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Freitag, 2. August 2024
Jennersdorf
2.8.2024
Im südburgenländischen Jennersdorf habe ich ein Fußballspiel besucht. 4.100 Menschen leben hier in der aus vier Ortschaften bestehenden Stadtgemeinde, wobei es im Ort Jennersdorf selbst 2.400 sind.
Der Bahnhof Jennersdorf an der Steirischen Ostbahn, die von Graz nach Szentgotthárd führt. Nach den Millionen Toten des Ersten Weltkriegs, der 1918 im Zerfall der Monarchie Österreich-Ungarn, Revolutionen und Absetzung des Habsburgerkaiser Karl dem Letzten, endete, probierte dieser noch zwei Putschversuche in Ungarn, um dort wieder an die Macht zu kommen, nachdem die Menschen in Österreich nichts mehr von ihm und der Unterordnung unter eine Monarchie wissen wollten. Karls Versuche, wieder an die Match zu kommen, im März und im Oktober 1921 scheiterten beide sehr kläglich. Schließlich kamen 19 Menschen in einem Gefecht in Budaörs bei Budapest im Oktober 1921 dabei ums Leben und Karl gab auf. Nach dem Scheitern des ersten Putschversuchs hielt sich Karl samt Entourage im April 1921 in Jennersdorf auf, das damals noch ungarisch war, Gyanafalva hieß und vor der österreichischen Grenze war, und verließ Ungarn hier.
Straßenszenen. Jennersdorf ist Bezirksvorort (so heißten Bezirkshauptstädte im Burgenland) des Bezirks Jennersdorf, des südlichsten Bezirks des Burgenlands.
Seit 2022 erinnert ein Mahnmal an die Ermordung von 29 ungarischen Juden hier im März 1945. 1944 und 1945 ließen die Nazis militärisch nutzlose Gräben ausheben und Erwälle aufschütten, welche die anrollende sowjetische Armee stoppen sollten. Zu zehntausenden mussten ins Burgenland verschleppte ungarische Jüdinnen und Juden Zwangsarbeit verrichten, starben zu tausenden an den unmenschlichen Bedingungen dabei und wurden von SS-Männern ermordet. In Jennersdorf waren die verschleppten Zwangsarbeiter in verschiedenen gebäuden untergebracht. Die Lebensbedingungen waren so schrecklich, dass Seuchen ausbrachen. 29 Menschen, die an Flecktyphus erkrankt waren und nicht arbeiten konnten, ermordete die SS hier. Man verscharrte sie hier am Aasplatz neben toten Tierkadavern. Der Massenmord in Jennersdorf war kein Einzelfall, ähnliches fand entlang des ganzen Südostwalls statt. Auch in Jennersdorf ist es zu weiteren Morden gekommen. 1957 zeigte in Kapfenberg Anna Koinegg einen der Mörder, Vater ihres Kindes und ehemalige Waffen-SS-Mann, an. Es wurden Ermittlungen aufgenommen und einige der Mörder im westdeutschen Mannheim vor Gereicht gestellt. Wie die meisten Verfahren gegen Nazis ging das aber ohne Verurteilung zuende und wurde eingestellt. 1966 ließ Simon Wiesenthal die sterblichen Überreste der Ermordeten exhumieren und am jüdischen Friedhof in Graz bestatten. Das Denkmal ist ein Kunstwerk „245 - Minuten, Tage, Jahre“ von Jasmin Trabichler aus Siegendorf.
Mittwoch, 10. Juli 2024
Stadtschlaining
10.7.2024
Im südburgenländischen Stadtschlaining habe ich ein Fußballspiel besucht. 1.970 Menschen leben hier in der aus fünf Ortschaften bestehenden Stadtgemeinde Stadtschlaining, wobei es im Ort Stadtschlaining selbst 680 Leute sind.
Die Burg Schlaining wurde im 12./13.Jh. errichtet und im Jahr 1271 in lateinischer Sprache als castrum Zloynuk erstmals schriftlich erwähnt. Der Burggraben ist heute als Veranstaltungsplatz genutzt. Zur Nutzung der für Kriege gebauten Anlage für den Frieden wurde 1982 ein Verein gegründet, aus dem 1983 das Österreichische Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung wurde, das hier verschiedene Aktivitäten und Veranstaltungen zum Thema organisiert.
Straßenszenen. Im Lauf der Jahrhunderte herrschten verschiedene Adelige hier über die Bevölkerung. Von 1471 bis 1949 gehörte die Herrschaft den ungarischen Fürsten Batthyány. Ihr letzter Magnat war Lajos Batthyány, der in der ungarischen Revolution von 1848/49 ungarischer Ministerpräsident war. Nach der Niederschlagung der Revolution in blutigem Krieg durch die Truppen der Habsburgermonarchie und ihre Verbündeten, unterwarf er sich zwar Kaiser Franz Joseph, wurde aber dennoch durch ein Erschießungskommando im Namen des Kaisers (und ungarischen Königs) hingerichtet.
Am Hauptplatz von Stadtschlaining steht die im 18.Jh. errichtete ehemalige Synagoge. Sie zeigt von der einst Bedeutung der großen jüdischen Gemeinde, deren Ansiedlung spätestens 1680 von den hier herrschenden Batthyány gegen Zahlung von Schutzgeld zugelassen worden war, 1865 lebten hier 650 Jüdinnen und Juden, was 40% der Bevölkerung ausmachte. Mit der staatlichen Gleichberechtigung und damit Möglichkeit, auch anderswo leben zu können, verließen später die meisten den Ort. Die Nazis verwüsteten die Synagoge 1938, vertrieben die letzten hier lebenden 19 Jüdinnen und Juden und raubten ihren Besitz. Heute ist in dem Gebäude ein teil der Ausstellung des ÖSFK.
Hauptplatz mit Brunnen, der an einen Besuch Kaiser Franz Josephs hier 1857 erinnert. Im damaligen Ungarn hier in ungarischer Sprache.
Katholische Kirche
Evangelische Kirche
Samstag, 29. Juni 2024
Pinkafeld
29.6.2024
In der burgenländischen Stadt Pinkafeld (ungarisch Pinkafő) habe ich ein Fußballspiel besucht. 5.900 Menschen leben hier.
Der ehemalige Bahnhof. 1888 war die Pinkatalbahn von Szombathely nach Altpinkafeld als ungarische Lokalbahn (Szombathely–Pinkafő-vasútvonal) in Betrieb genommen worden. 1925 wurde die Eisenbahn, mittlerweile in Österreich, nach Friedberg in der Steiermark verlängert. 2011 hat man im Zuge der Reduktion des Bahnverkehrs den Personenverkehr auf der Strecke eingestellt.
Industriegeschichte der ehemaligen Textilindustriestadt Pinkafeld
Evangelische Pfarrkirche aus dem Jahr 1785. Damals noch ohne Turm gebaut, weil Kirchtürme nur katholischen Kirchen erlaubt waren. Evangelische Kirchenbauten wurden damals unter Kaiser Joseph II. 1780 erlaubt, mussten aber versteckt und abseits der Hauptstraße stehen. Der Turm kam dann 1822 dazu.
Straßenszenen. Von der magyarischen Eroberung des Landes um das Jahr 900 bis zur Abtrennung und Angliederung an Österreich 1921 war Pinkafeld ein Jahrtausend lang Teil Ungarns. Die Bevölkerung war hier auch der ungarischen Seite der Grenze zur Steiermark überwiegend deutschsprachig. 1920, im letzten Jahr in Ungarn, waren 12% der Bevölkerung Pinkafelds ungarisch. Heute ist es nur mehr 1% und damit weniger als der kroatische Anteil von 1,6%). Bei den ungarischen kriegerischen Aktionen gegen die österreichische Gendarmerie und deren Inbesitznahme des Burgenlands 1921 wurde auch in Pinkafeld gekämpft.
Seit 2020 gedenkt am Platz der Erinnerung vor dem Rathaus ein Denkmal den von den Nazis ermordeten 33 Pinkafelderinnen und Pinkafeldern. Es waren Jüdinnen und Juden, Widerstandskämpfer, Roma und Opfer der NS-Euthanasiemorde von Behinderten. Das Denkmal des Künstlers Gottfried Reszner besteht aus abgebrochenen Steintafeln als Symbol für die Zerstörung sowie aus Glas, das für die Zerbrechlichkeit steht. Über 1.000 südburgenländische Roma wurden von den Nazis vom Bahnhof Pinkafeld zur Ermordung in KZ deportiert.
Katholische Pfarrkirche, 1773 bis 1807 errichtet und 1786 eingeweiht.
Neues Rathaus aus dem Jahr 1954
Straßenszene
Das Rindsmaullsche Gutshaus („Altes Rathaus“) wurde Anfang des 17.Jh. errichtet und ist das älteste erhaltene Bauwerk in der Stadt. Von 1728 bis 1954 wurde es als Rathaus genutzt. Seit 1989 ist hier das Stadtmuseum.
Nachdem der Habsburgerkaiser Friedrich III. 1445 die Herrschaft über Pinkafeld bereits einmal als Pfand erhalten hatte, aber 1459 ein ungarisches Heer den Ort wieder erobert hatte, hielten die Habsburger von 1463 bis 1644 erneut die Herrschaft über Pinkafeld. 1644 erwarben sich die Batthyány die Herrschaft über Bernstein mitsamt Pinkafeld und teilten sie 1669 unter verschiedenen Familienmitgliedern in zwei Herrschaften Bernstein und Pinkafeld auf. In Pinkafeld ließen sich die Batthyány auf Kosten ihrer Untertanen das Schloss Batthyány im 18./19.Jh. als Residenz errichten. Mit Umbauten aus den Jahren 1949 bis 1952 zum heutigen Aussehen wird die Anlage nun als Berufsschule genutzt.
PinkAfeld
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