22.4.2019
Im Vorarlberger Hohenems wurde ein Fußballspiel besucht. 16.000 Menschen leben hier.
Die Burg Neu-Ems, auch Schloss Glopper, war eine ab 1343 gebaute Burg des Adels- und Rittergeschlechts der Herren von Ems. 1407 wurde die Burg im Appenzellerkrieg (einem Konflikt um Macht und Herrschaften zwischen dem Fürstabt von St. Gallen und den Gemeinden des Appenzellerlandes, für den sie 1401 bis 1429 in vielen Schlachten viele Menschen sich töten ließen) von Appenzeller Truppen zerstört, aber gleich wieder aufgebaut.
Seit Ende des 12.Jh. war die ursprünglich welfische und ab 1179/1191 staufische Burg Altems der Herren von Ems eine der mächtigsten und größten Burganlagen (350 Meter lang und 80 Meter breit) im süddeutschen Raum. Die Stauferfestung diente unter anderem als Gefängnis für prominente politische Gefangene der Stauferkönige wie ab 1195 Wilhelm III. (Sizilien) oder im Jahr 1206 Erzbischof Bruno von Köln. 1406 brannten Appenzeller Truppen im so genannten Bund ob dem See den Ort Ems vollständig nieder. Um 1500 erfolgten große Umbauten und Erweiterungen der Festung und ab 1566 der Ausbau zur groen Renaissance-Festung. Nach dem Aussterben der Grafen von Hohenems ging die Burg 1765 an Habsburg und wurde 1792 auf Abbruch versteigert. Es blieb nur eine Ruine.
Kirche
1560 wurde die Herrschaft von Ems zu einer Reichsgrafschaft erhoben. Am Fuß des Schloßberges wurde Ende des 16./Anfang des 17.Jh. ein Renaissance-Palast als Residenzschloss der Grafen von Hohenems errichtet. Überregionale Bekanntheit erlangte das Schloss als Fundstelle der beiden Handschriften („A“ und „C“) des mittelhochdeutschen Nibelungenliedes. 1755 wurde im Palast in der Bibliothek des Lindauer Arztes Jacob Hermann Oberreit die Handschrift C entdeckt, und nur ein paar Jahre später tauchte 1779 wiederum im Palast auch die Handschrift A auf. Ein alemannischer Schreiber aus dem Oberrheintal schrieb das Manuskript um etwa 1220 nach einer früheren bayerischen Vorlage.
1765 erwarben die Habsburger die Grafschaft Hohenems und regierten sie wechselnd von Tirol und Vorderösterreich (Freiburg im Breisgau) aus. Von 1805 bis 1814 gehörte der Ort aufgrund dessen Bündnis mit Napoelon zu Bayern, dann nach vierjährigem Streit um die Besitzrechte wieder zum österreichischen Kaiserreich der Habsburger.
Straßenszenen
1617 erlaubte ein Schutzbrief des Reichsgrafen Kaspar von Hohenems die Ansiedelung von jüdischen Familien und den Aufbau einer jüdischen Gemeinde. Er erhoffte sich dadurch wirtschaftliche Impulse für seinen Markt und damit Steuereinnahmen für sich. Im 17.Jh. kam es zu antisemitischen Vertreibungen, nachdem aber den jüdischen Familien die Rückkehr gestattet wurde, florierte die jüdische Gemeinde. Den Höhepunkt erreichte die Zahl der jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner 1862 mit 564 Menschen. Die Gleichberechtigung durch die Staatsgrundgesetze von 1867 und die damit verbundene jetzt mögliche freie Wahl des Wohnortes für Jüdinnen und Juden führten zu einer starken Abwanderung in umliegende Städte, sodass 1890 nur noch 118 Jüdinnen und Juden in der Stadt lebten. 1935 zählte die jüdische Gemeinde nur mehr 35 Mitglieder. Die Nazis raubten nach ihrer Machtübernahme 1938 jüdisches Eigentum unter dem Titel „Arisierung“, lösten die Kultusgemeinde 1940 zwangsweise auf und deportierten die verbliebenen Hohenemser Jüdinnen und Juden in die Vernichtungs- und Konzentrationslager. Als letzte Jüdin wurde Frieda Nagelberg am 25. Februar 1942 aus Vorarlberg deportiert. Nach 1945 kaufte die Gemeinde Hohenems die 1770 bis 1772 in spätbarockem/klassizistischem Stil errichtete Synagoge und baute sie zum Feuerwehrhaus um sodass an die jüdische Vergangenheit und die Ermordeten hier nichts mehr erinnerte. Das daneben liegende Rabbinatshaus wurde abgerissen. In den Jahren 2003/2004 wurde die ehemalige Synagoge renoviert und größtenteils das ursprüngliche Aussehen wiederhergestellt. Nach mehr als 60 Jahren wurde am 22. Juli 2004 erstmals wieder ein jüdischer Sabbat-Gottesdienst in der ehemaligen Synagoge abgehalten. Die offizielle Eröffnung nach der Renovierung fand am 21. Mai 2006 statt. Das Gebäude trägt heute den Namen Salomon-Sulzer-Saal, benannt nach dem berühmten Kantor und Bürger der Stadt, und steht als Veranstaltungssaal sowie Teil der Musikschule der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Das Jüdische Museum Hohenems wurde 1991 der 1864 erbauten Villa Heimann-Rosenthal im ehemaligen jüdischen Viertel von Hohenems eröffnet. Das Ende der jüdischen Gemeinde von Hohenems, der regionalen NS-Geschichte, Vertreibung und Deportation der letzten Gemeindemitglieder, Antisemitismus in Österreich und die Shoa / der Holocaust stellen einen Schwerpunkt dar. Außer der regionalen und globalen Geschichte widmet es sich den Menschen und ihren Geschichten und pflegt Beziehungen zu den Nachkommen jüdischer Familien aus Hohenems in aller Welt. Der heutige Hohenemser Bürgermeister und damalige Landeshauptmann-Stellvertreter Dieter Egger beschimpfte den Museumsdirektor Hanny Loewy in seinem Wahlkampf 2009 antisemitisch mit erfundenem Vorhalt als „Exil-Juden aus Amerika in seinem hochsubventionierten Museum“ (Loewy stammt aus Frankfurt, ist nicht in einem Exil und nicht aus Amerika). Aufgrund Weigerung Eggers, sich zu entschuldigen, wurde vom damaligen Vorarlberger ÖVP-Landeshauptmann Herbert Sausgruber die 35 Jahre andauernde Koalition mit der FPÖ nach der Wahl nicht fortgesetzt. Egger schadete der mit Antisemitismus geführte Wahlkampf aber nicht, er ist heute FPÖ-Bürgermeister der Stadt.
Der jüdische Friedhof wurde mit der Ansiedlung der Jüdinnen und Juden in Hohenems 1617 angelegt. Der Friedhof liegt an einem bewaldeten Abhang des „Schwefelberges“. Insgesamt dürften weit über 500 Gräber auf dem Gelände liegen. 370 Grabsteine sind bis heute erhalten geblieben. Auf Grund des großen Engagements der Kultusgemeinde St. Gallen konnte in der Nachkriegszeit verhindert werden, dass die Grabsteine vom jüdischen Friedhof entfernt und aus den alten Bäumen Bleistifte gemacht wurden. Der Friedhof selbst hätte zur Christbaumpflanzung genutzt werden sollen.
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