Sonntag, 21. April 2019

Memmingen

21.4.2019

In Memmingen in Bayerisch-Schwaben wurde ein Fußballspiel besucht. 43.000 Menschen leben hier.

Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Ort Mammingin im Jahre 1128 in einer im Kloster Ochsenhausen verfassten Urkunde. 1286 wurde die zuvor lange im Besitz der Staufer gewesene Stadt vom deutschen König Rudolf I. von Habsburg zur Freien Reichsstadt erklärt und damit direkt dem deutschen König unterstellt. Vom 14. bis zum 16.Jh. erlebte Memmingen eine wirtschaftliche Blütezeit als Handelszentrum.


Es sind noch zehn Tore und Türme und circa zwei Kilometer mittelalterliche Stadtmauer erhalten. Der Mauergürtel wurde in fünf Bauperioden errichtet. In der ersten Periode wurden bereits um das Jahr 1000 Teile der alten Welfenstadt mit Wällen und Palisaden gesichert.


Marktplatz. Erstmals bayerisch wurde Memmingen 1702, als bayerische Truppen die schwäbische Stadt nach einer Belagerung blutig eroberten. Im Rahmen der Mediatisierung nach dem Reichsdeputationshauptschluss fiel die Stadt schließlich 1803 endgültig an Bayern.


Die evangelische Stadtpfarrkirche St. Martin wurde in ihrer heutigen Form zwischen 1325 und 1500 errichtet. Ihre Geschichte lässt sich bis ins 9.Jh. zurückverfolgen. Sie war ein Schauplatz der Memminger Reformation im 16.Jh, die nach Oberschwaben und ins Allgäu ausstrahlte. Reformator war der Prediger Christoph Schappeler. Der Turm ist das höchste Gebäude der Stadt.


Das Westertor und das Lindauer Tor wurden im 17.Jh., nach dem Dreißigjährigen Krieg, gebaut.


Straßenszene


55 Memminger Jüdinnen und Juden wurden von den Nazis deportiert und großteils ermordet. An sie erinnert ein Gedenkstein am Platz der von den Nazis im Novemberpogrom 1938 abgerissenen Synagoge. Die vorgeblich spontane Brandstiftung wie es in dieser Nacht im ganzen Land durchgeführt wurde, wurde hier aufgrund der Gefahr für die umliegenden Häuser unterlassen sodass man ohne Vorwand einer Brandruine nach Verwüstung und Plünderung gleich mit dem Abriss begann. Die Kosten für die zerstörung musste die jüdische Gemeinde bezahlen. Nach der Befreiung wurden 1948 von insgesamt 33 Angeklagten 15 Täter zu Gefängnisstrafen wegen Land- und Hausfriedensbruchs verurteilt. In der Nachkriegszeit wurde der Gedenkstein errichtet. 1998 wurde die Gedenkstätte um zwei Flügel erweitert, auf denen die Namen der ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürger Memmingens verzeichnet sind.


Fassade der Kramerzunft am Weinmarkt in Memmingen: Verlesung der 12 Artikel des Bauernaufstandes. Die Bevölkerung Memmingens verbündete sich im Bauernkrieg 1525 mit den gegen die Unterdrückung durch den Adel aufständischen Bauern. Die oberschwäbischen Bauernhaufen hielten ihre Versammlung in Memmingen ab und gründeten dort ihre Christliche Vereinigung. Im Februar/März 1525 wurden hier Zwölf Artikel verfasst. Es waren Forderungen gegenüber dem Schwäbischen Bund, dem Zusammenschluss der schwäbischen Reichsstände. Sie gelten als die erste Niederschrift von Menschen- und Freiheitsrechten in Europa, und die zu den Zwölf Artikeln führenden Versammlungen gelten als erste verfassungsgebende Versammlung auf deutschem Boden. Die Zwölf Artikel wurden innerhalb der nächsten zwei Monate mit einer für die damalige Zeit ungeheuren Auflage von insgesamt 25.000 Exemplaren gedruckt und verbreiteten sich im Gebiet des Reiches.


Weinmarkt


Denkmal für die Zwölf Artikel


Ein großer Teil der mittelalterlichen Altstadt hat den Zweiten Weltkrieg und v.a. die Nachkriegsjahre überstanden. Im Zweiten Weltkrieg wurde v.a. das Viertel um die militärisch wichtigen Bahnhof bombardiert und zerstört. In den 1970er Jahren wurde dann aber in anderen ganzen Straßenzügigen die historischen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gebäude abgerissen und durch neue Häuser aus Beton ersetzt, die wesentlich größer sind und durch Giebeldachoptik an das alte Erscheinungsbild erinnern sollen.


Die evangelische Pfarrkirche Unser Frauen, umgangssprachlich Frauenkirche oder Zu Unserer lieben Frau wurde 1258 erstmals schriftlich erwähnt, doch dürfte der erste Kirchen hier bereits vor 500 errichtet worden sein. Die Kirche wurde nach der Reformation von etwa 1530 bis 1806 als Simultankirche von der katholischen und der evangelischen Stadtbevölkerung benutzt. Die Reformation begann in Memmingen 1513 und zog sich bis zur endgültigen Durchsetzung 1563 hin. Im Bauernkrieg von 1525 wurde die Stadt von den Soldaten des Schwäbischen Bunds besetzt und mit militärischer Gewalt zum Katholizismus zurückgeführt. Danach setzte der Rat der Stadt aber wieder die Reformation durch, wobei man sich zuerst an der Religionslehre Zwinglis orientiert hatte und erst später zum Protestantismus in der Version von Luther wechselte. Bis zur Eiungliederung der davor unabhängigen Stadt in Bayern lebten wenige Katholikinnen und Katholiken hier, die auch keine Bürgerrechte und kein Wahlrecht hatten, keiner Zunft angehören und keine öffentlichen Ämter übernehmen durften. Durch Ansiedlung von Flüchtlingen aus den vormals deutschen Ostgebieten und Zuwanderung aus dem katholichen Umland änderte sich die religiöse Zusammensetzung. Waren bis zum Zweiten Weltkrieg noch etwa 98 % der Stadtbevölkerung evangelisch-lutherisch, sind heute 37% katholisch und 24% evangelisch (Rest sonstige und ohne religiöses Bekenntnis).


Die Südseite der Stadtbefestigung ist eine der besterhaltenen der Stadt. Der Mauergürtel aus dem Jahr 1340 besteht noch fast vollständig in der ursprünglichen Höhe. Das Kempter Tor (erbaut 1395).


Das Kreuzherrenkloster ist ein ehemaliges Kloster des katholischen Orderns der Hospitaliter vom Heiligen Geist. Die Anfänge des Klosters gehen ins 13.Jh. zurück. Die Spitalkirche wurde nach einem Brand 1477 in den Jahren 1480–1484 als gotische Hallenkirche wiedererrichtet. Kurz nach der Mediatisierung der freien Reichsstadt und dem Übergang an das Kurfürstentum Bayern 1802 wurde auch das Kloster säkularisiert, also vom Staat aufgelassen. Alle entbehrlichen und beweglichen Güter des Klosters wurden 1803 versteigert, die letzten Mönchen verließen 1804 das Haus. 1709 wurde die Kirche barockisiert und dabei die Deckengewölbe mit Wessobrunner Stuck ausgekleidet. In jedem Jochfeld befinden sich Deckengemälde.

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