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Mittwoch, 10. August 2011

ÖZP 2010/2



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2010/2
111 S.







Zum Thema Emotionen in der Politik(wissenschaft) gibt es hier zwei interessante historische Beiträge. Dirk Jörke befaßt sich mit der Rhetorik des Aristoteles, die er sehr spannend als Anleitung zur Emotionspolitik analysiert. Aristoteles hat für Jörke in diesem Werk ein Politikverständnis entwickelt, das sich an den realen Praktiken orientiert und daher nicht nur die Vernunft, sondern auch die Leidenschaften der Menschen einkalkuliert.
Oliver W. Lembcke und Florian Weber wiederum unternehmen eine Spurenlese zum Thema Emotion und Revolution, bei dem sie sich v.a. mit der Französischen Revolution von 1789 beschäftigen.
Sehr aufschlußreich ist daneben der Blick auf verschüttete Ursprünge der österreichischen Politikwissenschaft in der Ersten Republik durch Tamara Ehs, als Sozialwissenschaften an den konservativ-geisteswissenschaftlich orientierten und auch wissenschaftsimmanenter Kritik feindlich eingestellten Universitäten wie auch in den Jahren nach 1945 keinen Platz bekamen.

Freitag, 18. März 2011

ÖZP 2010/1



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2010/1
136 S.







Frameworks of knowledge, also Erkenntnisweisen der politikwissenschaftlichen Praxis gilt der Schwerpunkt dieses Hefts.
Am spannendesten unter dieser vielen Theorie war der Beitrag Demokratietheorieentwicklung im Kontext gesellschaftlicher Paradigmen von Eva Kreisky und Marion Löffler, in dem sie jüngste Versuche der Theoretisierung von Demokratieschwächung bearbeiten und dabei eine interessante Zusammenschau der Ansätze von Jacques Rancière, Colin Crouch, Pierre Rosanvallon und Chantal Mouffe geben. Unter dem Strich bilanzieren die Autorinnen, daß die Genannten keine genügenden Konzepte einer Demokratietheorie vorgelegt hätten.

Donnerstag, 27. Januar 2011

ÖZP 2009/4



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2009/4
107 S.







Um Europäische Energiepolitik geht es in dieser Ausgabe. Eigentlich handeln die Artikel aber alle nur von Erdöl und Erdgas oder von Atomenergie. Jetzt bin ich also wirklich kein Grüner, aber ist das wirklich alles? Fehlt da nicht noch manches?
Gerade angesichts des Umstands, daß dies das erste Schwerpunktheft zum Thema Energiepolitik seit 1986 ist, wie im Editorial herausgestrichen wird, ist diese Verengung sehr unglücklich. Energiepolitik ist doch mehr als Öl, Gas und Nuklearenergie sowie die machtstrategischen Spiele damit zwischen Staaten.

Montag, 21. Dezember 2009

ÖZP 2009/3



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2009/3
128 S.







Politische Bildung ist das Schwerpunktthema des Hefts. "Politische Bildung revisited" lautet der Titel, doch eigentlich müßte er als Sukkus der Beiträge "Defizite in der Politischen Bildung" lauten. Von theoretischen Ansätzen bis zur Kompilation empirischer Studien wird zum Thema ein breites Angebot dargeboten.

Am spannendsten ist der Artikel von Anja Besand über unterschätzten Probleme politischer Bildung in Transformationsgesellschaften am Beispiel Rumäniens und Bulgariens, wo die gewohnten "Konzepte und Begriffe ... nicht ohne Weiteres funktionieren".

Montag, 19. Oktober 2009

ÖZP 2009/2



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2009/2
143 S.







Aus verschiedenen Gebieten zusammengesetzt sind die Themen dieses dadurch spannenden Heftes. So gefiel etwa Günther Sandners Beitrag zur politischen Biographie Otto Neuraths.

Hauptaugenmerk lag aber natürlich auf dem Text der beiden Linzer Jakob Kapeller und Jakob Huber, die "sine ira et studio", wie sie ihr Anliegen selbst definieren, über den Einfluß des Neoliberalismus auf sozialdemokratische Programmatik schreiben. Sie analysieren dabei Parteiprogramme von SPÖ, SPD, der SP-PS der Schweiz und von (New) Labour.
Empirisch orientiert werden diese nach den Kategorien "Mensch", "Markt" und "Staat" ausgewertet, die Nähe zu neoliberalen Ansätzen im zeitlichen Vergleich numerisch codiert und dies in grafische Form gebracht. Ich hege ja eine Skepsis gegenüber Reduktionen der Wirklichkeit in Zahlen, hier ist das aber tatsächlich sehr interessant gemacht. Der spannendste Aspekt der Arbeit ist m.E. die Übersicht über die neoklassischen/neoliberalen Bezugspunkte und die Skala politischen Denkens hinsichtlich Mensch, Markt und Staat. Sehr klar und in Kürze und Würze beeindruckend. Das Ergebnis der Untersuchung? In der angesprochenen zorn- und eiferfreien Sprache der Autoren "sprechen die empirischen Resultate an sich wohl eher für jene Gruppen und Personen, die ganz allgemein gesprochen der Sozialdemokratie nachsagen, sie sei nach 'rechts' gewandert, also konservativer und/oder (neo)liberaler geworden".

Freitag, 10. Juli 2009

ÖZP 2009/1



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2009/1
128 S.





Mikroanalysen politiker Praktiken ist das Thema und das wird hier sehr wörtlich umgesetzt: "nonverbale Kommunikationsformen" in Abstimmungsprozessen in politischen Gemien werden etwa haarklein seziert oder das Funktionieren von Regierungspolitik dekonstruiert.
Faszinierend war dabei am ehesten Michael Jonas' Filmanalyse eines Werbevideos der Stadt Dortmund für Betriebsansiedlungen auf einem ehemaligen Industriegebiet. Die "Praktiken der Darstellung einer lokalen Wirtschaftspolitik" werden zerlegt und die Einzelteile analysiert.

Montag, 9. Februar 2009

ÖZP 2008/4



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2008/4
119 S.







Die ÖZP-Ausgabe beschäftigt sich mit Debatten um den Islam in Europa, darunter auch ein Vergleich des Staatseinflusses im islamischen Religionsunterricht in Deutschland und Österreich von Mouhanad Korchide, dessen Untersuchung über Einstellungen islamischer ReligionslehrerInnen in Österreich ja zuletzt Aufsehen erregt hat.
Das Heft bietet Vergleiche der Situation in europäischen Staaten zu verschiedenen Themen, so die Islam-Debatte in Österreich und der Schweiz, der Diskurs um Geschlecht und Religion in der Frage eines türkischen EU-Beitritts in Frankreich und Österreich sowie Diskussionen um das Kopftuch-Tragen.
Sehr interessant auch eine Betrachtung eines Integrationsprojekts in der Tiroler Gemeinde Telfs, das von der dortigen Minarett-Diskussion angestoßen wurde. Hier geht es nicht nur um "Ausländer" und Religion, sondern auch um patriachale Rollenbilder. Im Zuge des Integrationsprojekts wurden Frauen zunächst zum Thema und dann zu Akteurinnen.

Lösbar ist die anfangs angesprochene Frage des Religionsunterrichts ja nur in einem ganzheitlichen Ansatz, der konfessionellen Religionsunterricht jeglicher Provenienz durch einen allgemeinen Ethikunterricht ersetzt, als Teil eines Projekts zur vernunftgeleiteten Säkularisierung der Gesellschaft.

Freitag, 30. Januar 2009

ÖZP 2008/3



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2008/3
139 S.







Das Heft widmet sich dem Schwerpunktthema Europäische Parteien und die Europäisierung nationaler Parteien(systeme). Es gibt etwa Untersuchungen über Parteidisziplin im EU-Parlament oder das innerparteiliche Gewicht von EU-Parlamentsabgeordneten "zu Hause" - Kurt Richard Luther kommt zum Schluß, "that whilst MEPs enjoy increased ability to achieve their desired outcomes at the EU-level, few can convert that supranational autonomy into an analogous level of broader intra-party power."

Sarah Meyer und Sieglinde Rosenberger analysieren das Thema Europa im Nationalratswahlkampf 2006 und stellen dabei fest:
"Die EU wird primär von der EU-ablehnenden FPÖ politisiert, die als pro-europäisch zu charakterisierenden Parteien (ÖVP, SPÖ, Grüne) vermeiden es hingegen weitgehend, Europapolitik in den Parteienwettbewerb einzubeziehen. Diese Beobachtung gilt auch für das BZÖ, das die EU im Wahlkampf lediglich moderat kritisierte (oder überhaupt adressierte) - was wohl auf die Regierungsbeteiligung (2000-2006) zurückgeht." Es könne "zusammenfassend festgehalten werden, dass - mit Ausnahme der FPÖ - die Parteien in der EU-Politik eine Rolle als expressive agencies (Sartori 2005, 24) nicht wahrnehmen."

Methodologisch kann ich mich mit dem kultivierten Ansatz, Texte EDV-gestützt "codiert" zu vergleichen nicht anfreunden. Mir geht dabei zuviel an Wesenselementen eines Textes verloren. Politikwissenschaft sollte mehr sein als Messung und Mathematik, wo dann das Verhalten von Parteien in parlamentarischen Ausschüssen berechnet wird und dazu eine Formel namens "Prob (Y=1) = Λ (β1years + β2Term + β3Nation + β4Loyalty + β5Presence + ß6Prescence * Loyalty)" angegeben wird. Wie schon früher angemerkt, ich finde das seltsam und v.a. unverständlich. Da gibt es dann Tabellen, wo der Wert der Variable "Loyalty" für die sozialdemokratische PES -2,07 und für die konservative EPP -1,50 ist. Äh, ja.

Ich habe diese Wissenschaft einen Abschnitt lang durchaus studiert, mit heißem Bemühn. Aber da steh ich nun... und denk' mir: Bei mir war Politikwissenschaft anders - sonst hätte ich wohl keine Stunde durchgehalten.

Mittwoch, 12. November 2008

ÖZP 2008/2



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2008/2
111 S.





Das Schöne an Zeitschriftenabos ist ja, daß man(n) Hefte mit Schwerpunktthemen bekommt, mit deren Themenstellungen man(n) sich sonst eher nicht beschäftigt hätte. So das (mittlerweile auch schon gut abgelegene) Heft No.2 der ÖZP 2008, Feministische Perspektiven zu Anti/Terror/Kriegen. Es gibt Interessantes zu Soldatinnen in den USA, Selbstmordattentäterinnen, Frauen im failed state Somalia, Kritik an feministischen Rechtfertigungsmustern für die US-Kriegsführung.

Am meisten im Kopf herumgespukt hat Simona Sharonis Artikel über militarisierte Männlichkeit:
"All too often, the de-humanization of the 'other' has been not only central to militarization but also a legitimate practice that is rewarded by one's national collectivity. [...] Given the context of militarized patriotism that has been a centerpiece of U.S. culture since 9/11, soldiers who resist militarization have to take some great personal risks as they begin to de-militarize their identities. [...] To de-militarize masculinities and to de-legitimize the military system that they uphold and the militarized foreign policy they serve, we must distinguish between the military as a system, militarization as a process, and soldiers as human beings. A powerful and effective way of doing that is by reaching out to soldiers and listening to their stories. Because war cannot be fought without militarized masculinities, soldiers' war stories, which help de-mystify war, also work in turn to weaken, if not undo, the tightly constructed knot between masculinities and violence."
Sie zitiert dazu eine Aussage des US-Soldaten Camilo Mejia, der nach achtmonatigem Einsatz im Irak nicht zum zweiten Mal dorthin geschickt werden wollte, woraufhin er für neun Monate ins Gefängnis gesteckt wurde: "To those who have called me a coward I say that they are wrong, and that without knowing it, they are also right. They are wrong when they think that I left the war for fear of being killed. I admit that fear was there, but there was also the fear of killing innocent people, the fear of putting myself in a position where to survive means to kill, there was the fear of losing my soul in the process of saving my body, the fear of losing myself to my daughter, to the people who love me, to the man I used to be, the man I wanted to be. I was afraid of waking up one morning to realize my humanity had abandoned me."

Freitag, 8. August 2008

ÖZP 2008/1



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2008/1
132 S.






Die ÖZP widmet sich in der ersten Ausgabe 2008 der vergleichenden Parteienforschung. Interessante Artikel über ost- und westeuropäische Parteiensysteme im Vergleich und die Diskussion des Topos vom "Ende der Mitgliederpartei". Ulrich von Alemann und Tim Sier kommen zum Schluß, die Mitgliederpartei verliere in Westeuropa "vielleicht an Profil, ihr derzeitiger Charakter und ihre Arbeitsweise bleiben aber weitgehend erhalten. Die numerischen Verluste mögen Zeichen für eine Krise sein, doch diese kann gemildert oder behoben werden. Das "Ende der Mitgliederpartei" steht uns jedenfalls in Westeuropa noch nicht ins Haus."

Methodisch tu' ich mir ja immer mir den Schaugrafiken schwer, da ich sie einfach nicht verstehe. Genauso wie mir Formeln zur Beschreibung eines politischen Verhältnisses suspekt sind. Ich lese Kurven und Tabellen mit großem Interesse, aber programmatische Konvergenz von Parteien mit einem "Übereinstimmungsindex Ü = 1 - ½ Σ |Pa - Pb|" zu erklären oder eine "politische Kultur der Migration und Interkulturalität bzw. der internen Offenheit/Geschlossenheit" mit TpK = Σ (9.1, 9.2, ..., 9.11, 9.14)/12 anzugeben ist mir schlicht unverständlich. Da frage ich mich immer, ob mich der Zweifel am der Aussagekraft des Versuchs, politische Komplexität mathematisch darstellen zu wollen, zur Verständnisblockade führt oder das mangelnde mathematische Verständnis, das hier funktionalem Analphabetismus gleichkommt, zur Anzweiflung führt.

Montag, 31. März 2008

ÖZP 2007/4



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2007/4
119 S.






Diesmal geht's im Schwerpunkt um die Vertretung von Interessen in der Politik und deren Wandel im politischen System Österreichs, von der Sozialpartnerschaft und ihren Institutionen zum Lobbying. Dies und die herrschende Agenturitis ist sicherlich ein lohnendes Forschungsthema, da gibt's wohl noch viel zu tun. Die Artikel selbst sind gehaltvoll, aber jetzt zum Lesen kein Reißer - andererseits, gut, was les' ich so Zeug auch.
Auch ganz interessant der Beitrag von Franz Urban Pappi über die Bedeutung von Koalitionspräferenzen bei der Wahlentscheidung, am Beispiel der Nationalratswahlen 2006. Für ihn gibt es einen internen Mobilisierungseffekt, der AnhängerInnen einer Partei zur Wahlentscheidung mehr motiviert, je stärker eine bestimmte Koalitionspräferenz der eigenen Partei vorhanden ist, und einen externen Mobilisierungseffekt bei WählerInnen ohne starke Parteipräferenz.

Dienstag, 15. Januar 2008

ÖZP 2007/3



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2007/3
360 S.





Das Schwerpunktthema Lernen in der Politik: Theoretische Verortung und empirische Anwendung hat zwar gut geklungen, selbst die Fallbeispiele waren für mich aber immer noch zu theoretisch. Das ist mir alles zu modellorientiert, was jetzt aber zugegebenermaßen an meinem single-interest-Wissenschaftszugang liegt, der Historie. Dementsprechend am meisten interessiert hat mich daher der Beitrag über politischen Protest in Österreich 1975-2005 von Martin Dolzeal und Swen Hutter. Sie versuchen eine Protestereignisanalyse mittels einer quantitativen Inhaltsanalyse von Zeitungsberichten über politischen Protest. Das ganze in den aktuellen Forschungsstand verlinkt, über die eigene Methode reflektierend, gut gemacht. Jetzt sind so empirische Erhebungen nicht alleinseligmachend, aber durchaus sinnvoll, Gerhard Botz' Gewaltstatistik der Ersten Republik (Gewalt in der Politik. Attentate, Zusammenstöße, Putschversuche, Unruhen in Österreich 1918 bis 1938. München ²1983) hab' ich schon sehr interessant und gedankenanleitend erlebt, auch wenn ich mich auf solche quantitiativen Analysen nie sonderlich kapriziert hab' und auch den Quellenberg meiner Diplomarbeit nicht derart analysiert hab' - dazu sind mir Zahlen und Datenbanken dann doch zu fremd.