Dienstag, 13. Januar 2015

Museo Archeologico Nazionale, Neapel

12.1.2015

Das Archäologische Nationalmuseum (Museo Archeologico Nazionale) in Neapel umfasst antike Kunstwerke aus der Sammlung der neapolitanischen Bourbonen-Könige, welche die prächtige Renaissance-Sammlung der Farnese geerbt hatten und mit den Funden der Ausgrabungsstätten der vom Vesuvausbruch zerstörten Städte ihren Besitz anreicherten. Das Gebäude entstand 1612 als Universität und beherbergte ab 1773 die königlichen Kunstsammlungen.


Zwei Tage zuvor hatte ich die Bronzefigur noch in Kopie am Apollon-Tempel in Pompeji gesehen, hier war sie im Original zu bewundern. Da die Augeneinsätze erhalten sind, macht sie dies gleich viel lebendiger.


Herzstück des Museums ist die Sammlung Farnese. Die mächtige römische Familie Farnese sammelte im 16./17.Jh. eine beeindruckende Anzahl und Pracht antiker Skulpturen. Begründet wurde dies von Papst Paul III., der sogar anordnete, dass ausgegrabene Fundstücke seiner Familie abzuliefern wären.


Der Farnesische Stier wurde 1545 in den Ruinen der Caracallathermen in Rom entdeckt. Die überlebensgroße Skulptur lag in Bruchstücken und wurde zusammengesetzt und ergänzt. Sie zeigt die mythologische Szene der Bestrafung der Dirke, die von Amphion und Zethos an einen wilden Stier angebunden wird.


Filigraner, aber ebenso prächtig ist die Sammlung an antiken Mosaiken. Hier ein Mosaik, das Straßenmusikanten zeigt, aus der pompejanischen Villa di Cicerone. Die Signatur stammt vom Künstler Dioskourides.


Hier steht auch das Original der Statue des tanzenden Fauns aus der Casa del Fauno in Pompeji.


Prunkstück ist das ebendort 1831 gefundene Mosaik der Alexanderschlacht. Das 5,1 x 2,7 Meter große Mosaik besteht aus 3 Mio. Steinen. Es ist außergewöhnlich detailreich und kunstfertig und zeigt links den Mazedonier Alexander den Großen und rechts den persischen Köing Dareios III. Das Motiv stammt aus einem vielleicht noch zu Lebzeiten Alexanders angefertigten, in der Antike berühmten Gemälde. Das Mosaik wurde nach dieser Vorlage in der 1. Hälfte des 2.Jh. angefertigt und um 100 v.u.Z. aus Griechenland nach Pompeji gebracht, um das Haus der reichsten Familie der Stadt zu schmücken.


Der amüsanteste Teil des Museums ist das Gabinetto Segreto, das Geheimkabinett, das vom 18.Jh. an nur mit Sondererlaubnis betreten werden durfte aber heute problemlos zugänglich ist. Es zeigt antike Pornographie und vor allem Phallussymbole in teils durchaus seltsamen Formen wie als Öllampe mit der Flamme an der Penisöffnung.


Der prächtige große Saal beherbergte einst die Nationalbibliothek, die heute im Palazzo Reale untergebracht ist.


Die Skulpturensammlung aus der Villa dei Papiri („Villa der Papyri“) in Herculaneum. Sie schmückten die Villa und ihre Bibliothek, in der es 1.800 Papyrusrollen gab.


Wasserleitungen


auch damals sehr wertvolles Service


Fresken und Gemälde gibt es ebenfalls zu bestaunen.


Ein großes Wandgemälde aus einer römischen Villa in Boscoreale am Südhang des Vesuv. Aufgrund der mazedonischen Haartracht ist es wohl eine hellenistische Kopie eines seinerzeit bekannten Gemäldes aus einem mazedonischen Palast oder öffentlichen Gebäude.


Perseus und Andromeda


Einige Abteilungen und Säle waren geschlossen. Während das Versäumen der numismatischen Abteilung verschmerzbar war, hätte ich die Teile zur Stadtgeschichte Neapels oder das Modell Pompejis gern gesehen. Es wäre auch schön gewesen wenn aus der ägyptischen Sammlung mehr als ein kleiner Vorraum zugänglich gewesen wäre. Aber alles ist nie gleichzeitig geöffnet und das Museum war jedenfalls sehenswert.

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