Sonntag, 14. April 2019

Steyr

14.4.2019

Im oberösterreichischen Steyr wurde ein Fußballspiel besucht. 38.300 Menschen leben hier. Die Altstadt wurde vor zehn Jahren schon einmal besichtigt, diesmal wurde daher der Schwerpunkt des Stadtrundgangs anders gelegt.

Die Steyrer Altstadt ist aber natürlich dennoch sehenswert.


Die Geschichte Steyrs ist von seiner Industriegeschichte geprägt.


Wichtiger Industriezweig war hier insbesondere die Waffenproduktion. Denkmal für den Waffenfabriksbesitzer Josef Werndl. Er wurde mit dem Denkmal aber nicht wegen seiner Kriegsgeräte geehrt sondern weil er ungewöhnlich für seine Zeit seine Arbeiterinnen und Arbeiter nicht bis aufs Blut ausbeutete sondern für sie Wohnhäuser, Schulen und Schwimmbäder errichten ließ sowie überdurchschnittliche Löhne und medizinische Versorgung bezahlte.


Stadtplatz


Am Wasser.


Der Stollen der Erinnerung thematisiert die Geschichte Steyrs unter dem NS-Regime in einem im Winter 1943 von KZ-Häftlingen unter unmenschlicher Zwangsarbeitsbedingungen errichteten 140 Meter langen Stollen nahe dem Zusammenfluss von Enns und Steyr.


Straßenszene


Gedenktafel am Michaelerplatz für von den Nazis ermordete jüdische Schüler des Gymnasiums


Dieses Haus war die 1894 eröffnete Synagoge der iraelitischen Kultusgemeinde von Steyr. Um 1900 lebten rund 200 Jüdinnen und Juden in Steyr. Mit der Nazi-Machtübernahme 1938 wurden die jüdischen Steyrerinnen und Steyrer systematisch diskriminiert, verfolgt, mit Berufsverboten belegt, beraubt und enteignet. Im Novemberpogrom von 1938, bei dem jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert und Jüdinnen und Juden verprügelt und verhaftet wurden, wurde die ehemalige Synagoge nicht wie in anderen Städten von den Nazis zerstört und niedergebrannt, da das Gebäude schon zuvor der jüdischen Gemeinde geraubt worden war („arisiert“ nannten das die Nazis). 50 bis 60 Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde Steyr konnten flüchten, über 30 wurden im KZ ermordet. Einige überlebten, von anderen ist das Schicksal unbekannt. 2007 wurde eine Gedenk-Stele davor errichtet.


Straßenszene


Stiege und Gedenkstele für Friedrich Uprimny in Erinnerung an die Verfolgung, Vertreibung und Ermordung der Steyrer Jüdinnen und Juden. Der Steyrer Friedrich Uprimny floh als 17-jähriger 1938 vor den Nazis in die Tschechoslowakei und von dort illegal weiter nach Palästina. Seine Eltern, seine dreijährige Schwester und sein neunjähriger Bruder wurden von den Nazis deportiert und 1939 in Nisko (Vater) bzw. 1942 in Minsk (Mutter und die Kinder) ermordet. Friedrich Uprimny kämpfte als britischer Soldat und kehrte 1947 nach Steyr zurück. Er vermittelte als Zeitzeuge der Jugend, wie es soweit kommen konnte. 1992 starb er als letzter Steyrer Jude.


Der jüdische Friedhof wurde 1873 errichtet. Die erste schriftliche Erwähnung von Jüdinnen und Juden in Steyr stammt aus dem 14.Jh. Am Friedhof befindet sich auch ein Massengrab von hundert ungarischen Juden. Im April 1945 trieben die Nazis tausende ungarische Juden auf einem Todesmarsch von der burgenländischen Grenze ins KZ Mauthausen auch durch Steyr. Wer erschöpft und ausgemergelt nicht mitkonnte, wurde unterwegs erschlagen oder erschossen.


Urnenfriedhof und Krematorium wurden 1926/27 vom Arbeiterverein Die Flamme errichtet. Das Krematorium ist seit 1927 in Betrieb und damit das zweitälteste Krematorium Österreichs. Die Nazis nutzten es 1938 bis bis 1941 zur Einäscherung ermodeter und zu Tode geschundener Häftlinge und Zwangsarbeiter des KZ Mauthausen und seiner Nebenlager.


Mahnmal der Stadt Steyr für die von den Nazis Ermordeten, auch mit Gedenktafel für im Widerstand gegen den Faschismus getötete Februar- und Spanienkämpfer.


Straßenszene


In Steyr-Münichholz bestand seit 1942 ein Außenlager des KZ Mauthausen, dessen Häftlinge vor allem für die Kriegsindustrie der Steyr-Daimler-Puch AG. eingesetzt wurden. Die Steyr-Daimler-Puch-AG entwickelte sich ab 1938 als Teil der Reichswerke „Hermann Göring“ zu einem riesigen Kraftfahrzeug- und Rüstungskonzern. Die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich von 7.000 im Jahr 1937 auf 50.000 im Jahr 1944. Die Hälfte davon waren ausländische Zwangsarbeiter aus vielen europäischen Staaten, in ständiger Angst um ihr Leben. Die Lebensbedingungen unterschieden sich in ihrer Unmenschlichkeit und Grausamkeit nicht von anderen Konzentrationslagern. Auch jüdische Häftlinge befanden sich darunter. Neben den spanischen Häftlingen, die das KZ errichten hatten müssen, gab es französische, jugoslawische, sowjetische, polnische, aber auch italienische und griechische Häftlinge. Im Herbst 1944 kamen auch jüdische Häftlinge ins Lager. Am 5.Mai 1945 befreiten US-amerikanische Truppen das bereits von der SS verlassene KZ Steyr-Münichholz.

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