Sonntag, 29. April 2012

Schwechat

28.4.2012

Die Industrie- und Flughafenstadt Schwechat südöstlich von Wien ist kein klassisches Ziel für kulturtouristische Erkundungstouren, doch vor einem Fußballspiel hier wurde dann doch auch etwas durch die Stadt spaziert. 16.000 Menschen leben in Schwechat.

Schwechat ist eine der wenigen Gemeinden Österreichs, in der nach dem Zweiten Weltkrieg kein sogenanntes Kriegerdenkmal errichtet wurde, sondern ein Mahnmal, das nicht nur den Opfern der Kriege gedachte, sondern auch jene des Faschismus explizit anführte. Das Manhnmal wurde 1967 zur Eröffnung des Waldfriedhofs ebendort zentral aufgestellt. Die vom Schwechater Künstler Karl Martin Sukopp angefertigte Skultur zeigt eine ältere Frau, die mit gesenktem Kopf auf einen toten Mann in ihren Armen blickt. 2011 wurde das Denkmal von der Stadt Schwechat renoviert.



Die 1764 fertiggestellte barocke katholische Pfarrkirche am Hauptplatz, der ansonsten wenig bemerkenswert ist.


Die Körnerhalle wurde 1960 als Kultur- und Veranstaltungszentrum eröffnet. Ein funktional gehaltener Bau seiner Zeit. Die Unterseite der Fassade wurde mit zwei Reliefbändern vom bereits erwähnten Karl Martin Sukopp gestaltet.

Donnerstag, 26. April 2012

Datum 4/12




Datum
4/2012
98 S.







Die Gleichberechtigung der Geschlechter als „historisch gegrowtes Problem“, das sich sich schon irgendwie von selbst lösen werde oder halt nicht. Gekümmert wird sich nicht darum, denn: „Was bringt dir Frauenpolitik in einer Diktatur?“ Hier sprechen nicht irrlichternde politische Sektierer, die abgehoben von der Realität sind, nicht mit beiden Füßen auf der Erde stehen, sondern Protagonisten eines politischen Hypes namens Piratenpartei. Das ist nicht meine Revolution.
Johann Skocek portraitiert den unsäglichen Politiker Stefan Petzner der unsäglichen rechtspopulistischen Partei BZÖ. Er erwähnt auch dessen rechte Ausrufezeichen in Nachfolge Jörg Haiders wie die Aussage „Mir sind österreichische Namen lieber.“ gegen die Wiener grüne Politikerin Maria Vassilakou. Das wahre Wesen kommt eben immer wieder heraus, trotz aller Camouflage.
Weiters gibt es im Heft eine faszinierende Reisereportage aus Khartum von Gerald Drißner und Stefan Kaltenbrunner.

Dienstag, 24. April 2012

Arbeit und Wirtschaft, 3/2012



Arbeit & Wirtschaft
Herausgegeben von AK und ÖGB
Nr. 3/2012
46 S.






Auf das Arbeitsrecht kommt man zumeist dann, wenn man in der Bredouille ist − und ist dann sehr froh darüber, daß man Rechte hat und nicht Wohl und Wehe ausgeliefert ist. Diesem Thema widmet sich das Heft.
Immer wieder bemerkenswert ist die unterschiedliche Bewertung von gleichwertiger Arbeit, die sich in unterschiedlicher Bezahlung niederschlägt: „Einem Maurer, der Zementsäcke schleppt, wird Krafteinsatz zugebilligt, eine Supermarktkassiererin, die täglich viele Produkte über den Scanner zieht − dabei zwischen zwei und sechs Tonnen pro Tag hebt − muß um diese Anerkennung noch kämpfen.“

Donnerstag, 19. April 2012

Blätter, März 2012




Blätter für deutsche und internationale Politik
Heft 3/2012
128 S.







Eine interessante Lesart der immer wieder interessiert verfolgten Meldungen und Berichte über Sozialproteste in China liefert Günter Schucher. Für ihn übersehen westliche Kommentare „meist die eigentlichen Absichten der Protestierenden und unterschätzen die Anpassungsleistungen des Einparteienstaates“. Er stellt dies am Beispiel des Aufruhrs im südchinesischen Wukan dar. Die Proteste richten sich gegen Unrecht und Ausbeutung durch lokale Autoritäten und appellieren an die Zentralregierung mit der Bitte um Hilfe. Schucher nennt unter Verweis auf Peter L. Lorentzen die mögliche Schlußfolgerung, daß „die Führung in Beijing die Proteste bewußt toleriert, um so Informationen über unbotmäßige Lokalkader zu erhalten und diese unter ihre Kontrolle zu bringen. Stimmt diese Lesart, so würden die Proteste das Regime langfristig sogar stabilisieren“.
Randnotiz zu chinesischen Dimensionen: Wukan firmiert als „Dorf“, bei 12.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Sonntag, 15. April 2012

Banská Bystrica

14.4.2012

In die Zentralslowakei ging es diesen Samstag, zu einem kleinen Rundgang durch die Stadt bevor hier ein Fußballspiel besucht wurde. 80.000 Menschen leben in Banská Bystrica (der deutsche Name der Stadt lautet Neusohl, der ungarische Besztercebánya).

Der große Hauptplatz der Stadt, der Platz des Slowakischen Nationalaufstandes Námestie SNP. Der schwarze Obelisk im Vordergrund erinnert an die bei der Befreiung der Stadt 1945 getöteten sowjetischen Soldaten. Ein Kontrapunkt zur weißen Pestsäule aus dem 18.Jh. am anderen Ende des Platzes.


Dem Rathaus wurde bei der Renovierung 2010 eine kleine Glaspyramide auf das Dach gesetzt. Ein gelungener, netter Akzent.


Der 1552 erbaute Uhrturm dominiert den Platz (Námestie SNP). Er bietet einen bemerkenswerten Anblick, da er ein schiefer Turm ist. Er neigt sich 40 cm nach links.


Banská Bystrica war eine auf das 13.Jh. zurückgehende Bergwerksstadt (die letzten Minen wurde 1788 geschlossen). Zum Schutz des durch die Bergleute gewonnenen Reichtums wurde Ende des 15.Jh damit begonnen, eine Stadtburg (mestský hrad) zu errichten. Teile sind davon zu sehen.


Die ursprünglich spätromanische Pfarrkirche aus der zweiten Hälfte des 13.Jh. (im 16.Jh. umgebaut) stand im Zentrum der Stadtburg. Interessante rote Farbgebung.


1969 wurde das Museum und Denkmal des Slowakischen Nationalaufstands Slovenské národné povstanie (Múzeum bzw. Pamätník SNP) errichtet. Das nach Plänen des Architekten Dušan Kuzma errichtete Bauwerk ist in seiner futuristischen Gestaltung durchaus spannend. Ein Besuch muß ein anderes Mal nachgeholt werden.


Im Zentrum des Museums steht das Denkmal. Von August bis Oktober 1944 erhoben sich slowakische Nazigegner und Partisanen gegen die mit Hitlerdeutschland verbündete Marionettenregierung und hofften, die Mittel- und Ostslowakei bis zum Eintreffen der von Osten kommenden Roten Armee befreit zu halten. Banská Bystrica war das Zentrum des Aufstands. Dieser wurde schließlich aber von deutschen Truppen blutig niedergeschlagen, es gab 20.000 Tote. In den wenigen Monaten zwischen Oktober 1944 bis zur Befreiung im März 1945 wüteten deutsche Wehrmacht und SS sowie ihre lokalen Verbündeten wie andernorts, ob in der Ukraine, in Jugoslawien, in Griechenland oder Italien, wenn sich ihnen die Bevölkerung entgegenstellte: Es herrschte blanker Terror und Massenmord, 90 Dörfer wurden niedergebrannt, 5.000 Menschen umgebracht.


Im Park vor dem Museum steht allerlei todbringendes Kriegsgerät wie deutsche Panzerwägen und Kanonen sowie auch ein sowjetisches Flugzeug. Der Aufstand wurde aus der Luft versorgt; im Unterschied zum Warschauer Aufstand von 1943, der alleingelassen wurde, waren in der Slowakei die Kommunisten beteiligt gewesen.

Dienstag, 10. April 2012

Mödling

9.4.2012

Bevor ein Fußballspiel im Stadion besucht wurde, ging es zu einem kleinen Rundgang durch die Altstadt von Mödling. In der nur 16 km südlich von Wien gelegenen Stadt leben 20.400 Menschen.

Das historische Stadtzentrum ist seit dem 14.Jh. der Schrannenplatz. Die namensgebende „Schranne“ war im Mittelalter der Sitz der Gerichtsbarkeit und wurde im 16.Jh. zum heutigen Rathaus (mit Turm) umgebaut.


Der älteste Sakralbau der Stadt ist der heutige Karner gegenüber der Pfarrkirche. Er wurde um 1182 errichtet, der Eingangsbereich in romanischem Stil ist noch schön erhalten.


Gegenüber steht die spätgotische (1454−1523) Pfarrkirche, die anstelle eines romanischen Vorgängers errichtet wurde. Sie steht an imposanter Stelle an einem Fluchtpunkt über der Stadt, Turm hat sie dafür keinen.


Der 1870 bis 1873 erbaute Aquädukt der I. Wiener Hochquellwasserleitung überspannt das Tal des Mödlingbachs mit einer Höhe von 24 Metern. Blick auf den Aquädukt und die zu Füßen liegende Stadt vom Aufstieg auf den Schwarzen Turm.


Der Schwarze Turm ist Teil einer Reihe von pseudohistorisch-romantischen Anlagen, die Fürst Johann Liechtenstein Anfang des 19. Jahrhunderts rings um die seit dem 16.Jh. verfallene Burgruine Mödling errichten ließ.


An den Rest eines mittelalterlichen Wächterhauses mit einem Fenster wurde so etwa ein zweiter Bogen angebaut und dies zu einem Aussichtspunkt gestaltet (mit dem sinnigen Spitznamen Augengläser).

Montag, 9. April 2012

Zalaegerszeg

8.4.2012

Ins westungarische Zalaegerszeg (deutsch Egersee) verschlug der Besuch eines Fußballspiels am Sonntagnachmittag. Rund 62.000 Menschen leben hier.
An die Revolution von 1956, als sich die Stadt bis zum Eintreffen der Sowjetarmee acht Tage lang befreit hatte, erinnern in der Stadt mehrere Denkmäler.

Die Stadt war jahrhundertlang vor allem administratives Zentrum des Komitats Zala, wovon das 1730−1732 erbaute barocke Komitatshaus zeugt. Wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung erlangte die Stadt weitgehend erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als hier Industrie angesiedelt wurde. Noch 1920 lebten in der Stadt lediglich 13.000 Menschen.


Die 1747 begonnene und 1809 eingeweihte Magdalenenkirche dominiert das Stadtbild der kleinen Innenstadt.


Das in Jugendstil gehaltene Postamt aus der letzten Jahrhundertwende.


Die 1904 in eklektischem Stil erbaute ehemalige Synagoge. Rund ein Zehntel der Bevölkerung der Stadt waren bis 1944 Jüdinnen und Juden. Das Gebäude dient heute als Saal für Konzerte und Ausstellungen.


Vor dem jüdischen Friedhof steht ein bemerkenswertes Holocaust-Mahnmal, das an die 1.221 Jüdinnen und Juden erinnert, die 1944 nach Auschwitz deportiert und wohl fast alle ermordet wurden. Zu Füßen der großen Steine, in die Namen eingraviert sind, liegen unter anderem ein Hut, ein Mantel und ein Kinderschuh. 2010 wurde das Mahnmal bei einem Vandalenanschlag beschädigt, aber wieder hergerichtet.

Samstag, 7. April 2012

Šamorín/Somorja

6.4.2012

An einem regnerischen Freitagnachmittag ging es südöstlich von Bratislava nach Šamorín (slowakisch) bzw. Somorja, wie die Stadt auf ungarisch heißt, zum Fußball. Der deutsche Name der Stadt lautet Sommerein. Alle Schilder sind hier zweisprachig angeschrieben, auf der Großen Schüttinsel lebt die ungarische Minderheit der Slowakei. Diese Stadt ist zu zwei Drittel ethnisch ungarisch und zu einem Drittel ethnisch slowakisch. 13.000 Menschen leben hier.

Das Rathaus am Hauptplatz der Stadt. Der ursprüngliche Renaissancebau wurde mehrmals umgebaut, zuletzt wurden 1863 die Dachkonstruktion und der vormalige Turm durch einen Brand zerstört und 1928/29 der zweite Stock aufgesetzt.


Die 1722 bis 1778 im Barock errichtete katholische Kirche strahlt renoviert, während am 1786 unter Kaiser Joseph II. (als ungarischer König II. József) aufgehobene Kloster das Schönbrunnergelb nur mehr rudimentär sichtbar ist und auch der innere Zustand sanierungsbedürftig scheint.


Die 1784 fertiggestellte evangelische Kirche ist weniger wegen ihres klassizistischen Baus interessant, sondern durch den Umstand, daß sie ein schönes Beispiel für die josephinische Religionspolitik ist: Die Evangelischen durften nach dem Toleranzpatent 1781 ihre Religion ausüben und Kirchen bauen, diese mußten sich aber − wie hier schön zu sehen − noch optisch von den Katholischen unterscheiden und durften als markantestes Zeichen keinen Turm haben.
Es gibt ein paar Schritte weiter auch noch eine reformierte (calvinistische) Kirche, die aber kein Neubau jener Zeit ist, sondern eine ehemalige katholische Kirche.


Die 1912 erbaute ehemalige Synagoge. 1930 lebten 318 Jüdinnen und Juden in der Stadt, 1944 wurden die Verbliebenen deportiert und ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand das Gebäude jahrzehntelang leer bzw. wurde als Lager benutzt. 1996 wurde es renoviert und dient seither als Ausstellungsraum und Konzertsaal.


Leider war verschlossen und niemand da, den ich fragen konnte, was es mit dem Grabstein des Arzt und Menschenfreund Jakob Pollach und dem Sowjetstern auf sich hat, die vor der ehemaligen Synagoge lagen.

Montag, 2. April 2012

Olmütz

1.4.2012

An einem Apriltag, der sich zunächst mit Schneegestöber und Windstößen einerseits und schließlich andererseits strahlendem Sonnenschein sehr wechselhaft zeigte, ging es ins mährische Olmütz (tschechisch Olomouc). Bevor es am späten Nachmittag zum Fußball ging, wurde ein wenig die Stadt besichtigt. 100.200 Menschen leben hier.

Das Rathaus (Radnice), das seit dem 15.Jh. mitsamt seinem Turm inmitten des Oberen Markplatzes (Horní náměstí) steht. Die aktuelle Höhe des Turms stammt aus der Aufstockung 1601−1607.


An der Nordseite des Rathauses befindet sich die berühmte Kunstuhr (Orloj). Die spätgotische Nische stammt wahrscheinlich aus den 1474 begonnenen Umbauarbeiten. Eine Kunstuhr ist hier ab dem Jahr 1519 belegt. Sie wurde in den späteren Jahrhunderten mehrmals um- und neugestaltet, so etwa 1573−1575, 1661−1662 und 1898. Die historistisch-romantische neogotische Gestaltung 1898 griff erstmals in das künstlerische und technische Werk radikal ein. Nach einer Beschädigung im Zweiten Weltkrieg wurde das Antlitz der Uhr dann 1947−1955 im Stil des sogenannten „sozialistischen Realismus“ unter den Vorzeichen des Kommunismus vollständig neu gestaltet. Seither stehen z.B. zu ihren Füßen ein Proletarier und ein „geistiger Arbeiter“.


Eine weitere Dominante des Horní náměstí ist die gewaltige barocke Pestsäule bzw. Dreifaltigkeitssäule (Sloup Nejsvětější Trojice) aus den Jahren 1716 bis 1754.


Der Wenzelsdom (Katedrála sv. Václava). Die Kirche wurde ursprünglich 1141 fertiggestellt und im 13. Jh in gotischem Stil umgebaut. Das heutige Aussehen und der im Hintergrund zu sehende Turm stammen aus der neogotischen Gestaltung am Ende des 19.Jh. Die Kirche steht auf der Wenzelsanhöhe (Václavské návrší), wo einst die Olmützer Burg (Olomoucký hrad) lag. Hier wurde 1306 der letzte böhmische König aus dem Geschlecht der Přemysliden, der 16-jährige Wenzel III., ermordet.


Neben dem Theresianischen Zeughaus (Tereziánská zbrojnice) aus dem 18.Jh. rechter Hand ist im Hintergrund links anschließend der barocke Erzbischofspalast (Arcibiskupský palác) aus dem 17. Jh. zu sehen. Eine schöne Kombination der beiden Mächte, die über Jahrhunderte die Geschichte der Stadt Olmütz prägten: Die katholische Kirche und das Militär. Im Erzbischofspalast wurde 1848 der 18-jährige Franz Joseph zum Kaiser gekrönt, als der Hof vor der Revolution in Wien in das stark befestige Olmütz geflohen war. Im Oktober 1848 wurde Wien von der kaiserlichen Armee blutig erobert.


Die Reste der weitläufigen Befestigungsanlagen der findet man rings um die Altstadt. Hier ein Blick auf die zentrumsnahe Kronenfestung (Korunní pevnůstka), einer Bastion aus dem Jahr 1754. Die Olmützer Festungsstadt (Olomoucká pevnost) wurde im Dreißigjährigen Krieg von einer schwedischen Armee erobert und jahrelang besetzt und war im 18.Jh. ein Brennpunkt der Kriege zwischen der Habsburgermonarchie und Preußen.


Reste der mittelalterlichen Stadtmauer sind im Bezruč-Park (Bezručovy sady) zu sehen.