Mittwoch, 7. Januar 2015

Madrid

2./3.1.2015

In der spanischen Hauptstadt Madrid wurde ein Fußballspiel besucht. Rund 3,2 Mio. Menschen leben hier.

Auf der belebten Plaza de la Puerta del Sol am Nachmittag. Am 14. April 1931 wurde hier vor dem damaligen Innenministerium (das Gebäude rechts im Bild), vor einer jubelnden Menschenmenge die Republik ausgerufen. Zwei Tage zuvor hatten bei Kommunalwahlen in Madrid und die wichtigsten Städten das republikanisch-sozialistische Lager große Mehrheiten gewonnen und die strauchelnde Monarchie endgültig ins Wanken gebracht.


Das Wappen Madrids steht als Denkmal auf der Plaza de la Puerta del Sol. Das Wappen zeigt einen Braunbären, der an einem Erdbeerbaum nascht. Eine mögliche Deutung nennt den Baum als Symbol des Klerus und den Bären als Symbol des Adels, die im Mittelalter das Land in und um Madrid unter sich aufgeteilt haben.


Die Madrider Innenstadt war voller Menschenmassen. Urban Life.


Das Parlamentsgebäude wird von Polizisten und Löwenstatuen bewacht.


Der große Gebäudekomplex des Palacio de Comunicaciones an der Plaza de Cibeles wurde von 1907 bis 1919 als Hauptpostamt errichtet. Seit 2007 ist hier die Stadtverwaltung untergebracht, 2011 wurde der Gebäudekomplex in Palacio de Cibeles umbenannt.


In der Mitte der Plaza de Cibeles steht der 1782 errichtete Brunnen Fuente de Cibeles mit der Figur der griechischen Fruchtbarkeitsgöttin Kybele auf einem von Löwen gezogenen Wagen. Hier am Platz sowie um und auf den Figuren des Brunnens feiern die Fans von Real Madrid ihre fast alljährlichen Triumphe.


Häuser


1561 verlegte König Philipp II. den Hof von Valladolid nach Madrid und machte die nur 3.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Kleinstadt zur spanischen Hauptstadt. Die bereits im 15.Jh. als Marktplatz angelegte Plaza Mayor („Hauptplatz“) wurde ab 1580 zum zentralen Platz ausgebaut. Die Häuser des alten Platzes wurden abgerissen und 1590 mit der Bebauung des heute an allen Seiten umschlossenen Platzes begonnen. Bis 1619 war das Ensemble mit viergeschossigen Wohngebäuden rundum fertiggestellt. An diesem Tag war der Platz von den Überresten von Standeln vollgestellt und die meisten Häuserfronten waren eingerüstet.


Auf der Plaza Mayor fanden allerlei öffentliche Veranstaltungen statt. Die Verzierungen der Laternenmasten am Platz erinnern daran. Es gab Schauspiele, Stierkämpfe und öffentliche Hinrichtungen. Hier hielt die katholische Inquisition ihre Autodafés gegen vermeintliche Ketzerinnen und Ketzer ab, volksfestartig inszenierte Schauprozesse mit anschließender Hinrichtung des gefolterten Menschen am Scheiterhaufen vor Massenpublikum. Umbringen von Menschen als religiöser Event.


Straßenszene


Die Akademie der Wissenschaften Spaniens für den Bereich der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, der Philosophie, der Wirtschaft, der Politik und des Rechts trägt den schönen Titel Real Academia de Ciencias Morales y Políticas (Königlich-Spanische Akademie der Moralischen und Politischen Wissenschaften). Sie wurde 1857 gegründet und hat in diesem Gebäude ihren Sitz.


Straßenszene


Der Palacio Real, das Madrider Königsschloss, wurde zwischen 1734 und 1764 als barocker Neubau errichtet nachdem zuvor hier der mittelalterliche Alcazar, eine auf das 9.Jh. zurückgehende maurisch-arabische Burg, durch einen Brand zerstört worden war. Der neue Palast war zugleich Statussymbol und Herrschaftsrepräsentation der seit 1714 regierenden Könige aus der Familie der Bourbonen. Die Königsfamilie lässt sich heute in einem anderen Palast aushalten, der Palacio Real dient als Museum und wird für Staatsempfänge genutzt.


Die Kathedrale La Almudena gegenüber dem Palacio Real passt sich dem Äußeren des Palasts an, ist aber viel jünger. Die der Maria von der Almudena (von arab. al-mudayna, Zitadelle, ein Titel der Gottesmutter Maria als Stadtpatronin von Madrid) geweihte Kirche wurde erst 1879 begonnen, aber erst 1993 (!) fertiggebaut. Der ursprüngliche neogotische Baustil ist im Inneren noch zu sehen, noch während des Baus wurde der Fassadenstil auf Neobarock und Neoklassizismus geändert, um das Antlitz dem Palast anzupassen.


Ein Teil der Befestigungsmauer aus der maurischen Zeit im Parque Emir Mohamed I hinter der Kathedrale. In den Jahren 852 bis 886 wurde an der Stelle des heutigen Königspalasts eine Burg (alcázar) errichtet, die umgebende Medina wurde arabisch magerit genannt, ab 939 Madschrit. Im 12.Jh. wurde das 1083 kastilisch eroberte Madrid zu einer Stadt. Es blieb allerdings eine Provinzstadt.


Die Plaza de España wird von den beiden Hochhäusern Edificio España (1953 fertiggestellt) und Torre de Madrid (1957) geprägt. Es waren Prestigebauten des verarmten Landes der Franco-Dikatur, die deren Prunk und Moderne zeigen sollten.


Denkmal des spanischen Nationaldichters Miguel de Cervantes auf der Plaza de España. Cervantes schaut in dem 1928 bis 1930 errichteten Denkmal vom Fuß einer Säule auf seine Romanfiguren Don Quijote auf dem Pferd und Sancho Panza auf dem Esel herab.


Der Tempel von Debod wurde im 3.Jh.v.u.Z. in Debod in Ägypten erbaut. Hier wurde die Göttin Isis von Philae gemeinsam mit Hor-pa-chered von Philae verehrt. Im frühen zweiten Jahrhundert v.u.Z. ließ der nubische König Adikhalamani von Meroe eine kleine Kapelle zu Ehren des Gottes „Amun von Ta-hut“ ergänzen. Im Verlauf der Jahrhunderte kamen bis in die römische Zeit weitere Bauten dazu. Aufgrund der Hilfe Spaniens bei der Rettung des Kulturerbes von Abu Simbel, das am jahrtausendealten Ort durch den Bau des Assuan-Staudamms überflutet worden wäre, schenkt die ägyptische Regierung 1968 Spanien diesen, bereits 1961 abgebauten und eingelagerten Tempel. 1970 wurden die Steine nach Madrid gebracht und hier wiedererrichtet.


Wo heute der ägyptische Tempel in einem Park staht, stand einst bis zum Beginn des Bürgerkriegs 1936 die Montaña-Kaserne. Nach dem Putsch von Teilen der Armee unter Franco im Juli 1936 gegen die Republik wurde die Madrider Kaserne von einer großen Menschenmenge belagert. Schließlich wurde sie von 10.000 bewaffneten Arbeitern und gestürmt und hunderte Soldaten dabei massakriert. Das Denkmal erinnert an sie. Im Spanischen Bürgerkrieg war Madrid bis zuletzt, und zwar bis zum 28. März 1939, republikanisch. Nachdem ein großer Eroberungsversuch im November 1936 gescheitert war, belagerte die rechte Putschistenarmee unter Franco die Stadt. Die verbündete deutsche und italienische Luftwaffe Hitlers und Mussolinis bombardierte Madrid, verursachte schwere Zerstörungen und tötete tausende Menschen. Bereits im Sommer hatten die Rechten 1.500 republikanische Gefangene nach der Schlacht von Badajoz erschossen. Im November und Dezember 1936 wurden 1.000 Gefangene von republikanischen Einheiten bei Madrid erschossen. Es war ein Bürgerkrieg und beide Seiten, die linke wie die rechte, verübten Morde, Massaker und Kriegsverbrechen.


Schließlich triumphierte die Seite des Faschismus über die Seite der demokratisch gewählten und legitimierten Regierung der Republik und Franco errichtete seine bis zu seinem Tod 1975 währende Diktatur. Eine halbe Million Menschen starb im Bürgerkrieg von 1936 bis 1939, wahrscheinlich 400.000 Menschen wurden in den Jahren danach von den Siegern aus Rache und zur erfolgreichen Festigung der Herrschaft umgebracht. Rund eine Million von damals 23 Millionen Spanierinnen und Spaniern floh ins Ausland. Der Arco de la Victoria wurde von 1950 bis 1956 als Zeichen des Triumphs der Rechten unter Franco errichtet. Er steht am Eingang des Universitätsgeländes, wo die Franco-Armee im November 1936 in einer der blutigsten Schlachten des ganzen Bürgerkriegs zunächst aufgehalten wurde.


Im Hof der Universität Complutense wurde 2011 ein schlichtes Denkmal für die Internationalen Brigaden aufgestellt. Die Freiwilligen kamen aus ganz Europa nach Spanien, um für Freiheit, Demokratie und Sozialismus mit der Waffe gegen den Faschismus zu kämpfen. Die Stele trägt den Ausspruch der Kommunistin Dolores Ibarruri, der Pasionara, die als Parlamentspräsidentin zum Abschied der Brigaden im Oktober 1938 ausrief: „Ihr seid die Geschichte, ihr seid die Legende, ihr seid das heroische Beispiel der Solidarität und der Universalität der Demokratie.“ Unter der halben Million Kriegstoten waren auch 15.000 Kämpfer der Internationalen Brigaden. Rund 1400 Österreicher kämpften in Spanien, 260 wurden im Kampf getötet. Aussöhnung oder Aufarbeitung der Geschichte gibt es in Spanien nicht. Franco gilt der Rechten immer noch als Heiliger, der einen Kreuzzug gegen das Böse geführt habe. Das Denkmal wurde mehrmals Ziel von Farbattacken und mit „asesinos“ („Mörder“) bemalt sowie 2013 Gegenstand eines Gerichtsurteils, wonach es abgebaut werden müsse, weil es keine Baugenehmigung gegeben habe und das Denkmal „das kulturell wertvolle Umfeld des Universitätsgeländes“ störe.


Die Puerta de Europa bilden zwei schräge Hochhäuser an der Plaza de Castilla. Die um 15 Grad geneigten Zwillingstürme wurden 1996 fertiggestellt. Die Bürogebäude wurden während des Baubooms der 1990er Jahre gebaut und wurden nach dem Platzen der Immobilienblase 2008 vom Zeichen der europäischen Moderne zum bildlichen Symbol für die Schieflage der spanischen Wirtschaft.


Denkmal für den Madrider Volksaufstand vom 2. Mai 1808 (Dos de Mayo) gegen die napoleonisch-französische Besatzung Spaniens. Die Madrider Proteste wurden vom französischen Militär blutig niedergeschlagen. 1.000 Menschen wurden getötet, wobei die meisten zum Zweck der Verbreitung von Angst nach Beendigung der Kämpfe in Massenhinrichtungen erschossen wurden. Daraufhin wurde daraus ein landesweiter Unabhängigkeitskrieg. Denkmal für die spanischen Offiziere Daoíz und Velarde auf der Plaza del Dos de Mayo, vor dem Torbogen zur Monteleón-Kaserne, wo sie mit ihren Soldaten gegen die französische Armee kämpften und getötet wurden anstatt sich wie der Rest der spanischen Truppen und des spanischen Staats passiv zu verhalten.


Der Bahnhof Estación de Puerta de Atocha wurde zwischen 1888 und 1892 im Jugendstil errichtet. Die schöne große alte Bahnhofshalle ist seit der Errichtung eines Neubaus 1992 außer Funktion und dient seither als Wartehalle mit einem Palmengarten anstelle der Geleise.


Am 11. März 2004 war der Bahnhof Atocha ein Schauplatz der Bombenattentaten islamistischer Terroristen auf vier voll besetzte Nahverkehrszüge mit Pendlerinnen und Pendler am frühmorgendlichen Arbeitsweg. 192 Menschen wurden getötet und 1.900 verletzt. Das Monumento homenaje a las víctimas del 11-M wurde 2007 zum Gedenken errichtet.


Auf der belebten Plaza de la Puerta del Sol am Abend.

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