Sonntag, 16. August 2020

Rusovce

16.8.2020

In Rusovce (früher deutsch Karlburg, ungarisch Oroszvár, kroatisch Rosvar) im Süden der slowakischen Hauptstadt Bratislava wurde ein Fußballspiel besucht. 4.100 Menschen leben hier.

Seit dem Mittelalter hatte der Ort durch Migrationsbewegungen eine vielfältige Bevölkerungsgeschichte. Im 9.Jh. gab es hier eine slawische Siedlung, die zumindest im 10. und 11.Jh. eine slowakisch-ungarisch gemischte Bevölkerung hatte. Seit dem 14.Jh. gab es eine deutsche Einwanderung und im 16.Jh. kamen im Zuge der kroatischen Ansiedlung im westungarischen Raum Kroatinnen und Kroaten auch hierher, sodass die Ostschaft vom 16. bis ins 19.Jh. vorwiegend deutsch und kroatisch bevölkert war. Gegen Ende des 19.Jh. war das kroatische Element aber im Germanisierungsdruck fast verschwunden. 1910 waren von den 1802 Einwohnerinnen 1.268 deutsch (70%), 439 ungarisch (2%), 30 slowakisch (1%) und 20 kroatisch (1%). Bis 1947 gehörte Rusovce als Oroszvár zu Ungarn und wurde dann gemeinsam mit den Nachbarorten Čunovo (deutsch Sarndorf, ungarisch Dunacsún, kroatisch Čunovo) und Jarovce (deutsch Kroatisch-Jahrndorf, ungarisch Horvátjárfalu, kroatisch Hrvatski Jandrof) nach der Pariser Friedenskonferenz nach dem Zweiten Weltkrieg an die Tschechoslowakei angegliedert, um das Hinterland von Bratislava strategisch zu verbreitern. Durch Flucht und Vertreibung hatte sich die Bevölkerung der Ortschaft nach dem Krieg mittlerweile halbiert. 1972 wurde Rusovce nach Bratislava eingemeindet und ist seither ein Stadtteil der slowakischen Hauptstadt. Die Bevölkerung ist heute zu 83% slowakisch und 10% ungarisch.


Überreste des antiken römischen Kastells Gerulata. Es war Bestandteil der römischen Grenzbefestigungen (Limes) an der Donau. Vermutlich vom 1. bis ins 4.Jh. u.Z. waren hier eine Kavallerieeinheiten stationiert. Damals gab es in der Region gab es nur zwei Donauübergänge, und zwar Furten bei Hainburg und eben hier bei Rusovce. Im 4.Jh. zog sich die offensichtlich schon stark reduzierte Militärbesatzung in ein „Restkastell“ (burgus) zurück und überließ der Zivilbevölkerung das übrige ummauerte Areal, das sich in eine zivile Stadt verwandelte. Das Museum hat zwar bis 17:00 Uhr offen, hätte aber 16:30 Uhr als letzte Einlasszeit gehabt.


Katholische Kirche aus dem Barock (17./18.Jh.)


Evangelische Kirche aus dem ersten Drittel des 19.Jh.


Das Rusovský kaštieľ oder deutsch früher Schloss Karlburg ließen sich die 1646 bis 1872 über die hier lebenden Menschen herrschenden Adeligen der Zichy 1841 bis 1846 im englischen Tudor-Stil anstelle einesVorgängerbaus aus dem Jahr 1521 als Residenz errichten. Es war das Zentrum eines Großgrundbesitzes, der 24 Quadratkilometer beiderseits der Donau umfasste. Der letzte ungarische adelige Schlossherr, Elemér Lónyay, vererbte 1946 seinen Besitz dem katholischen Benediktinerorden, der die wertvolle Schlossbibliothek nach Pannonhalma bringen ließ, wo sie sich bis heute befindet. In der Tschechoslowakei wurden Schloss und Besitz 1948 verstaatlicht. Seit 1995 nutzt die slowakische Regierung das Schloss zu Repräsentationszwecken. Derzeit läuft eine Sanierung.

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