Sonntag, 30. Mai 2021

Wałbrzych

30.5.2021

Im polnischen Wałbrzych (deutsch früher Waldenburg) wurde das eine und das andere Fußballspiel besucht. 112.000 Menschen leben hier.

Das Schloss Fürstenstein / polnisch Zamek Książ liegt am nördlichen Rand der Stadt. Ende des 13.Jh. wurde hier eine mittelalterliche Burg errichtet, die Residenz der hier die Menschen des Landes beherrschenden Herzöge von Schweidnitz wurde. In preußischer Zeit war das in der zweiten Hälfte des 16.Jh. im Stil der Renaissance umgebaute Schloss mitsamt dem zu im gehörenden Land und Menschen jahrhundertelang in Besitz der Adeligen von Hochberg. 1943 beschlagnahmt der NS-Staat das Schloss, nachdem der Fürst bereits seit 1932 in Großbritannien lebte und sich sein Bruder der polnischen Armee angeschlossen hatten. Die SS ließ das äußere Erscheinungsbild intakt, zwang aber etwa 3.000 KZ-Häftlinge und aus dem Osten verschleppte Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen in einem Außenlager des KZ Groß-Rosen zu einem Bunkerbau im Felsen und ließ zahlreiche historische Architektur im Inneren zerstören.


Bergbau im Stadtgebiet wurde 1529 erstmals schriftlich erwähnt. Vom 1. Dezember 1869 bis zum 14. Januar 1870 streikten während des Waldenburger Bergarbeiterstreiks (erfolglos) rund 7.000 Waldenburger Bergleute für die Anerkennung ihrer Gewerkschaft. Das war bis dahin der größte Arbeitskampf im damaligen Deutschland. Bis zur Schließungswelle Anfang der 1990er Jahre war Wałbrzych ein Zentrum des niederschlesischen Steinkohlereviers. Seither leben die Menschen hier mit wirtschaftlichen Problemen.


Ein Toiletten-Palast.


Das Rathaus wurde 1813 bis 1879 im Stil der Neogotik errichtet und 1903 durch den Anbau zweier Flügel erweitert.


Die neugotische Schutzengelkirche wurde 1900 bis 1904 anstelle der dafür 1899 abgerissenen St.-Michaels-Kirche aus dem Jahr 1440 erbaut.


Die evangelische Kirche wurde 1785 bis 1788 im Stil des Klassizismus erbaut.


Die Stadt wurde vermutlich 1290 bis 1293 bei der Rodung des im Frühmittelalter zur Verteidigung in Kriegen angelegten dichten Grenzwalds (Przesieka Śląska) gegründet. Damals gehörte das Land zum schlesischen Herzogtum Schweidnitz, 1368 kam es an Böhmen und damit später unter Habsburgerherrschaft. Im Ersten Schlesischen Krieg von 1740 bis 1742 wurde die Stadt mitsamt Schlesien von Preußen erobert. Die Stadt war bis 1945 überwiegend deutsch und evangelisch. Nach Kriegsende und der sowjetischen Besetzung wurde die Stadt wie andere Niederschlesiens im Zuge der Westverschiebung des polnischen Staates an Polen angegliedert, mit Vertreibung der polnischen Bevölkerung aus dem nunmehr sowjetischen und früheren polnischen Osten des Landes und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus dem früheren deutschen und seither polnischen Westen Polens. Aus dem deutschen Waldenberg wurde das polnische Wałbrzych und neue polnische Einwohnerinnen und Einwohner besiedelten die durch die Vertreibung 1946/47 großteils leere Stadt. Bis Ende der 1950er Jahre blieben allerdings zahlreiche deutsche Facharbeiter, die für den Bergbau wichtig waren. Dann durften sie im Zuge von Familienzusammenführung nach Westdeutschland auswandern.

Samstag, 29. Mai 2021

Bydgoszcz

29.5.2021

Im polnischen Bydgoszcz (deutsch früher Bromberg) wurde ein Fußballspiel besucht. 349.000 Menschen leben hier.

Die katholische Basilika St. Vinzenz (polnisch Bazylika św. Wincentego à Paulo) wurde 1925 bis 1938 (weitgehend fertiggestellt) erbaut. Als großer polnisch-katholischer Kirchenbau in der zuvor großteils deutsch-evangelischen Stadt war das Gebäude nicht nur von religiöser sondern auch von politischer Bedeutung. Während ihres Rückzugs aus der Stadt 1945 setzten die sich zurückziehenden deutschen Truppen das Gebäude im Jänner in Brand, der drei Tage dauerte. Die sowjetischen Truppen beschädigten bei der Eroberung ihrerseits mit Artilleriegranaten die Kuppel schwer und verursachten einen weiteren Brand.


Statue des 1905 in der Stadt geborenen Marian Rejewski. Als Mathematiker und Kryptologe gelang ihm bereits 1932 der erste Einbruch in die Verschlüsselung der deutschen Schlüsselmaschine Enigm, mit der das deutschen Militär seine Funksprüche im Zweiten Weltkrieg verschlüsselte. Die Erfolge der britischen Kryptoanalytiker zur Entzifferung basierten auf den Arbeiten von Rejewski und seiner polnischen Kollegen des Biuro Szyfrów.


Der deutsche Stadtname Bromberg und die polnische Bezeichnung Bydgoszcz existierten jahrhundertlang gleichberechtigt nebeneinander, nachdem im 14.Jh. deutsche und polnische Siedlerinnen und Siedler in den von langen Kriegen devastierten Landstrich geholt worden waren.


Im 16.Jh. war Bydgoszcz/Bromberg eine der größten Städte Polens. Nach der Zerstörung durch schwedische Soldaten im Dritten Nordischen Krieg 1700 bis 1721, bei der u.a. die Burg und die Stadtmauern gesprengt wurden, einer Flutkatastrophe und einer Seuche war davon am Ende des 18.Jh. aber kaum mehr etwas übrig. Zur Zeit der Aufteilung Polens durch die Großmächte und der Einverleibung durch Preußen 1772 lebten hier nur noch rund 700 Menschen in der Stadt.


1910 lebten hier 57.700 Menschen, davon waren 84% deutsch und hauptsächlich evangelisch und 16% polnisch und hauptsächlich katholisch. Während des Posener Aufstands von 27. Dezember 1918 bis zum 16. Februar 1919 zur Angliederung Westpreußens an das nach Ende des Ersten Weltkriegs 1918 wiedergegründeten Polen gab es auch vor der Stadt Kämpfe zwischen beiderseits aus vormaligen Weltkriegssoldaten bestehenden polnischen Aufständischen und deutschen Kriegsfreiwilligenverbänden (den später im blutigen Terror gegen sozialrevolutionäre und demokratische Bestrebungen in der Weimarer Republik als militärischer Arm des Rechtsextremismus aktiven Freikorps). Die Stadt blieb zunächst deutsch, kam aber 1920 nach dem Friedensvertrag von Versailles an Polen. Eine durch staatlichen Zwang unterstützte Auswanderungswelle von Deutschen entvölkerte die Stadt. 1925 war die Stadt zu 87% katholisch und polnisch geworden und nun ein Zentrum der deutschen Minderheit in Polen.


Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen 1939 kam es in den ersten Tagen des Kriegs zu Ausschreitungen und Morden an in der Stadt lebenden Deutschen. Mindestens 358, vorwiegend Männer, wurden von aufgebrachten Polen umgebracht. Nach der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht begannen die Nazis mit ihren Morden, Ende September bis Ende Oktober 1939 ermordeten deutsche Polizeieinheiten gemeinsam mit von paramilitärischen Einheiten der Volksdeutschen 1.400 bis 3.000 Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt und ihrer Umgebung in einem Massaker. Menschen, die nicht mit der Politik der Nazis übereinstimmten, ob polnisch oder deutsch, wurden verfolgt. Jüdinnen und Juden diskriminiert und zur Ermordung deportiert, die Große Synagoge noch 1939 abgerissen.

Brodnica

29.5.2021

In der polnischen Stadt Brodnica (deutsch früher Strasburg) wurde ein Fußballspiel besucht. 28.000 Menschen leben hier.

Das 1564 erbaute Schloss war von 1606 bis zu ihrem Tod 1625 Wohnsitz der schwedischen Prinzessin Anna Wasa, Schwester des Königs Sigismund III. Wasa. Dieser war ab 1587 König von Polen und Großfürst von Litauen sowie von 1592 bis zu seiner Absetzung durch den schwedischen Reichstag 1599 König von Schweden. Als Protestantin war Anna Wasa am katholischen polnischen Königshof eine Außenseiterin, noch dazu blieb sie unverheiratet. Hier konnte sie herrschaftlich residieren und lebte von der Arbeit der von ihr beherrschten Menschen der Starostei Brodnica. Der 1945 durch einen Brand zerstörte Palast wurde 1960 bis 1970 wiederhergestellt und beherbergt heute eine Bibliothek.


Die Ruine der Deutschordensburg Strasburg, welche die Ritter des Deutschen Ordens 1285 bis 1339 errichten ließen. Um 1462 wurde die Burg von einem preußischen Heer erobert und war ab 1481 polnischer Landratssitz. Während eines Brands wurde die Burg 1550 beschädigt und während des Polnisch-Schwedischen Kriegs von 1655 und 1660 von schwedischen Truppen zerstört. Bis auf den Turm und wenige Mauerreste wurden die Ruinen nach 1785 abgerissen. 1842 wurde der Turm restauriert und ist heute ein Aussichtstturm.


Straßenszenen. Die Stadt wurde 1262 erstmals schriftlich erwähnt, als die Ritter des Deutschen Ordens hier eine für Kriege befestigte Siedlung zur militärischen Verteidigung eines wichtigen Übergangs über den Fluss Drwęca (deutsch Drewenz) an der damaligen Ostgrenze ihres Herrschaftsgebiets errichtete. Im Rahmen der Aufteilung Polens durch die Großmächte 1772 kam Strasburg mit großteils polnisch bewohnten Landstrichen Westpreußens unter die Herrschaft des Königreichs Preußen. Im Zuge der im Versailler Friedensvertrag des Ersten Weltkriegs beschlossenen Abtretung von Land von Deutschland an Polen zur Schaffung eines polnischen Meerzugangs an die Ostsee zwischen dem deutschen West- und Ostpreußen kam die Gegend 1920 an den 1918 neugegründeten polnischen Staat.


Hauptplatz (Duży Rynek) mit Blick auf den Rathausturm, einzigem Überrest des 1868 abgerissenen Rathauses aus dem 14.Jh.


Das Kulmer Tor / Brama Chełmińska, Überrest der Stadtbefestigung für Kriege aus dem 14.Jh.

Donnerstag, 13. Mai 2021

St. Pölten Regierungsviertel

8.5.2021

In der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten wurden u.a. die eine und die andere Fußballausstellung besichtigt. Letztere fand im Landesmuseum statt, das im Landesregierungsviertel liegt.

Nach der Gründung der Republik 1918 wurde mit dem Bundesverfassungsgesetz von 1920 die Herauslösung von Wien aus Niederösterreich vorgesehen und mit dem Trennungsgesetz von 1921 umgesetzt. Als inmitten des Landes gelegene Metropole blieb Wien aber Sitz der niederösterreichischen Behörden und Institutionen.
In den 1980er Jahren forcierte die niederösterreichische ÖVP das als politisches Thema. Es wurde dazu 1986 eine Volksbefragung durchgeführt (61% Wahlbeteiligung), mit den zwei Fragen, ob es eine eigene Landeshauptstadt braucht (56% ja) und wenn ja, welche Stadt dies sein sollte (45% St. Pölten, 29% Krems, 8% Baden, 5% Tulln, 4% Wiener Neustadt). Daraufhin wurde St. Pölten zur Landeshauptstadt erklärt und 1992 bis 1997 am Gelände der ehemaligen Trabrennbahn ein neues Viertel für Landtag, Landesregierung, Landesverwaltung etc. gebaut.
Eindrücke: Grau dominiert, womöglich als Niederösterreich charakterisierende Farbe. An einem Wochenendtag ist hier kein Mensch. Es ist tatsächlich ein Regierungsviertel, kein Stadtviertel.