Samstag, 27. November 2021

Sion

27.11.2021

Im Schweizer Sion (deutsch Sitten), Hauptort des Kantons Wallis (französisch Valais), wurde ein Fußballspiel besucht. 35.000 Menschen leben hier.

Notre-Dame de Valère am über 600 Meter hohen Felsen Valère. Angelegt bereits in keltischer Zeit, wurden Burg und Kirche erstmals 1049 urkundlich erwähnt. Die ältesten Teile der Basilika entstanden 1100 bis 1130 in hochromanischen Stil. Die Burganlage wurde im 11./12. Jahrhundert als Residenz des Domkapitels erbaut. Der Fürstbischof, der gleichzeitig geistlicher und weltlicher Herrscher war, residierte im Schloss Tourbillon auf dem benachbarten Hügel. Dabei blieb es bis zur französischen Besetzung 1798.


Das ehemalige bischöfliche Schloss Tourbillon ist eine als Ruine erhaltene Burg. Erbaut wurde Tourbillon Ende des 13.Jh. unter Bischof Bonifatius Challant. 1788 wurde das Schloss im Rahmen eines großen Stadtbrands zerstört.


Im Jahr 580 wurde der Bischofssitz von Martigny hierher verlegt, und ab 999 amtierte der Bischof gleichzeitig als Landesherr und herrschte über die Bevölkerung. 1815 trat das Wallis ebenso wie Genf und Neuenburg der Schweizer Eidgenossenschaft bei, die damit ihre heutige territoriale Größe erreichte. 1840 kam es im Wallis zum Bürgerkrieg, weil nach dem Inkrafttreten der neuen liberalen Kantonsverfassung im Oberwallis eine Gegenregierung gebildet wurde, die nicht auf die traditionelle Vormachtstellung verzichten wollte. Ein Angriff von Unterwalliser Truppen setzte das Regime von Siders ab. Die radikale Bewegung der Jungen Schweiz aus dem Unterwallis zettelte 1844 einen Feldzug von Kriegsfreiwilligen gegen das Oberwallis an, der jedoch blutig niedergeschlagen wurde. Die Konservativen zogen die Macht im Kanton wieder an sich, der sich 1845 mit den sechs anderen katholischen Kantonen der Schweiz zum Sonderbund zusammenschloss. Im Sonderbundskrieg 1847 unterlag diese Staatengruppe den eidgenössischen Truppen, wurde aufgelöst und wieder in den Schweizer Staat eingegliedert.


Die Kathedrale Unserer Lieben Frau, französisch Notre-Dame de Sion oder Notre-Dame du Glarier, aus dem 15.Jh. ist die Bischofskirche des katholischen Bistum Sitten. Sie besitzt noch einen romanischen Turm, der aus dem 12. Jahrhundert stammt.


Straßenszenen. Während Sitten/Sion in der Mitte des 19.Jh. noch eine zweisprachige Stadt war (1870 über 50 % deutschsprachig), hat Französisch inzwischen die deutsche Sprache weitgehend verdrängt. Etwa 70 % der Bevölkerung sind französischer, nur noch 4 % deutscher und 5 % italienischer Muttersprache.


Der Hexenturm (Tour des sorciers) ist ein Stadtmauerturm aus dem 14.Jh., der später zu einem Gefängnis umgebaut wurde. Sein Name erinnert an die Hexenprozesse zwischen dem 15. und 18.Jh. und die hier dafür gefangenen und gefolterten Frauen.

Freitag, 26. November 2021

Neuchâtel

26.11.2021

Im Schweizer Neuchâtel (deutsch Neuenburg) wurde ein Fußballspiel besucht. 45.000 Menschen leben hier.

Die Stadt liegt am Neuenburgersee, französisch Lac de Neuchâtel, mit einer Fläche von 217,9 km² der größte See, der vollständig in der Schweiz liegt.


Hôtel des postes, Hauptpostamt aus dem Jahr 1896


Hôtel de ville, das in neoklassizistischem Stil 1784 bis 1793 erbaute Rathaus.


Fontaine de la Justice (Gerechtigkeitsbrunnen) mit einer Figur der römischen Göttin der Gerechtigkeit Justitia. Der Brunnen wurde zwischen 1545 und 1547 von Laurent Perroud geschaffen. Zu Füßen der Justitia-Statue stehen ein Papst, ein Avoyer (erster Magistrat der Stadt), ein Kaiser und ein osmanischer Sultan, welche die vier verschiedenen europäischen Regierungsformen des 16.Jh. darstellen. Zum Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November erinnern Namen und Kerzen an 2021 in der Schweiz von Männern ermordete Frauen.


Straßenszene. Zwischen dem 13. und dem 18.Jh. wuchs die Stadt bis an das Seeufer. Einige reiche Patrizier begannen, sich Häuser außerhalb der alten Stadtmauer am See bauen zu lassen. Einer von ihnen war Jacques-Louis de Pourtalès (1722–1814). Er gründete 1753 die Firma Pourtalès & Cie, die in Europa und in überseeischen Kolonien europäischer Staaten bis 1801 Handel betrieb. Die Textilbranche war ganz in seiner Hand: Zeitweise arbeiteten fast alle Indienne-Fabriken in und um Neuchâtel für seine Firma. Das spülte ihm derart viel Geld in die Kassen, dass er 1770 fünf Plantagen auf Grenada in der Karibik kaufte, wo er Zuckerrohr, Kaffee, Baumwolle und Kakao anbauen und je 100 bis 200 afrikanische Sklavinnen und Sklaven für sich zwangsarbeiten ließ. 1799 war er der dank der Sklavenarbeit der reichste Mann auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. 1808 stiftete er der Stadt Neuenburg das Hôpital Pourtalès, das noch heute diesen Namen trägt und aus der noch immer bestehenden Stiftung von Jacques-Louis Pourtalès finanziert wird.


Maison des Halles. Markthalle aus dem Jahr 1569.


Straßenszenen


Der Turm Tour de Diesse stammt ursprünglich aus dem 11. Jh., wurde 1250 neu gebaut und 1715 erneuert. Er war lange Zeit Teil der Stadtmauer und beherbergte ein dreistöckiges Gefängnis. Heute befinden sich Künstlerateliers und eine Galerie im Turm.


Straßenszene


Das Schloss Neuenburg, französisch Château de Neuchâtel, liegt auf einem Felsvorsprung zwischen dem Neuenburgersee und dem Fluss Seyon hoch über der Stadt, die um das Schloss entstand. Die erste schriftliche Erwähung stammt aus dem Jahr 1011, als der Burgunderkönig Rudolph III. Novum Castellum (die neue Burg) seiner Gattin Irmengarde (Irmingard) zum Geschenk machte. Diese neue Burg befand sich vermutlich dort, wo heute das Gefängnis steht und war nicht viel mehr als eine kleine Garnison. Im 19.Jh. wurde das Schloss umgestaltet und von 1905 bis 1934 restauriert. Nach dem Aussterben der zweihundertjährigen Herrschaftslinie der Orléans-Longueville über Neuchâtel wählten die Landstände den preußischen König zum neuen Herrscher. Von 1707 bis 1806 und dann wieder von 1814 bis 1857 waren Preußens Könige zugleich auch Fürsten des Fürstentums Neuenburg. Unterbrochen von der französisch-napoleonischen Zeit. Die preußischen Könige regierten das Fürstentum durch Gouverneure, die ihren Sitz entweder hier im Schloss von Neuenburg oder in der preußischen Hauptstadt Berlin hatten. 1814 wurde Neuenburg der 21. Kanton der Eidgenossenschaft, blieb aber gleichzeitig ein preußisches Fürstentum bis es sich in der Revolution von 1848 von Preußen loslöste und eine eigene Verfassung annahm. Der preußische Anspruch auf die Herrschaft blieb aber bestehen, auch wenn sie de facto zuende war. Am Abend des 2. September 1856 besetzten in einem Putschversuch hunderte bewaffnete Royalisten das Schloss und wollten die preußische Herrschaft wiederherstellen. Am Morgen des 4. September 1856 eroberten nach kurzer Schlacht Republikaner das Schloss aber zurück und beendeten den Putsch. Preußen und die Schweiz rüsteten daraufhin für einen Krieg. Über französische Vermittlung wurde der Konflikt aber beigelegt. Der preußische König verzichtete 1857 formell auf seinen Herrschaftsanspruch, die Schweiz amnestierte dafür die gefangenen Putschisten.


Blick vom Schloss über die Stadt und den See


Der Gefängnisturm, Tour des Prisons, gilt als das älteste Gebäude der Stadt. Die Fundamente stammen aus dem 10.Jh.


Die reformierte Kollegiatkirche (Collégiale de Neuchâtel) wurde ab 1190 als katholische Kirche errichtet. 1530 brachte der von Bern mit einem Empfehlungsschreiben geschickte französische Glaubensflüchtling Guillaume Farel (1489–1565) die Reformation nach Neuenburg. Bald zog er so viel Publikum an, dass er hier in der Stadtkirche verkündigen durfte. Infolgedessen wurden in einem Bildersturm den katholischen Prunk der Altäre, Statuen, Bilder und Kreuze zerstört, weil sie im Protestantismus als Götzenbilder galten. Kurz darauf schloss sich mit der Rat der Stadt das Bürgertum der Reformation an, katholisch blieb aber die adelige Oberschicht bis 1707 (Beginn der Herrschaft der evangelischen preußischen Könige). Viele evangelische Glaubensflüchtlinge aus dem nahen katholischen Frankreich fanden Asyl in der Stadt und Umgebung und prägten die weitere Entwicklung mit. Die Farel-Statue auf der Esplanade vor der Kirche erinnert an sein Wirken.


Burgmauern

Sonntag, 21. November 2021

Imola

21.11.2021

In der italienischen Stadt Imola wurde ein Fußballspiel besucht. 70.000 Menschen leben hier.

Straßenszenen. In der Antike hieß die Stadt Forum Cornelii, nachdem sie in der Herrschaftszeit des römischen Diktators Lucio Cornelio Silla im Jahr 82 v.u.Z. gegründet worden war. Der heutige Name leitet sich von Castrum Imolae ab, was erstmals im 7.Jh. für die Ansiedlung am Monte Castellaccio verwendet wurde. Später ging der Name auf die Stadt selbst über.


Geburtshaus des italienischen Sozialisten Andrea Costa (1851 in Imola geboren und 1910 hier verstorben). Er war 1881 einer der Gründer einer der ersten sozialistischen Parteien Italiens und wurde 1882 als erster sozialistischer Abgeordneter in das Parlament gewählt.


Straßenszenen


Altes Stadttor Porta Montanara


Der barocke Dom (Cattedrale di San Cassiano) wurde 1765 bis 1781 anstelle einer dafür abgerissenen mittelalterlichen Kathedrale errichtet, die nach mehreren Umbauten statische Probleme hatte.


Die Rocca Sforzesca. Mit dem Bau der Festung im Stadtzentrum wurde wohl 1332 auf den Überresten einer Wehranlage aus dem 11.Jh. begonnen. Im 15.Jh. wurde die in zahlreichen Kriegen umkämpfte Anlage unter der Herrschaft der Sforza modernisiert und zur heutigen Ansicht ausgebaut. 1499 wurden Imola und seine Festung von der Armee des Cesare Borgia belagert und erobert und in den Kirchenstaat eingegliedert. Als Verteidigungsanlage brauchte man sie dann nicht mehr, stattdessen wurde die Rocca ab 1524 zu einem Gefängnis für die zahlreichen Gefangenen der Päpste. 1958 wurde das später vom italienischen Staat übernommene Gefängnis geschlossen und seit 1973 ist hier ein öffentliches Museum untergebracht.