Dienstag, 28. September 2021

Manchester

28.9.2021

In der englischen Stadt Manchester wurde ein Fußballspiel besucht. 548.000 Menschen lebten in der Stadt und 2,8 Mio. in der Region Greater Manchester.

Straßenszene


Manchester Town Hall, das 1877 fertiggestellte Rathaus, ist bis 2024 im Umbau.


Das Peterloo Memorial erinnert seit 2019 an das Peterloo Massacre von 1819, als das mit hunderten Soldaten Infanterie, Kavallerie und zwei Kanonen aufmarschierte britische Militär eine aus Hunger aufgebrachte, aber friedliche Demonstration von 60.000 Menschen attackierte, die gegen die hohen Lebensmittelpreise aufgrund der Corn Laws (Schutzzölle gegen Getreideimporte) protestierte. In einer Kavallerieattacke töteten die Soldaten mit ihren Säbeln vom Pferd aus binnen einer Viertelstunde 15 Menschen und verletzten 400 bis 700 teils schwer.


Manchester spielte eine Schlüsselrolle während der Zeit der Industriellen Revolution. Die zahlreichen Bäche, die in den Pennines nördlich und östlich der Stadt entsprangen, waren ideal für die Errichtung von Baumwollspinnereien, die durch Wasserkraft angetrieben wurden. Die Stadt profitierte außerdem von der Nähe zum Hafen in Liverpool. Nach der Erfindung der Dampfmaschine waren die Baumwollspinnereien nicht mehr länger auf die Wasserkraft angewiesen und in der Folge entstanden noch größere Betriebe in der Stadt selbst sowie in den umliegenden Dörfern und Städten. Am Höhepunkt 1853 gab es hier 1808 Baumwollspinnereien. Innerhalb weniger Jahrzehnte stieg die Bevölkerungszahl um ein Vielfaches an und Manchester wurde zum wichtigsten industriellen Zentrum der Welt. Die meisten Arbeiterinnen und Arbeiter wurden zu Hungerlöhnen angestellt und mussten in erbärmlichen Zuständen leben. Friedrich Engels machte das 1844 zum Thema seines instruktiven Buchs The Condition of the Working Class in England. Engels lebte von 1842 an zwei Jahrzehnte in Manchester und erlebte hier die Praxis des Kapitalismus, was für die Entwicklung des Marxismus von Bedeutung war. 2017 brachte ein Künstler namens Phil Collins (nein, nicht der sondern ein anderer gleichen Namens) diese alte sowjetische Engels-Statue aus dem ukrainischen Poltava hierher und stellte sie hier neu auf.


Straßenszenen. Im Englischen Bürgerkrieg ab 1642 stand Manchester auf der Seite des Parlaments gegen die Alleinherrschaft des Königs. Die Stadt wehrte sich militärisch erfolgreich gegen eine Belagerung der königlichen Truppen, obwohl sie keine Stadtmauern besaß. Als der König nach der Phase der Republik 1660 wieder an die ganze Macht gelangte, verlor Manchester sämtliche Sitze im Parlament und war fast zweihundert Jahre lang ohne politische Vertretung im Parlament.


Shambles Square. Während der Fußball-EM 1996 legte in der Nähe, in der Corporation Street, die IRA im Rahmen ihres Terrors eine Bombe, die 212 Menschen teilweise schwer verletzte aber glücklicherweise niemand tötete, nachdem nach einer Vorwarnung kurz zuvor in Windeseile 75.000 Menschen aus dem Stadtzentrum evakuiert worden waren. Ein EM-Spiel musste verschoben werden.


Die Manchester Cathedral. Die heutige Kirche wurde im 15.Jh. an der Stelle einer Vorgängerkirche errichtet. Der Turm der Kathedrale wurde 1864 wegen Baufälligkeit abgerissen und 1868 in gleicher Form etwas höher neu gebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde Manchester von der deutschen Luftwaffe schwer bombardiert, am heftigsten zu Weihnachten 1940, in den Nächten von 22./23.12. und des 24. Dezember 1940. Ein großer Teil des historischen Stadtzentrums wurde dabei zerstört, rund 30.000 Häuser beschädigt, 376 Menschen getötet und zahlreiche mehr verletzt. Die Kathedrale wurde von den deutschem Bomben zu Weihnachten 1940 schwer beschädigt. Sie wurde 1941 bis 1960 wiederaufgebaut.

Montag, 27. September 2021

Redditch

27.9.2021

In der englischen Stadt Redditch wurde ein Fußballspiel besucht. 85.000 Menschen leben hier.

Straßenszene


St Stephen's Church


Das Holocaust Memorial zeigt ein Kind mit einem Soldaten als Befreier


Denkmal für den 1948 in Redditch geborenen John Bonham (verstorben 1980), Drummer der legendären Led Zeppelin.


Straßenszenen. Im 19.Jh. war hier das Zentrum der industriellen Produktion von Nadeln und Fischhaken. In der Nachkriegszeit war Redditch eine der von der britischen Regierung 1964 definierten New Towns, die nach Plan ausgebaut wurden. In wenigen Jahren verdoppelte sich damals die Bevölkerung.

Samstag, 25. September 2021

Plovdiv

25.9.2021

In der bulgarischen Stadt Plovdiv wurde das eine und das andere Fußballspiel besucht. 364.000 Menschen leben hier.

In der Antike bestand hier in Thrakien die nach dem makedonischen König Philipp II. benannte Stadt Philippopolis (Φιλιππούπολις), in der thrakische, griechische und makedonische Einwohnerinnen und Einwohner lebten. Im Jahr 168 v.u.Z. eroberte das Römische Reich Makedonien und die Stadt wurde eine römische Provinzhauptstadt. 863 wurde die nunmehr byzantinische Stadt von Bulgaren erobert und in den folgenden Jahrhunderten wechselten bulgarische und byzantinische Herrschaft bis zur osmanischen Eroberung 1363 oder 1364. Vom frühen 15.Jh. bis Ende des 17.Jh. war die Bevölkerung hauptsächlich muslimisch. Im Russisch-Osmanischen Krieg 1877/78 eroberte die russische Armee Plovidv und beendete faktisch ein halbes Jahrtausend osmanischer Prägung. Zur Zeit des Osmanischen Reiches war die türkisch Filibe genannte Stadt die Hauptstadt des bulgarischen Teils von Thrakien. Bis 1885 verblieb Plovdiv in Ostrumelien unter formaler osmanischer Oberhoheit und wurde dann an das 1878 gegründete Bulgarien angeschlossen. Von den 33.442 Einwohnerinnen und Einwohnern des Jahres 1885 waren 50% bulgarisch, 21% türkisch, 16% griechisch, 6% jüdisch und 3% armenisch gewesen. Die ehemalige Multikulturalität gibt es nicht mehr. Nachdem der Großteil der türkischen und griechischen Bevölkerung Ende des 19.Jh. bis spätestens zu den Balkankriegen 1912/13 und dem anschließenden Ersten Weltkrieg 1914 bis 1918 sich angesichts des gewaltätigen Nationalismus gezwungen sah, die Stadt zu verlassen, verließen die Jüdinnen und Juden sie zumeist nach der Gründung des Staats Israel 1948. Heute ist die Stadtbevölkerung zu 85% bulgarisch und 5% türkisch.


Postamt


Straßenszene


Die Freitagsmoschee (bulgarisch Джумая джамия / Dschumaja dschamija, türkisch Ulu Cami), aus dem Jahr 1425 ist die älteste erhaltene Freitagsmoschee der osmanischen Architektur auf dem Balkan. Im Februar 2014 marschierte ein faschistischer Mob von mehreren hundert Personen durch die Stadt, attackierte Leib und Leben von Moslems auf den Straßen und versuchte die Moschee mit Pyrotechnik in Brand zu setzen.


Reste des antiken römischen Stadions aus dem 2.Jh.u.Z., als Philippopolis Hauptstadt der römischen Provinz Thrakien war. Das für Laufbewerbe und Wagenrennnen konzipierte Stadion bot 30.000 Plätze.


Das Forum, der Hauptplatz der römischen antiken Stadt.


Das römische Theater von Philippopolis aus dem 1.Jh.u.Z. bot einst 5.000 bis 7.000 Plätze. Die Ruine des antiken Theaters, mit Blick vom Hügel in die Ebene, wird auch heute für Veranstaltungen genutzt.


Die Muttergotteskirche wurde 1844 errichtet und zu einem Symbol der bulgarischen Unabhängigkeitsbestrebungen. 1859 und 1860 hielt hier der Bischof von Plovdiv orthodoxe Messen in bulgarischer statt griechischer Sprache ab und wandte sich damit öffentlich von der Oberhoheit des griechisch-orthodoxen Patriachats von Konstantionopel ab, was später mit der Gründung der bulgarisch-orthodoxen Kriche endete.


Die Altstadt zieht sich bemerkenswert über einen Hügel, mit engen gepflasterten Straßen und schönen Häusern.


Einige Bauten aus osmanischer Zeit wie dieses Bad in typischer osmanischer Architektur des 16.Jh. sind zu sehen.


Straßenszene


Bulgarisches Unabhängigkeitsdenkmal


Im mit den Nazis verbündeten Bulgarien verhafteten die Behörden am 10. März 1943 auch in Plovdiv die hier lebenden Jüdinnen und Juden, um sie den deutschen Behörden zur Deportation in KZ und Ermordung zu übergeben. Es gab dagegen aber breite Proteste in der bulgarischen Gesellschaft. In Plovdiv protestierte etwa der orthodoxe Bischof dagegen. Schließlich lenkte die Regierung des bulgarisches Zars Boris III. ein und übergab den Deutschen die Jüdinnen und Juden aus den im Krieg bulgarisch besetzten und annektierten Gebieten, um sie zu ermorden, aber nicht die im Kernland lebenden Jüdinnen und Juden. 1.500 Menschen in Plovdiv wurde damit das Leben gerettet.


Das Alyosha Monument aus den Jahren 1954-57 gedenkt weithin sichtbar auf einem Hügel den während der sowjetischen Eroberung des mit den Nazis verbündeten Bulgarien 1944 getöten Soldaten.