Samstag, 30. April 2022

Genua

29./30.4.2022

Im italienischen Genua (italienisch Genova) wurde das eine, das andere und noch ein Fußballspiel besucht. Nach der bereits erfolgten Stadtbesichtigung vor zehn Jahren gab es diesmal einen Fokus auf anderes, aber auch einen Spaziergang zu bekannten Orten.

Der Bahnhof Genova Brignole ist einer der beiden Hauptbahnhöfe. Er liegt im Osten der Stadt, allerdings nicht an der Piazza Brignole wie der Name nahelegen würde. Der erste Bahnhof war zwar dort 1868 eröffnet worden, vier Jahrzehnte später baute man aber für die 1905 geplante Weltausstellung einen neuen großen Bahnhof südöstlich davon. Den Bahnhofsnamen behielt man aber bei. So liegt der Bahnhof Brignole heute an der Piazza Verdi.


Von der damals noch eigenständigen Gemeinde Quarto al Mare neben Genua brach 1861 Garibaldi mit tausend Kriegsfreiwilligen zur Überfahrt nach Sizilien auf, um dort im Zuge des italienischen Risorgimento, den Kriegen zur Gründung des vereinigten Staats Italien, einen Aufstand unterstützen und in blutigem Krieg erfolgreich den König von Neapel zu stürzen. Die nationalistische Unternehmung brachte dem sardinisch-piemontesischen Savoyer-König, von dessen Staatsgebiet aus hier Garibaldis Truppe gestartet war, die Ausweitung seines Herrschaftsgebiets und schließlich ein um ein vielfaches größeres Königreich mit der Staatsgründung Italiens 1862. Zur Erinnerung an Garibaldis spedizione dei Mille („Zug der Tausend“) wurde Quarto al Mare in Quarto dei Mille umbenannt. 1926 wurde es zur Vergrößerung der ligurischen Hauptstadt nach Genua eingemeindet.


Straßenszene in Quarto.


Die Torre della Lanterna di Genova, der Leuchtturm von Genua, ist 76 Meter hoch und steht weithin sichtbar auf einem Hügel am Hafen. Der erste, bereits ähnlich hohe Leuchtturm wurde hier um 1128 erbaut. 1506 wurde er im Krieg schwer beschädigt und 1543 in der heutigen Form wiederaufgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Turm erneut beschädigt und danach 1956 wiederhergestellt.


Graffiti


Straßenszenen in Genua an der Hafenffront


Am Hafen liegt beim Meeresmuseum ein ausrangiertes Uboot.


Wie schon 2012 führte der Spaziergang unweigerlich zur als Filmkulisse für den Kinofilm Piraten (1986) gebauten Galeone. Historisch ist das natürlich keine Sehenswürdigkeit, aber persönlich aufgrund Kindsheitserinnerung an den Film eine Attraktion.


Am alten Hafen (porto antico)


In der an den Hafen anschließenden mittelalterlichen Altstadt ist die über Jahrhunderte gewachsene, zeitgenössisch dichte und hohe Bebauung beachtlich.


Porta Soprana aus dem 12.Jh., mit einer verstärkten Stadtmauer in wenigen Wochen errichtet als sich ein großer Krieg ankündigte.


Außerhalb der Porta Soprana ist der Rest eine Kreuzgangs eines nicht mehr bestehenden mittelalterlichen Klosters zu sehen.


Und schließlich landet man doch bei allen Spaziergängen wieder vor dem Kolumbus-Haus (Casa di Colombo). Christoph Kolumbus stammte zwar aus Genua, hatte aber völlig sicher nichts mit diesem Haus zu tun. Man benannte man aber trotzdem später einfach ein altes Haus nach ihm und seither kommen Touristinnen und Touristen aus aller Welt hierher – so auch ich nun schon zum zweiten Mal.


Straßenszenen in Genua


Kolumbus-Statue auf der Piazza Acquaverde.


Der 1860 gebaute und 1900 erweiterte Bahnhof Genova Piazza Principe, einer der beiden Hauptbahnhöfe der Stadt.


Gedenkstein für Carlo Giuliani auf der Piazza Gaetano Alimonda. Er wurde hier mit 23 Jahren bei den antikapitalistischen Protesten gegen den G8-Gipfel in Genua 2001 von einem Carabiniere erschossen. Während der Straßenschlachten mit der Polizei hob Giuliani einen zuvor als Wurfgegenstand verwendeten Feuerlöscher auf und stand damit einige Meter vor einem Polizeiauto. Aus diesem rief ein Carabiniere aus dem bei den Attacken eingeschlagenen Rückfenster „ich werde euch töten“ und tötete Giuliani mit einem Schuss in den Kopf. Das Polizeiauto überfuhr dann noch im Rückwärtsgang den wohl bereits tot am Boden Liegenden und fuhr davon. Andere Polizeieinheiten waren ebenfalls vor Ort. Das Strafverfahren gegen den Polizisten wurde eingestellt und niemand zur Verantwortung gezogen. 2009 wurde der Staat Italien vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zur Zahlen von 40.000 Euro an die Familie Giuliani verurteilt, weil er die Todesursache nicht aufgeklärt hatte.


Jeder von uns muss etwas geben, damit einige von uns nicht gezwungen sind, alles zu geben. Für Carlo.


Graffiti

Samstag, 23. April 2022

Teramo

23.4.2022

Im italienischen Teramo wurde ein Fußballspiel besucht. 52.000 Menschen leben hier.

Die Stadt liegt am Gebirge Gran Sasso und ist die Hauptstadt der Provinz Abruzzen (Abruzzo ). Nachdem die Römer 290 v.u.Z. in ihren Eroberungskriegen gegen ihre Nachbarn auch das Land des hier lebenden italischen Volk der Paetutii erobert hatten, benannten sie deren Haupstadt lateinisch Interamnia Urbs („Stadt zwischen zwei Flüssen“). Daraus wurde das heutige Teramo.


Der Dom Cattedrale di Santa Maria Assunta wurde 1156 bis 1170 neu gebaut, nachdem die alte Kathedrale Santa Maria Aprutiensis aus dem 6.Jh. in einem Krieg bei der Vernichtung der Stadt durch Vertreibung und Tötung der Bevölkerung, sowie Plünderung und Inbrandsetzung der Gebäude 1156 von normannischen Soldaten zerstört worden war. Im 14.Jh. wurde der Dom erweitert und die heutige Fassade gestaltet. Das markante Portal stammt aus dem Jahr 1332.


Reste eines antiken römischen Amphitheaters aus dem 1.Jh.


Reste eines antiken römischen Theaters aus dem 2.Jh.


Italien


Antike römische Statue aus dem 1.Jh.v.u.Z., später eingebaut in die Hauswand einer Kirche.

Mittwoch, 20. April 2022

Steyr-Gleink

20.4.2022

Im oberösterreichischen Steyr wurde ein Fußballspiel in Stein-Gleink besucht und dazu das ehemalige Stift Gleink besichtigt.

Das Stift wurde im ersten Viertel des 12.Jh. gegründet. Die adeligen Stifter des Stifts ließen eine ehemalige Burg zu einem Benediktinerkloster umbauen. Der erste Abt kam aus dem kurze Zeit zuvor gegründeten Stift Garsten.


1950 bis 1990 betrieb der Orden der Herz-Jesu-Missionare hier ein Erziehungsheim für Knaben. Sogenannte schwererziehbare Burschen wurden hierhergebracht, durch Prügel und Quälereien psychisch gebrochen und für ihr weiteres Leben schwer traumatisiert. Das war damals in vielen katholischen, aber auch anderen, Heimen Praxis. 2009 wurde das Erziehungsheim ganz geschlossen. Eine Gedenktafel erinnert heute an die jahrzehntelang gepeinigten Kinder.


Im Bauernkrieg von 1626 wurde die Anlage von den um ihre Freiheit kämpfenden aufständischem Bauern geplündert. Kaiser Joseph II. ließ das Stift Gleink 1784 wie zahlreiche andere Klöster, die zuwenig wirtschaftliche Bedeutung hatten, aufheben. Die Stiftsgebäude wurden vorübergehend als Kaserne verwendet und 1791 der neugegründeten Diözese Linz überschrieben. Die Linzer Bischöfe schufen sich hier eine Sommerresidenz. 1832 bis 1977 bestand hier ein Kloster von Salesianerinnen.