Samstag, 29. Februar 2020

Újpest

Budapest, 29.2.2020

Im IV. Budapester Stadtbezirk Újpest wurde ein Fußballspiel besucht. 98.000 Menschen leben hier.


Der Wasserturm (Újpesti víztorony) ist ein Wahrzeichen von Újpest. Er wurde 1911-12 errichtet und 2003 der Betrieb eingestellt.


Straßenszenen


Das 1899/1900 errichtete Rathaus von Újpest. In den 1830er Jahren entstand hier in Weinbergen im Grenzgebiet zwischen den Städten Rákospalota und Pest eine Siedlung. 1840 wurde Újpest („Neupest“) als eigene Gemeinde von Rákospalota abgetrennt und 1907 eine Stadt. 1910 lebten hier schon 55.000 Menschen. 1950 wurde Újpest als IV. Bezirk in die durch Erweiterung der 1873 aus der Fusion von Pest, Buda und Óbdua gebildeten Großstadt Budapest eingemeindet.


Die 1875 bis 1881 errichtete römisch-katholische Marienkirche.


Straßenszenen


Die Újpester Synagoge (Újpesti zsinagóga) wurde 1886 eröffnet und 1909 erweitert. 1930 lebten hier 11.396 Jüdinnen und Juden, damals 17% der Stadtbevölkerung von Újpest. Mit der Einführung der antisemitischen Diskriminierungsgesetze in Ungarn wurden sie wie überall im Land aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen, alle öffentlich Bediensteten und viele andere verloren ihre Arbeitsstelle. 1942 wurden die jüdischen Männer zur Zwangsarbeit geschickt, v.a. in Bergwerke in den besetzten gebieten in Jugoslawien. Nach der deutschen Besetzung Ungarns 1944 wurde jüdische Wohnungen und Geschäfte überfallen und ausgeraubt und die Jüdinnen und Juden im Mai 1944 in ein Ghetto gesperrt, von dem aus sie zur Ermordung nach Auschwitz deportiert wurden.

Samstag, 22. Februar 2020

Celldömölk

22.2.2020

Im ungarischen Celldömölk (deutsch früher Kleinmariazell) wurde ein Fußballspiel besucht. 11.000 Menschen leben hier.

Pórdömölk ist der älteste Teil der heutigen Stadt. Im 13.Jh. wurde hier ein Benediktinerkloster gegründet, das 1252 erstmals unter dem namen Demunk schriftlich erwähnt wurde. Im 14.Jh. verlor das Kloster seine Bedeutung in der staatlichen Herrschaftsverwaltung und wurde in den langen Kriegen mit dem Osmanischen Reich im 16. und 17.Jh. zerstört. Die Kirche mit wertvollen Fresken blieb jedoch erhalten bis 1946 der Hauptteil der Kirche durch eine unglückliche Granatenexplosion einstürzte und seither nur mehr eine Ruine ist. Der beschädigte, aber noch stehengebliebene Kirchturm wurde 1947–48 wieder mit einem Dach versehen.


Die evangelische Kirche aus dem 19.Jh.


Der Bahnhof von Celldömölk ist ein Eisenbahnknotenpunkt. Am Bahnhofsgelände sind alte Züge zu besichtigen.


Der Bahnhof. Bis in das 19.Jh. war die Siedlung fast ausschließlich deutschsprachig. Zwischen 1835 und 1870 wurde die Bevölkerung im Zuge der ungarischen staatlichen Politik, welche die Verwendung der ungarsichen Sprache vorschrieb, magyarisiert. Mit dem Bau der Eisenbahn 1871 stieg dazu die Bevölkerungszahl zudem durch ungarische Zuwandererinnen und Zuwanderer stark an.


Die barocke katholische Marienkirche wurde 1744 bis 1748 errichtet. Damals wurden Marienwallfahrtskirchen gebaut, da der Marienkult ein wirksames Mittel zur Festigung der katholischen Kirche war nachdem viele Leute ihr im ganzen Land durch ihre enge Bindung an die Habsburgerherrschaft den Rücken zugekehrt hatten.


Straßenszenen. Die heutige Stadt mit dem Namen Celldömölk entstand 1907 aus der Zusammenlegung der Orte Kiscell und Nemesdömölk. Als deutsche Bezeichnung wurde der Name Kiscells, Klein Zell, übernommen. 1950 wurde Alsóság, 1978 Izsákfa eingemeindet. Der alte Ortskern von Kiscell wurde zum Zentrum ausgebaut. 1978 wurde Celldömölk zur Stadt erhoben.


1840 entstand im Ort Kiscell hier eine jüdische Gemeinde, die 1882 eine Synagoge errichtete. Nach der Religionsspaltung errichtete die orthodoxe Gemeinde 1908 eine eigene Synagoge. Nach der Niederschlagung der ungarischen Räterepublik 1919 wurden im Zuge des nachfolgenden Weißen Terrors nach Aufhetzung durch einen katholischen Priester, der die jüdischen Einwohnerinnen und Einwohnern als Sündenböcke für Krieg und Leid benannte, jüdische Wohnungen und Einrichtungen überfallen, die Synagoge verwüstet und sechs Juden umgebracht,. Im Juli 1944 deportieren die deutschen Nazis und ihre ungarischen verbündeten 394 Jüdinnen und Juden über Jánosháza zur Ermordung nach Auschwitz. Wenige Überlebende kehrten nach der Befreiung zurück und versuchten hier weiter zu leben, emigrierten aber bald nach Israel da das Leben hier nicht mehr so war wie zuvor. Die ehemaligen Synagogen existieren nicht mehr, aber in diesem Haus am Szentháromság tér hatte die Nachkriegsgemeinde ihren Gebetsraum eingerichtet.

Jánosháza

22.2.2022

Im westungarischen Jánosháza wurde ein Fußballspiel besucht. 2.500 Menschen leben hier.

Straßenszene. Die Siedlung wurde im Jahr 1428 erstmals schriftlich erwähnt, benannt nach ihrem adeligen Besitzer Joannes Ormuzd de Varsány (János ist die ungarische Form des Namens Johannes, der Ortsname Jánosháza bedeutet also „Haus des Johannes“). Im 16./17.Jh. wuchs die Siedlung im Umfeld der Burg, von der aus die umliegenden Dörfer beherrscht wurden.


Das Schloss Erdődy várkastély wurde als Burg erstmals im Jahr 1510 schriftlich erwähnt. Letzte Umbauten erfolgten 1855 und 1935. Nach der Verstaatlichung des Besitzes der Erdődy, die hier jahrhundertelang über die Menschen geherrscht hatten, in der kommunistischen Nachkriegszeit wurden im Adelspalast ein Krankenhaus, später eine landwirtschaftliche Berufsschule und ein Kindergarten sowie ein Museum betrieben. Heute steht das Gebäude leer.


Die Kirche wurde 1734 neu errichtet nachdem eine vorherige Holzkriche im 17.Jh. zerstört worden war. 1779 ließ die Adelsfamilie Erdődy ihre Untertanen die Kirche repräsentativ im Barockstil vergrößern und ausbauen.


Bahnhof


Mitte des 19.Jh. war dieses Haus eines vor zwei Stockhäusern in der Stadt und ein Gasthof. Im April 1849 brachten österreichische Soldaten hier auf der Durchreise eines Gefangenentransports für eine Nacht drei prominente gefangene Revolutionäre des in blutigem Krieg niedergeschlagenen ungarischen Revolution von 1848/49 unter, darunter den ehemaligen ungarischen Ministerpräsidenten Lajos Batthyány. Die Nachricht verbreitete sich in der Umgebung und im Morgengrauen umringten hunderte bewaffnete Menschen das Haus und verlangten die Freilassung der Gefangenen. Die Soldaten richteten sich auf einen Kampf ein, der Befehlshaber bat aber Batthyány, zu der Menge zu sprechen, um das sich anbahnende Blutbad zu vermeiden. Batthyány sprach aus einem Fenster, bedankte sich bei den Menschen, aber bat sie die Belagerung zu beenden. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt. Kaiser Franz Joseph ließ ihn mit anderen zum Tode verurteilen und mit 14 weiteren Revolutionsführern im Oktober 1849 in Pest hinrichten.


Straßenszenen


Der jüdische Friedhof. Eine jüdische Gemeinde entstand hier in der zweiten Hälfte des 18.Jh. und 1897 wurde eine Synagoge errichtet, die es heute nicht mehr gibt. Im Sommer 1882 verbreitete sich im Zuge der von 1882 bis 1883 massiven Massenhysterie und antisemitischen Hetze um einen erfundenen sogenannten jüdischen Ritualmord an einem Mädchen in Tiszaeszlár in Jánosháza das ebenfalls erfundene Gerücht, dass die Jüdinnen und Juden einen Militäreinsatz gefordert hätten, was der lokalen Bevölkerung durch die Einquartierung der Soldaten viel Geld kosten würde. An einem Juliabend beschlossen daher die Gäste eines Wirtshauses, die jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner ihres Orts anzugreifen. Sie marschierten vor der Synagoge auf, warfen die Fenster ein und kletterten auf das Dach, um es zu beschädigen. Eine andere Gruppe überfiel die Wohnungen und Häuser der Jüdinnen und Juden. Neun Juden wurden brutal zusammengeschlagen. Der Pogrom dauerte zwei Tage bis 14 Beteiligte verhaftet wurden. Nach der Niederschlagung der ungarischen Räterepublik 1919 wurden im Zuge des nachfolgenden Weißen Terrors die jüdischen Einwohnerinnen und Einwohnern als Sündenböcke für Krieg und Leid angegriffen und überfallen. Ein Lehrer, dekorierter Kriegsveteran für die Habsburgermonarchie, und eine Frau wurde dabei umgebracht. Nicht Behördeneinschreiten sondern erst jüdische Selbstorganisation zur Selbstverteidigung beendeten schließlich die Überfälle und Plünderungen.


Das 1952 errichtete Holocaust-Mahnmal am jüdischen Friedhof. Markant ist der acht Meter hohe Turm, mit Inschriften in ungarischer und hebräischer Sprache: (Ne ölj! Auschwitz 1944! Emlékezzél! „Nicht töten! Auschwitz 1944! Nicht vergessen!“). 1930 lebten hier 466 Jüdinnen und Juden. dem deutschen Einmarsch in Ungarn im März 1944 sperrten die SS-Einheiten im Mai 1944 mit ihren ungarischen Verbündeten die im Umkreis lebenden Jüdinnen und Juden in einem Lager in Jánosháza ein, um sie von hier zur Ermordung nach Auschwitz zu deportieren. 335 Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Jánosháza wurden dort ermordet. Nach dem Kriegsbeginn hatte jüdische Männer in Zwangsarbeitseinheiten müssen, weil der ungarische Staat sie nicht für Dienst an der Waffe würdig hielt. Die meisten der in das Hinterland der Front geschickten Zwangsarbeiter kamen dort ums Leben. Rund fünfzig Überlebende kehrten nach der Befreiung in ihre Heimatstadt zurück und versuchten hier wieder zu leben. 1956 waren es bereits nur mehr 26. Die meisten emigrierten nach Israel. Der letzte Jude, ein Arzt, starb 1970.

Samstag, 15. Februar 2020

Kaposvár

15.2.2020

Im ungarischen Kaposvár wurde ein Fußballspiel besucht. 61.000 Menschen leben hier.

Bahnhof. Im 19.Jh. entwickelte sich die Stadt durch die wichtige ungarische Eisenbahnlinie zwischen der Landeshauptstadt Budapest und der ungarischen Komitatshauptstadt Zagreb und wurde ein Industriestandort. 1800 lebten hier noch erst 3.000 Menschen, hundert Jahre später waren es 1900 bereits 18.218 und 1920 schon 29.470. Die höchste Bevölkerungszahl gab es nach Eingemeindungen 1980 mit 72.377 Einwohnerinnen und Einwohnern, seither schrumpft die Stadt wieder.


Das 1911 eröffnete Theater.


Das Veranstaltungsgebäude Szivárvány Kultúrpalota wurde 1927 bis 1928 in einer Stilmischung aus Jugendstil und Art Deco errichtet. Es fanden und finden hier Theater- und Kinoaufführungen, Konzerte, Konferenzen etc. statt.


Straßenszene.


Die katholische Kathedrale wurde 1885 bis 1886 in neoromanischem Stil anstelle einer Vorgängerkirche am Hauptplatz errichtet.


Das Rathaus wurde 1902 bis 1904 anstelle eines Vorgängergebäudes neu errichtet. Zum ersten Mal erwähnt wurde die Stadt als Kapos (Tor) in der Stiftungsurkunde des Bischofsamtes in Pécs im Jahr 1009. Mitte des 14. Jahrhunderts ließen die Adeligen Rupoly die Burg (vár) von Kapos, die als Neuburg bekannt wurde, errichten. Sie wurde im Lauf der Jahrhunderte ausgebaut. Nach den Kriegen des 17./18.Jh. war der Zustand schließlich schlecht. Die restlichen Ruinen wurden 1931 abgerissen.


1555 wurde die Festung nach einer fünftägigen Belagerung von einer osmanischen Armee erobert und war für über ein Jahrhundert türkisch. 1686 wurde die Region von habsburgischen Soldaten erobert und dem großen Herrschaftsbereich der Fürsten Esterházy unterstellt, die Kaposvár zum Verwaltungssitz ihrer Güter in Somogy machten. 1749 wurde die Stadt auch zur Komitatshauptstadt von Somogy. Das Komitatshaus als Verwaltungssitz wurde 1828 bis 1832 errichtet.


Straßenszenen.


Im Zuge des Wachstums der Stadt im 19.Jh. war hier auch eine jüdische Gemeinde entstanden. 1862 wurde eine Synagoge errichtet, die 1906 erweitert wurde. Im Zuge der antisemitischen Gesetze Ungarns wurde 1940 hunderte jüdischen Männer in Zwangsarbeitseinheiten verpflichtet. Nach der deutschen Einrücken in Ungarn im März 1944 sperrten die deutschen Soldaten mit ungarischen Verbünden im Mai 1944 rund 6.000 Jüdinnen und Juden aus der Stadt und dem Umland in ein Ghetto, aus dem sie am 4. Juli 1944 zu Ermordung ins KZ Auschwitz deportiert wurde. Nach der Befreiung der Stadt durch die sowjetische Armee im Dezember 1944 kehrten überlebende jüdische Männer aus den Zwangsarbeitseinheiten in die Stadt zurück. Von den tausenden Deportierten überlebten nur rund 200 den Holocaust. Die Überlebenden und Zurückgekehrten konnte die beschädigte Synagoge nicht mehr erhalten und verkauften das Gebäude 1974 an die Stadt, welche die ehemalige Synagoge 1980 sprengen ließ. Beschädigt erhalten blieben nur die Tafeln mit den zehn Geboten, die am Giebel angebracht war, und nun in einem abgesperrten Innenhof im Zentrum eines Denkmals steht.


Die reformierte Kirche wurde 1906 bis 1907 errichtet. Wie in Ungarn üblich gibt es eine historisch gewachsene Vielfalt an christlichen Religionsbekenntnissen.


Die evangelische Kirche wurde 1829 bis 1929 im Jugendstil errichtet. Bis 1916 hatte die lutherische Richtung des Protestantismus die Kirche der kalvinistischen (reformierten) Richtung mitbenutzt, dann ein eigenes Gebetshaus eingerichtet und schließlich diese Kirche gebaut.


Straßenszene


Denkmal für die ungarische Revolution von 1956


Statue aus dem Jahr 1996 für den 1896 in Kaposvár geborenen Imre Nagy. Der Kommunist, der als österreichisch-ungarischer Kriegsgefangener in Russland bereits in der Russischen Revolution in der Roten Armee gekämpft hatte und 1919 Regierungsmitglied der kurzen kommunistischen Räterepublik in Ungarn gewesen war, war in der Ungarischen Revolution gegen die sowjetische Besatzung 1956 Ministerpräsident und versuchte das Land durch Verhandlungen aus dem Ostblock zu führen. Nach der blutigen Niederschlagung der Revolution durch sowjetische Truppen mit tausenden Toten wurde er verhaftet und 1958 in Budapest hingerichtet.


Straßenszenen. Fő utca.


Der jüdische Friedhof. Zuletzt wurden im Jahr 2012 in einer antisemitischen Attacke 57 Gräber verwüstet, Grabsteine zerstört etc.