Jh. in ihr Land rund um die Burg Liechtenstein mit diversen bauten wie künstlichen Ruinen zu einem Landschaftspark gestalten.


1943 errichteten die Nazis in der Hinterbrühl ein Außenlager des KZ Mauthausen. Politische Gefangene aus ganz Europa mussten in der Seegrotte für die Heinkelwerke Kriegsflugzeuge in Zwangsarbeit bauen. In den letzten Kriegstagen 1945 schickten die Nazis 1.884 Männer auf einen tagelangen Todesmarsch nach Mauthausen quer durch Niederösterreich Richtung Mauthausen. 204 Gefangene wurden am Weg getötet. 51 Gefangene töteten die SS-Wachsoldaten bereits vor dem Abmarsch mit Benzininjektionen ins Herz oder erwürgten sie. Die Leichen der Ermordeten wurden hier in ein Massengrab geworden. 1988 wurden eine Gedenkstätte errichtet. 1993, 1994, 2000 und 2004 wurde die Gedenkstätte von unbekannten Neonazis attackiert und beschädigt, aber jeweils wiedererrichtet.


Die Seegrotte ist ein seit 1848 betriebenes ehemaliges Gipsbergwerk, in dem es 1912 nach einer Sprengung zu einem großen Wassereinbruch kam, der den Betrieb beendete. Von 1932 bis 2019 wurde hier ein Schaubergwerk betrieben. Es soll saniert und später wiedereröffnet werden.

Samstag, 29. August 2020

Havlíčkův Brod

29.8.2020

Im tschechischen Havlíčkův Brod wurde ein Fußballspiel besucht. 23.300 Menschen leben hier.

Bahnhof


Straßenszenen. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung infolge der Nazi-Verbrechen hieß die Stadt Deutsch-Brod bzw. tschechisch Německý Brod. Die Ortsbezeichnung Broda Theutunicalis (Latein für „Deutsch-Brod“) ist erstmals für das Jahr 1308 nachgewiesen. Da die deutschsprachige Oberschicht der Stadt auf Seiten des (katholischen) Königs stand, kam es im Zuge der Hussitenkriege zu national-religiös-sozial motivierten Spannungen mit der tschechischen Handwerkerschicht, 1422 wurde die Stadt von einem hussitischen Heer erobert und zerstört. Erst 1429 wurde sie wieder besiedelt.


Das Alte Rathaus. Ursprünglich ein spätgotischer Bau, nach einem Brand im Jahre 1662 umgebaut.


Das Neue Rathaus, ursprünglich ein Gebäude aus dem 13.Jh., das im 15.Jh. im Renaissancestil umgestaltet wurde. 1891 wurde es umgebaut und 1913 mit neobarocker Fassade versehen.


Marktplatz mit zahlreichen gotischen, Renaissance- und Barockhäusern.


Die ursprünglich frühgotische katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (kostel Nanebevzetí Panny Marie aus dem 13.Jh. wurde in den Hussitenkriegen 1422 zerstört. Zunächst provisorisch wiederhergestellt, wurde sie zwischen 1633 und 1637 im Barockstil aus- und umgebaut. Der 1570 erhöhte Turm bietet eine Aussichtsgalerie.


Park mit Wasser und Tieren


Reste der auf das 13.Jh. zurückgehenden Befestigungsanlagen für Kriege.


Der jüdische Friedhof wurde 1888 eröffnet. Rund 200 Grabsteine sind erhalten und 260 Gräber erkennbar. 1930 hatten in der Stadt 146 Jüdinnen und Juden gelebt. Nach der deutschen Besetzung und Nazi-Machtübernahme wurden jüdische Familien im August 1939 aus Deutsch-Brod nach Prag ausgewiesen. Im Juni 1942 wurden 129 hier noch wohnhafte Jüdinnen und Juden und solche aus den umliegenden Ortschaften ins KZ Theresienstadt deportiert. Man muss davon ausgehen, dass die meisten ermordet wurden.