Samstag, 8. August 2020

Eisenstadt

8.8.2020

In der burgenländischen Landeshauptstadt Eisenstadt wurde ein Fußballspiel besucht. 14.600 Menschen leben in der aus drei Ortschaften bestehenden Stadtgemeinde, im eigentlichen Eisenstadt selbst sind es 9.200. Vor fast einem Jahrzehnt wurde die Stadt schon einmal 2011 einmal besichtigt und nun erneut hier spaziert, um Neues und Bekanntes anzuschauen.

Das jüdische Viertel (Ghetto) von Eisenstadt war als Unterberg-Eisenstadt von 1732 an eine selbstständige Gemeinde. Es war eine der jüdischen Siebengemeinden, in denen Jüdinnen und Juden hier unter dem Schutz der er Esterházyschen Herrschaft in Westungarn leben konnten nachdem Kaiser Leopold I. sie 1669 aus Wien vertreiben hatten lassen. 1843 lebten mit 876 Jüdinnen und Juden am meisten Einwohnerinnen und Einwohner hier. Als in der zweiten Hälfte des 19.Jh. Jüdinnen und Juden auch außerhalb der Ghettos in anderen Städten leben durften, wanderten viele nach und nach ab. Die Nazis lösten 1938 die jüdische Gemeinde auf. Von den 446 Jüdinnen und Juden Eisenstadts zu dieser Zeit ermordeten die Nazis etwa 200. Rund 250 überlebten die Shoah. Nur einige kehrten nach 1945 wieder zurück.


1992 wurde der jüdische Friedhof von zwei burgenländischen FPÖlern geschändet und dabei 88 Grabsteine mit Naziparolen und „Heil Haider“ beschmiert. Sie wurden wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt, einer flüchtete nach seiner Ausforschung durch die Polizei 1996 nach Südafrika und betreute dort eine Zeit lang eine eigenen Homepage mit rechtsextremen Inhalten. 2003 kehrte er nach Österreich zurück, nachdem ihm die Behörden freies Geleit zugesichert hatten, und betrieb mit dem Neonazi Gottfried Küssel bis zur neuerlichen Verhaftung 2011 eine neue Homepage mit Nazi-Propaganda und Gewaltandrohungen gegen Andersdenkende.


Gedenktafel an der Stelle der 1832/33 errichteten jüdischen Synagoge. Sie wurde im Novemberpogrom 1938 von Eisenstädter Nazis in Brand gesetzt und zerstört. Nach der Befreiung kaufte der Österreichische Gewerkschaftsbund das Grundstück und erbaute anstelle der Synagoge 1951 bis 1952 das heutige Haus. In den 1980er Jahren wurde das Gewerkschaftshaus verkauft und der neue Besitzer, eine Versicherung, ersetzte die vorherige ÖGB-Gedenktafel durch die jetzige.


Die Säule mit der Kette, mit der am religiösen jüdischen Ruhetag Schabbat Unterberg-Eisenstadt abgesperrt wurde, war ein sichtbares Zeichen der politischen Autonomie der Gemeinde.


Das Jüdische Museum Eisenstadt wurde 1972 als erstes jüdisches Museum in Österreich nach 1945 gegründet.


Schloss Esterházy. Von 1648 an gehörte die Region um Eisenstadt wie große Teile Westungarns den Fürsten Esterházy. Eisenstadt selbst aber wurde (gegen Bezahlung) zur königlichen Freistadt erhoben, die sich selbst regieren konnte. Die Esterházy ießen sich das Schloss zur repräsentativen Hauptresidenz ausbauen.


Der Dom St.Martin. Im 13.Jh. wurde eine dem christlichen Heiligen Martin geweihte Kapelle errichtet. Damals hieß Eisenstadt in der lateinischen Amtssprache des Königreichs Ungarn minor Martin, deutsch Kleinmartinsdorf. Daher kommt der bis heute gültige ungarische Stadtname Kismarton. Die im 13.Jh. im frühgotischen Stil erweiterte Kapelle wurde 1460 bis 1522 als Wehrkirche mit militärischen Verteidigungsanlagen für Kriege neugebaut. 1589 wurde die Kirche bei einem Brand zerstört und 1610 bis 1629 wiederaufgebaut.


Straßenszenen. 1373 kam das heutige Eisenstadt in den Besitz der ungarischen Adelsfamilie Kanizsai. Sie ließen die Mauern befestigen und sich innerhalb der Mauern eine Wasserburg errichten. Aus dieser Zeit stammt der Name „Eysenstat“ (stark, eisern, daher Eisenstadt).


Das Rathaus stammt ursprünglich aus der Zeit um 1650, nachdem Eisenstadt 1648 königliche Freistadt geworden war. Das heutige Erscheinungsbild stammt vom Umbau um 1760.


Nachdem bei der Angliederung des Burgenlands an Österreich 1921 die größte Stadt der Region, Sopron, nach einer Volksabstimmung bei Ungarn blieb, wurde 1925 schließlich Eisenstadt zum Sitz der Landesregierung des neuen Bundeslandes bestimmt und 1965 auch in der Landesverfassung auch offiziell als Landeshauptstadt erklärt. Das Landhaus wurde 1926 bis 1929 errichtet und 1930 eröffnet.


Stadtmauer.


Eisenstadt ist die kleinste Landeshauptstadt in Österreich. Von der Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner her ist Eisenstadt die 41.-größte Stadt Österreichs, etwas kleiner als Bludenz (Platz 40) und etwas größer als Ternitz (Platz 42).

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