16.6.2012
Erst vor drei Monaten hatte ich Stadt und Stift Klosterneuburg besichtigt. Da ich nunmehr zu einem weiteren Fußballspiel hierherkam, bot dies die willkommene Gelegenheit, das Stift eingehender in Augenschein zu nehmen.
Im Jahr 1114 wurde das Stift von Markgraf Leopold III. gegründet, der hier auch seine Residenz hatte. Der barocke Ausbau wurde unter Kaiser Karl VI. begonnen, der hier nach spanischem Vorbild (Escorial) einen Herrschaftssitz mit angeschlossenem Kloster errichten lassen wollte. Der Bau wurde nach seinem Tod 1740 gestoppt.
Wie beim letzten Besuch beeindruckt der Eingang durch die Sala terrena, die zum Zeitpunkt des Baustopps halbfertig war und auch unfertig blieb. Nach Jahrhunderten als unzugänglicher Lagerraum wurde der Saal mit herrlichen Atlanten-Figuren an den Gewölben im ursprünglichen Rohzustand erst 2006 zugänglich gemacht und dient nun als Eingangsbereich.
Die bereits 1136 eingeweihte Stiftskirche ist älter als der Wiener Stephansdom und war zu ihrer Zeit die weitaus größte Kirche Österreichs. Die heutige Außenansicht stammt aus der neoromanischen Gestaltung Ende des 19.Jh., dabei wurde u.a. der hier rechts zu sehende Turm (17.Jh.) auf die Höhe des älteren Turms (um 1400) links gestutzt und beiden eine gotische Turmspitze aufgesetzt. Historisch gewachsene Unterschiedlichkeiten wurden zur en voguen Ebenmäßigkeit nivelliert.
Im Inneren der Kirche ist alles barock (17./18.Jh.). Von den einstigen mittelalterlichen Gestaltungen ist nichts übrig, zumindest wurde aber das barocke Gepräge im 19.Jh. auch nicht wieder rückgebaut.
Dieser Gebäudeteil im Leopoldihof des Stifts stammt aus der Markgrafenburg der Babenberger. Die Residenz befand sich hier bis 1145, dann wurde sie nach Wien verlegt (zuvor war der Sitz in Melk gewesen).
Ein Modell veranschaulicht das mögliche Aussehen der mittelalterlichen Anlage zum Zeitpunkt der Kirchweihe im Jahr 1136. Die markgräfliche Burg befindet sich im hier rechts unten zu sehenden Teil.
Der Kreuzgang stammt aus dem 13. und 14. Jh., wobei sein heutiges Aussehen von der historistischen Neugestaltung Ende des 19.Jh. geprägt ist, aus der z.B. die Glasfenster stammen.
Im ehemaligen Refektorium der mittelalterlichen Klosteranlage sind heute sakrale Kunstwerke aus der mittelalterlichen Kircheneinrichtung ausgestellt. Hier die Rückseite des berühmten Verduner Altar (dazu später), die nach der Umgestaltung des Kunstwerks als frei stehender Flügelaltar nach 1330 angefertigt worden war. Die Temperamalerei war nach der Aufstellung des Altars am Grab Leopolds 1833, mit der Rückseite zur Wand, nicht mehr zu sehen und wurde erst in unseren Zeit vom Altar getrennt und eigens ausgestellt.
Bevor man zum Höhepunkt, dem Verduner Altar, gelangt, wird ein lehrreicher Film über die Entstehung der Gold- und Email-Arbeit gezeigt, der auch die historischen Hintergründe der religiösen Botschaften erklärt. Der Film läßt auch einen Blick auf die Details zu.
Der Verduner Altar, eines der bedeutensten religiösen Kunstwerke des westeuropäischen Mittelalters. Der mittlere Teil ist das eigentliche Kunstwerk des Nikolaus von Verdun, das er 1181 vollendete und das bis zu einem verheerenden Brand im Jahr 1330 die Kanzel der Stiftskirche schmückte. Im Zuge der Kirche nach dem Brand wurden die beiden Seitenteile ergänzt, eine Rückenpartie angefertigt (siehe oben) und das Ensemble als Flügelaltar in der Kirche aufgestellt. Seit 1833 steht der nunmerige Altar hier in der Leopoldskapelle über dem Grab Leopolds III. und seiner Gattin, der Kaisertochter Agnes. Das überaus kunstvolle Bildprogramm zeigt religiöse Szenen aus der Bibel.
Die heutige Leopoldskapelle war ursprünglich der Kapitelsaal des Klosters und ist mit bemerkenswerter Stuckdekoration an der Decke aus dem 17.Jh. geschmückt. Nach der Heiligsprechung Leopolds (und nicht seiner ursprünglich mehr verehrten Frau Agnes) 1485 wurde aus dem Saal eine Kapelle mit der Gruft für Leopold, Agnes und ihre Kinder.
Der barocke Kaisertrakt wurde zwischen 1730 und 1740 errichtet und blieb dann ein Jahrhundert als unvollendete Baustelle, bis 1834 bis 1842 ein Hof abgeschlossen wurde (der graue Teil). Das Modell veranschaulicht die riesige Dimension der ursprünglich geplanten Anlage.
Im Marmorsaal des Kaisertrakts. Der Repräsentationsraum wurde als letzter Raum im ursprünglichen Konzept vor dem Baustopp 1740 errichtet.
Es schließen sich typische Zimmerfluchten (Enfilade) eines barocken Schlosses des 18.Jh. an, mit Salons, Speisezimmern und kaiserlichen Privatgemächern. Karl VI. schlief genau eine Nacht hier, mit Ausnahme dieses einen Tages diente Klosterneuburg nie als kaiserliche Residenz.
Blick aus den Kaiserzimmern über die Gartenanlage Richtung Wien (rechts der Leopoldsberg, links hinter dem Grüngürtel die Donau). Die weithin sichtbare prominente Stelle läßt die Machtsymbolik, die das Bauprojekt vermitteln sollte, deutlich werden.
Im kaiserlichen Wohnraum (Innerste Retirade).
In den angeschlossenen Museumsräumlichkeiten gibt es sehr interessante Kunstwerke v.a. des 15.Jh. zu sehen.
Prunkstück ist der riesige, acht Meter breite (!) Stammbaum der Babenberger, der zwischen 1489 und 1492 als Zeichen ihres Machtanspruchs als Herrschergeschlecht entstand.
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Sonntag, 17. Juni 2012
Sonntag, 25. März 2012
Klosterneuburg
24.3.2012
Bevor es zum Fußballspiel ging, wurde ein wenig durch Klosterneuburg spaziert. 25.870 Menschen leben hier.
Dominiert wird das Stadtbild vom auf einem Hügel angelegten Stift Klosterneuburg. Das Stift wurde 1114 vom Markgrafen Leopold III. gegründet. Die dazugehörige Legende lernt in Niederösterreich jedes Kind in der Volksschule. Die hier zu sehende barocke Ansicht stammt aus dem unter Kaiser Karl VI. begonnenen Bauvorhaben, hier nach dem Vorbild des spanischen Escorial eine Mischung aus Kloster und Herrscherresidenz zu schaffen, um die Verbindung von Religion und weltlicher Macht zu versinnbildlichen.
Von den hochtrabenden Plänen unter Karl VI. wurde nur ein Achtel verwirklicht und der Bau nach seinem Tod 1740 gestoppt. Hundert Jahre später, 1834 bis 1842 wurde zumindest der begonnene Eckteil fertiggestellt. Die heute als Sala terrena als Eingangsbereich dienende Halle mit imposanten Figuren (Atlanten) an den Gewölben blieb unfertig im Rohbau, diente als Lager und wurde erst nach einer Renovierung 2006 von außen zugänglich gemacht.
Da die interessanten Teile des Stifts nur einmal täglich mit Führung zugänglich sind, wurde das Innere bis auf die, gegen stattliches Eintrittsgeld zugängliche, Schatzkammer nicht besichtigt. Es hätte sich zeitlich mit dem Fußballspiel überschnitten und das geht nicht.
Im Zuge der Renovierungsarbeiten 2005/06 wurden die Grundmauern der 1222 errichteten und 1799 abgerissenen Capella speciosa freigelegt. Die Kapelle gehörte zur Residenz des Herzogs Leopold VI. und war der erste in gotischem Stil errichtete Bau in Österreich (wahrscheinlich von burgundischen Bauleuten durchgeführt).
Die Stiftskirche wurde zwischen 1114 und 1136 als romanische Basilika errichtet. Um 1400 entstand der hier hinten zu sehende gotische Südturm, der vordere Nordturm wurde erst 1638−1645 ebenfalls in gotischem Stil ergänzt. Die heutige Ansicht stammt allerdings von der neugotischen Gestaltung der Jahr 1882 bis 1893.
Links zu sehen ist die auf dem Stiftsplatz stehende gotische Tutzsäule, benannt nach dem Klosterneuburger Bürger Michael Tutz, der sie 1381 errichten ließ. 1968 wurde um die Säule ein Kriegerdenkmal in Form eines Gitters angebracht, das 2009 aber wieder entfernt wurde.
Das Innere der Kirche ist ganz vom Barock des 17./18.Jh. geprägt. Viel interessanter ist da schon das in bunter Farbgebung gehaltene gotische Gewölbe, durch das man die Kirche betritt.
Blick von der Treppe des Rathauses über den Rathausplatz Klosterneuburgs, im Hintergrund das Stift.
Am Stadtplatz, der allerdings mehr einer Durchzugsstraße als einem Platz ähnelt. Die Nähe Wiens ist hier augenscheinlich: So gibt es hier ein Kundenzentrum der Wiener Stadtwerke und ein paar Straßen weiter stehen Altersheime der Stadt Wien.
Bevor es zum Fußballspiel ging, wurde ein wenig durch Klosterneuburg spaziert. 25.870 Menschen leben hier.
Dominiert wird das Stadtbild vom auf einem Hügel angelegten Stift Klosterneuburg. Das Stift wurde 1114 vom Markgrafen Leopold III. gegründet. Die dazugehörige Legende lernt in Niederösterreich jedes Kind in der Volksschule. Die hier zu sehende barocke Ansicht stammt aus dem unter Kaiser Karl VI. begonnenen Bauvorhaben, hier nach dem Vorbild des spanischen Escorial eine Mischung aus Kloster und Herrscherresidenz zu schaffen, um die Verbindung von Religion und weltlicher Macht zu versinnbildlichen.
Von den hochtrabenden Plänen unter Karl VI. wurde nur ein Achtel verwirklicht und der Bau nach seinem Tod 1740 gestoppt. Hundert Jahre später, 1834 bis 1842 wurde zumindest der begonnene Eckteil fertiggestellt. Die heute als Sala terrena als Eingangsbereich dienende Halle mit imposanten Figuren (Atlanten) an den Gewölben blieb unfertig im Rohbau, diente als Lager und wurde erst nach einer Renovierung 2006 von außen zugänglich gemacht.
Da die interessanten Teile des Stifts nur einmal täglich mit Führung zugänglich sind, wurde das Innere bis auf die, gegen stattliches Eintrittsgeld zugängliche, Schatzkammer nicht besichtigt. Es hätte sich zeitlich mit dem Fußballspiel überschnitten und das geht nicht.
Im Zuge der Renovierungsarbeiten 2005/06 wurden die Grundmauern der 1222 errichteten und 1799 abgerissenen Capella speciosa freigelegt. Die Kapelle gehörte zur Residenz des Herzogs Leopold VI. und war der erste in gotischem Stil errichtete Bau in Österreich (wahrscheinlich von burgundischen Bauleuten durchgeführt).
Die Stiftskirche wurde zwischen 1114 und 1136 als romanische Basilika errichtet. Um 1400 entstand der hier hinten zu sehende gotische Südturm, der vordere Nordturm wurde erst 1638−1645 ebenfalls in gotischem Stil ergänzt. Die heutige Ansicht stammt allerdings von der neugotischen Gestaltung der Jahr 1882 bis 1893.
Links zu sehen ist die auf dem Stiftsplatz stehende gotische Tutzsäule, benannt nach dem Klosterneuburger Bürger Michael Tutz, der sie 1381 errichten ließ. 1968 wurde um die Säule ein Kriegerdenkmal in Form eines Gitters angebracht, das 2009 aber wieder entfernt wurde.
Das Innere der Kirche ist ganz vom Barock des 17./18.Jh. geprägt. Viel interessanter ist da schon das in bunter Farbgebung gehaltene gotische Gewölbe, durch das man die Kirche betritt.
Blick von der Treppe des Rathauses über den Rathausplatz Klosterneuburgs, im Hintergrund das Stift.
Am Stadtplatz, der allerdings mehr einer Durchzugsstraße als einem Platz ähnelt. Die Nähe Wiens ist hier augenscheinlich: So gibt es hier ein Kundenzentrum der Wiener Stadtwerke und ein paar Straßen weiter stehen Altersheime der Stadt Wien.
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