Sonntag, 2. August 2020

Gbely

2.8.2020

Im westslowakischen Gbely (deutsch und ungarisch früher Egbell) wurde ein Fußballspiel besucht. 5.000 Menschen leben hier.

Straßenszene. Die erste schriftliche Erwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahr 1392.


Die katholische Kirche wurde in der ersten Hälfte des 19.Jh. in spätklassizistischem Stil erbaut.


Im Zweiten Weltkrieg landete die in Großbritannien ausgebildete und von der britischen Royal Air Force abgesetzte dreiköpfige Fallschirmspringergruppe „Zinc“ 1942 durch einen Navigationsfehler statt in Mähren beim slowakischen Gbely. Die Gruppe unter dem Kommando des aus Kyjov stammenden tschechoslowakischen Offiziers Oldřich Pechal hätte im deutsch besetzten tschechischen Mähren nachrichtendienstliche Tätigkeiten für den Kampf gegen die Nazis erfüllen sollen. Nach dem Absprung teilten sich die Fallschirmspringer auf. Kommandant Oldřich Pechal überschritt die Grenze von der Slowakei nach Mähren alleine. Als sich die Fallschirmspringer an der verabredeten Kontaktadresse bei Pechals Eltern wiedertrafen, kannte die Gestapo bereits seine Identität, da Pechal bei der Tötung zweier Zollwachebeamter, die ihn gestellt hatten, Papiere verloren hatte. Pechal wurde von den deutschen Gestapo-Beamten gefoltert und seine Eltern wurden unter dem Fenster seiner Zelle in Brünn von ihnen ermordet. Schließlich wurde Pechal in das KZ Mauthausen gebracht und dort von den Nazis hingerichtet. Ein Fallschirmspringer, Arnošt Mikša, erschoss sich, als er nach einem Schusswechsel in hoffnungsloser Situation war. Der dritte, Viliam Gerik, versuchte sein Leben durch Kooperation mit den Nazis zu retten. Sie steceten ihn dennoch in das KZ Dachau. Er überlebte das KZ, nach Kriegsende wurde er zum Tode verurteilt und hingerichtet. Mehr als drei dutzend antifaschistische Widerstandskämpferinnen und -kämpfer, die den Fallschirmspringern halfen, sowie auch ihre Familienangehörigen, wurden in der Region von den deutschen Besatzungssoldaten getötet oder im KZ ermordet.


1912 entdeckte Ján Medlen hier auf seinem Grundstück austretendes Gas, das er zum Heizen in seinem Haus verwendete. Nach einer Gasexplosion im Jahr 1913 wurde das Gasvorkommen öffentlich bekannt. Am 13. Jänner 1914 wurde die erste Ölquelle angebohrt und mit der Förderung von Öl und Gas begonnen. Es sind einige der wenigen slowakischen Erdölvorkommen (gleichen Ursprungs wie im angrenzenden niederösterreichischen Weinviertel).


Eine jüdische Gemeinde entstand hier Ende des 18.Jh. durch aus Mähren vertriebene jüdische Flüchtlinge, die sich hier im damaligen Ungarn ansiedeln konnten. Im Zuge der Revolution von 1848/49 sowie nach Kriegsende des Ersten Weltkriegs 1918 wurden die Wohnungen und Geschäfte von Jüdinnen und Juden von ihren Nachbarinnen und Nachbarn überfallen und geplündert, da man sie als Sündenböcke für all das Unglück des Krieges und die vielen Toten hergenommen wurden. 1851 lebten hier 136 Jüdinnen und Juden, nach Abwanderung in die großen Städte waren es 1921 nur mehr 36. Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei durch Hitlerdeutschland und der Gründung des mit ihm verbündeten slowakischen Staats 1939 waren es nur mehr elf jüdische Einwohnerinnen und Einwohner. Im Zuge der slowakischen Gesetzgebung wurde sie diskriminiert und ihr Besitz enteignet. 1942 wurden sie wie die meisten anderen slowakischen Jüdinnen und Juden von den slowakischen Behörden in deutsche KZ deportiert und dort ermordet. Der jüdische Friedhof liegt außerhalb der Ortschaft. Um die Jahrtausendwende war er nach Jahrzehnten an Grabschändungen und Verwüstung in zerstörten und überwachsenen Zustand. 2006 wurde er renoviert, neue Betonfundamente für Grabsteine und eine neue Mauer errichtet.

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