Sonntag, 21. März 2021

Innsbruck

21.3.2021

In der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck („Innschbruckh“) wurde ein Fußballspiel besucht. 132.000 Menschen leben hier.

Seit elf Jahren ist Innsbruck wohl (aus gutem Grund) die einzige Stadt, die in ihren offiziellen Logo einen Deppenapostroph führt. 35.000 € bezahlte Schilda Innsbruck damals dem Ideengeber (eine ÖVP-nahe Werbeagentur), um sich seither Inns'bruck zu schreiben.

Der Fluss Inn. Die Stadt Innsbruck hat ihren Namen von einer in den 1170er Jahren hier errichtete Brücke über den Inn. Im Jahr 1187 wurde der Name Insprugk erstmals schriftlich erwähnt.

Die heutige Innbrücke stammt aus den Jahren 1981/82. 1986 sollte auf der Brücke als religiöses Symbol das Kruzifix aufgestellt werden. Eine Welle an Protesten rollte gegen die von einem Künstler gestaltete Figur ohne Lendenschurz, samt Medienkampagne und 20.000 Unterschriften gegen die Anbringung dieser Statue. Das Kreuz wurde daher nicht aufgestellt. Erst zwei Jahrzehnte später ließ die Stadt Innsbruck dann das christliche Symbol auf der Brücke anbringen. Als Begründung nannte die damalige Bürgermeisterin den Dank dafür, dass Innsbruck beim Hochwasser 2005 weitgehend verschont geblieben war. Der Beitrag der Bronzestatue dazu bleibt ungewiss, aber so ist das eben mit Religionen.

Die Ottoburg ist ein spätgotischer Wohnturm, der 1476 erstmals schriftlich erwähnt wurde. Das markante Gebäude wurde an einer Ecke über der Stadtmauer erbaut und schloss an das 1790 abgerissene Inntor an der Innbrücke an.

Straßenszene. Nach dem Tod des letztes Grafen von Andechs 1248 kam die Gegend mit Innsbruck in den Besitz der Grafen von Tirol und mit dem Tod der letzten Gräfin von Tirol 1363 unter die Herrschaft der Habsburger und damit zu Österreich.

Der Stadtturm wurde 1442 bis 1450 an das alte Rathaus angebaut. Der erste bekannte Turmwächter wurde 1529 auf Beschluss des Stadtrates bestellt. Seine Aufgaben bestanden darin, die Stunden auszurufen (Uhren waren Luxusgut) und die Stadtbevölkerung rechtzeitig vor Feuer oder anderen Gefahren zu warnen.

Das Goldene Dachl. An der 1420 errichteten landesfürstlichen Residenz ließ sich aus Anlass des als Zeitenwende erlebten Jahres 1500 der Habsburgerkaiser Maximilian I. diesen Erker anbauen. Der Prunk diente der Repräsentation der Macht des Kaisers, der sich mit seinem Hof gerne in Innsbruck aufhielt. Reliefs am Erker zeigen Maximilian I. repräsentativ mit seinen Ehefrauen Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza, Kanzler, Hofnarr, Moriskentänzer und Wappen.

Eine Gedenktafel beim Goldenen Dachl erinnert daran, dass die Habsburgerherrschaft an diesem symbolischen Ort 1536 nach Folterung Jakob Huter, den Anführer der religiösen Täuferbewegung in Tirol (Hutterer) am Scheiterhaufen öffentlich hinrichten ließ. Insgesamt wurden damals in Tirol 360 Anhängerinnen und Anhänger der Täuferbewegung wegen Abweichung von der katholischen Kirche hingerichtet.

Straßenszene

Die Hofburg. Der Habsburgerherzog Friedrich IV., genannt „Friedrich mit der leeren Tasche“, herrschte zur Zeit der Aufspaltung des Habsburgerreichs in mehrere Teilreiche über die westlichen Gebiete und ließ sich trotz der im zeitgenössischen Spottnamen ersichtlichen Finanzprobleme aus den Steuern seiner Untertanen Innsbruck als Hauptstadt ausbauen. 1420 verlegte er die Herrscherresidenz von Meran hierher. Sein Sohn und Nachfolger, ironischerweiße mit gegensätzlichem Beinamen versehen, Sigmund der Münzreiche (er häufte mit Luxusleben riesige Schulden an – der Name kommt daher, dass er die landesfürstliche Münzprägestätte von Meran nach Hall in Tirol verlegen ließ), ließ sich hier eine mittelalterliche Burg errichten, die in den folgenden Jahrhunderten ausgebaut wurde. 1665 starb die Tiroler Linie der Habsburger aus. Die Wiener Habsburger übernahmen und Innsbruck war nicht mehr Residenzstadt. Mitglieder der Habsburgerfamilie ließen es sich in der Innsbrucker Hofburg aber bis zum Ende der Monarchie 1918 im von den Untertanen bezahlten fürstlichen Luxus gutgehen. Das heutige Aussehen des Gebäudes im Stil des Rokoko stammt aus dem 18.Jh.

Das Gebäude des Tiroler Landestheater wurde 1846 als Innsbrucker Stadttheater eröffnet. Während anderswo in der Stadt an diesem Tag für die weitere Verbreitung der Seuche demonstriert wurde, fand hier am Platz vor dem Theatergebäude vorbildlich mit Abstand und Masken eine antirassistische Kundgebung statt.

Das heutige Gebäude der Tiroler Landesbaudirektion wurde um 1660 als Theatersaal errichtet, danach ab 1672 als Universitätsgebäude, ab 1745 als Landes- und Universitätsbibliothek und ab 1776 als Sitz der Statthalterei genutzt. Von 1939 bis 1945 war hier die Zentrale der Gestapo untergebracht. Die Polizeibehörde verfolgte und folterte Gegnerinnen und Gegner der Nazis. Im Gestapo-Lager im Innsbrucker Stadtteil Reichenau waren 1941 bis 1945 rund 8.500 Menschen gefangen, von denen nachweislich 130 ermordet wurden oder durch unmenschliche Behandlung starben. Im August 1941 arbeiteten hier in der Herrengasse 209 Gestapobeamte. Damals bereits als Soldat im Kriegseinsatz (seine in Salzburg aufgestellte 5. Gebirgs-Division der deutschen Wehrmacht tötete etwa 1941 auf Kreta rund 2.000 Dorfbewohnerinnen und -bewohner und ermordete in Massenerschießungen in Italien 1943 bis 1945 rund 300 Menschen) war der Gestapo-Beamte Ferdinand Obenfeldner, der 1938 am Novemberpogrom in Innsbruck beteiligt war. 1939 trat er der NSDAP bei und suchte um Aufnahme in die SS an. Nach der Befreiung behauptete er fälschlich, dass er 1947 als „minderbelastet“ begnadigt worden wäre und machte Karriere in der SPÖ. Ein Strafverfahren am Landesgericht 1955 bis 1957 wegen der Ermordung zweier polnischer Zwangsarbeiter durch die Gestapo 1940 wurde eingestellt. 1962 bis 1985 war er Innsbrucker Vizebürgermeister. Seine Rolle als Nazi wurde in von der SPÖ und dem BSA in Auftrag gegebenen Studien zu historischen Aufarbeitung von NS-Belasteteten in ihren Organisationen in den 2000er Jahren dargestellt. Dennoch wurde er zu seinem 90. Geburtstag dafür gelobt, „immer auf Seite der Demokratie gestanden“ zu sein und starb angesehen und geehrt im Jahr 2009.

Straßenszenen

Das barocke Alte Landhaus wurde 1725 bis 1734 als Ständehaus errichtet. Neben den Räumlichkeiten des Tiroler Landtages beherbergt das Landhaus auch die Amtsräume des Landeshauptmanns.

Zum Kriegsende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 wurde die Macht in Innsbruck von der konservativ-katholischen Tiroler Widerstandsbewegung übernommen und die Stadt bereits befreit den anrückenden US-Truppen übergeben. Noch wenige Tage zuvor wütete die Gestapo mit Razzien und folterte in ihrem Gefangenenlager in Reichenau und ihrer Zentrale in der Herrengasse. Nach der Kapitulation der deutschen Heeresgruppe Südwest am italienischen Kriegsschauplatz besetzten die Innsbrucker Widerstandsgruppen am 2. Mai 1945 in der Stadt Kasernen, Polizeistationen und Rundfunksender und nahmen den Innsbrucker Polizeipräsidenten und den Wehrmachtskommandanten von Tirol gefangen. Am 3. Mai besetzten sie morgens das Innsbrucker Polizeipräsidium und nachmittags auch das Landhaus. Unterstützt wurden sie von mit dem Fallschirm abgesprungenen US-Agenten (zwei jüdische Flüchtlinge und ein Wehrmachtsdeserteur). Abends traf dann die US Army ein. Nur in wenigen Orten Österreichs endete der Krieg auf diese Weise. Wenige Kilometer entfernt bei Scharbnitz schickte der Tiroler Nazi Hermann Pepeunig einen von ihm als Hitlerjugend-Funktionär zusammengestellten Trupp an zwanzig Jugendlichen zum Kämpfen der US Army entgegen. Wie viele bei der sinnlosen Aktion getötet wurden, ist unklar. Aufhalten konnten sie nichts. Pepeunig machte in der Nachkriegszeit als Jugenderzieher Karriere und verstarb mit dem Verdienstkreuz des Landes Tirol versehen als angesehener Mann im Jahr 1990.
Bei der Besetzung des Landhauses und der Entwaffnung der Wehrmachtssoldaten durch die Widerstandskämpfer wurde Franz Mair im Kampf gegen die SS tödlich verwundet und starb drei Tage später. Eine Gedenktafel erinnert an ihn.

Als einziges großes Denkmal in Österreich für die Befreiung von den Nazis wurde das Innsbrucker Befreiungsdenkmal von 1946 bis 1948 auf Initiative und auf Kosten der französischen Besatzungsmacht nach Entwürfen des Architekten der französischen Militärregierung für Tirol und Vorarlberg, Major Jean Pascaud, von Tiroler Künstlern und Handwerkern errichtet. Das Denkmal ist jenen Personen gewidmet, die für die Befreiung Österreichs aus siebenjähriger Unfreiheit unter dem Nationalsozialismus von 1938 bis 1945 ihr Leben geopfert haben. Im Rahmen der Neugestaltung des Landhausplatzes im Jahr 2011 wurden an das Befreiungsdenkmal die Namen von 107 Menschen angebracht, die im Widerstand gegen die Nazi-Verbrechensherrschaft ums Leben kamen. 2015 wurden weitere 16 Namen ergänzt.
Der Landhausplatz wurde 1994 Eduard-Wallnöfer-Platz benannt. Wallnöfer stellte 1938 einen Aufnahmeantrag in die NSDAP und wurde 1941 in die Nazi-Partei aufgenommen. Nach der Befreiung 1945 ließ er sich nicht wie gesetzlich vorgeschrieben als ehemaliges Nazi-Parteimitglied registrieren, machte als scheinbar Unbelasteter Karriere in der ÖVP und war von 1963 bis 1987 Landeshauptmann von Tirol.

Das Neue Landhaus wurde 1938/1939 nach der Nazi-Machtübernahme als Verwaltungssitz („Gauhaus“) für den vom NS-Regime eingerichteten Reichsgau Tirol-Vorarlberg errichtet. Seit der Befreiung 1945 beherbergt der Gebäudekomplex verschiedene Einrichtungen des Landes Tirol.

Das Pogromdenkmal wurde 1995 von Tiroler Jugendlichen in einem Jugend-Landtag initiiert, um im Zentrum Innsbrucks eine Gedenkstätte für die im Novemberprogrom 1938 von den Nazis ermordeten Innsbrucker Juden zu errichten. Josef Adler verletzten die Nazis in jener Nacht durch Schläge auf den Kopf so schwer, dass er zwei Monate später an den Folgen starb. Auch seine Frau erlitt eine Gehirnerschütterung. Richard Berger erschlugen die Nazis am Innufer mit einem Stein und warfen ihn dann in den Fluss. Wilhelm Bauer brachten die Nazis mit Pistolenhieben und Messerstichen um. Richard Graubart ermordeten sie durch einen Dolchstoß von hinten. Das Denkmal wurde 1997 nach einem Wettbewerb nach einem Entwurf eines Tiroler Schülers errichtet. Es ging eine Debatte voraus, warum man von den Nazis Ermordeten gedenken solle. Die übichen Muster: Wer auch in der Gegenwart kein Problem mit Rechtsextremismus hat, wollte nicht daran erinnern, wohin er führt. Die Kronen Zeitung wetterte gegen Gedenken an Verbrechen der Nazis und schrieb „wo ist der Anlass, wo die Notwendigkeit, was sind die wahren Gründe“. Gewichtiger waren spätere Einwände, dass von der Tiroler Politik die Israelitische Kultusgemeinde erst im Nachhinein in die Planung der Gedenkstätte einbezogen wurde, und nur die vier Ermordeten jener Nacht herausgestrichen wurden, während bereits über 160 von den Nazis ermordete Tiroler Jüdinnen und Juden während der gesamten Dauer der NS-Herrschaft ermittelt waren. Dennoch wird nun seit einem Vierteljahrhundert zumindest diesen vier Verfolgten und Ermordeten hier an einem zentralen Platz gedacht.

Die Triumphpforte wurde zur Repräsentation der kaiserlichen Macht über die Bevölkerung aus Anlass der in Innsbruck abgehaltenen Hochzeitsfeier des späteren Kaisers Leopold II, eines Sohns von Kaiserin Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen, 1765 errichtet. Solche Hochzeiten waren in der Monarchie staatspolitische Akte zu denen die Betroffenen am wenigsten beitrugen. Die offizielle Eheschließung des 18-jährigen Leopolds mit der spanischen Prinzessin Maria Ludovica war auch bereits ein Jahr zuvor von diplomatischen Vertretern 1764 in Madrid erfolgt. Da wenige Tage nach der Innsbrucker Hochzeitsfeier Franz Stephan unerwartet an einem Schlaganfall starb, zeigt die künsterlische Ausgestaltung des Stadttors an der Südseite Motive der Hochzeit, während die Nordseite den Tod des Kaisers thematisiert.

Die jüdische Synagoge in der Sillgasse. Nach der Machtübernahme der Nazis im März 1938 überfielen auch in Innsbruck in der Nacht vom 9./10. November 1938 wie in ganz Deutschland Nazi-Trupps die örtlichen Jüdinnen und Juden. In Innsbruck zerstörten sie in diesem Novemberpogrom Wohnungen und Geschäfte von Jüdinnen und Juden und verwüsteten die Einrichtung der Synagoge. Drei Juden ermordeten sie und einen vierten verletzten sie so schwer, dass er danach starb. Zwei aus Garmisch-Partenkirchen vertriebene Jüdinnen stürzten sich aus Verzweiflung in den Inn und ertranken. Zahlreiche andere Menschen wurden von den Nazis verletzt. „Falls Juden bei dieser Aktion keinen Schaden erlitten haben, dürfte dies darauf zurückzuführen sein, dass sie übersehen wurden", hielt ein SS-Bericht fest. Anschließend wurden bis März 1939 fast alle Tiroler Jüdinnen und Juden nach Wien ausgewiesen, wo sie überwiegend Opfer des Holocaust wurden. Das Eigentum der Ermordeten und Vertriebenen raubten die Nazis. Das Gebäude der Synagoge wurde 1943 bei einem Luftangriff des Zweiten Weltkriegs von einer Bombe getroffen. 1962 wurde es abgerissen und hier Parkplätze eingerichtet. Ein Gedenkstein erinnerte an die Synagoge. 1983 war ein Wohnhaus hier geplant, schließlich wurde die neue Synagoge errichtet und 1993 eröffnet.

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