Dienstag, 13. Januar 2015

Pompeji

10.1.2015

Bevor ein Fußballspiel in Castellammare di Stabia anstand, wurde die antike Ruinenstadt Pompeji (lateinisch Pompeii, italienisch Pompei) besichtigt.

Die Stadt Pompeji ging beim Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 unter, genauso wie die umliegenden Städte Herculaneum, Stabiae und Oplontis. Zum Zeitpunkt der Katastrophe lebten in Pompeji zwischen 8.000 und 10.000 Menschen. Im Jahr 62 erschütterte ein Erdbeben die Region und richtete große Zerstörungen an. Das Erdbeben lockerte den Schlotpfropfen des Vulkans Vesuv. Mehrere Trage vor dem Ausbruch hatte der Vesuv Anzeichen von Unruhe ausgesendet, weswegen ein Teil der Bevölkerung in Erinnerung des Erdbebens 17 Jahre zuvor vorsichtshalber die Stadt verließ. Der Großteil wurde vom Vulkanausbruch des so lange friedlich gewesenen malerischen Berges überrascht. Unmengen an Asche, Lava und giften Gasen wurden in die Atmosphäre geschleudert. Auf die Stadt ging ein Steinhagel nieder, der Dächer einstürzen ließ und Fluchtwege verschloss. Zerstäubtes Magma des Vulkans ergoss sich als Aschenregen auf die Stadt. Nach achtzehn Stunden Vulkanausbruch waren tausende Menschen an den Gasen und unter dem Aschenregen erstickt oder von den Steinen erschlagen worden. Die das überlebt hatten, starben wenigen später in den Lawinen glühenden Gesteins, die sich den Bergabhang hinunterwälzten.


Der Tempel des Apollon ging bereits auf einen vorrömischen Vorgängerbau aus dem 6.Jh.v.u.Z. zurück. Die heute zu sehenden Überreste des 79 zerstörten Tempelbaus stammen aus der Mitte des 2.Jhs. Nachdem sich die Stadt Pompeji an Rom angelehnt hatte, war der Apollon-Tempel nicht mehr das Hauptheiligtum. Der Apollonkult blieb in der Stadt aber trotzdem präsent und beliebt.


Die schönsten Kunstwerke aus Pompeji befinden sich im Archäologischen Museum in Neapel. Hier gibt es Kopien am ursprünglichen Ort zu sehen.


Das Forum war der zentrale Platz Pompejis. Die rechteckige Fläche war von Bauten aus verschiedenen Zeiten umgeben.


An drei Seiten war das Forum von den Säulenreihen eines zweistöckigen Porticus umgeben, mit dessen Bau um das Jahr 100 v.u.Z. begonnen wurde. Das Forum war von mindestens 25 Statuten geschmückt, inmitten des Platzes standen lebensgroße Reiterstandbilder und vor dem Portikus kleinere Exemplare.


Bis in die zweite Hälfte des 2.Jh.v.u.Z. standen am Forum auch Privathäuser mit Geschäften und Lokalen im Erdgeschoss. Dann wurden sie allmählich von großen öffentlichen Gebäuden wie hier die Basilika, eine große Halle für u.a. Gerichtsversammlungen, ersetzt.


An der Nordseite des Forum stand das Kapitol (capitolium), Tempel für die Kapitolinische Trias. Zunächst war der Tempel nur dem höchsten römischen Gott Jupiter gewidmet und wurde in der Mitte des 2.Jh. v.u.Z. in römischem Stil errichtet, als sich Pompeji an Rom orientierte und Jupiter den griechischen Apollon als obersten Stadtgott ablöste.


Nirgendwo sonst erhielt man so einen direkten Einblick in das antike Leben als im verschütteten Pompeji, wo Massen an Alltagsgegenständen gefunden wurden.


Große Fortschritte wurden in der zweiten Hälfte des 19.Jh. in der Archäologie gemacht. Wenn nun Hohlräume entdeckt wurden, welche die Toten im danach erhärteten Gestein hinterlassen hatten, wurden sie vorsichtig mit Gips ausgegossen und so lebensechte Abdrücke ihres Todeskampfs oder ihrer Verzweiflung, wie hier, erstellt. Später entstanden so auch Gipsabdrücke von Möbeln und Gegenständen.


Das Macellum im Nordosten des Forums diente als große Markthalle nachdem das Forum nach dem Bau repräsentativer Gebäude im 2.Jh.v.u.Z. nicht mehr wie zuvor als Marktplatz diente. Es finden sich hier Reste wunderschöner Wandmalereien.


Die auf das 4.Jh.v.u.Z. zurückgehende, oftmals umgebaute Terme Stabiane waren die größte öffentliche Badeanlage der Stadt. In der Therme finden sich viele verschiedene Räume. An einigen Stellen lassen sich die einstige Farbenpracht und die Stuckaturen erkennen.


Das kleine Theater Odeion wurde um 80 v.u.Z. errichtet, war einst überdacht und bot 1.000 Menschen Platz.


Das offene große Theater wurde im 2.Jh.v.u.Z. errichtet und im 1.Jh. u.Z. umgebaut. Es gab 5.000 Plätze für Zuschauerinnen und Zuschauer.


Über 1500 Jahre lag Pompeji wie Herculaneum, Stabiae und Oplontis unter einer bis zu 25 Meter dicken Schicht aus vulkanischer Asche und Bimsstein verschüttet. Schon bald nach der Katastrophe sowie im weiteren Verlauf der Jahrhundert wurden immer wieder aus einfacher zu erreichenden Gebäuden Wertgegenstände oder Kunstwerke wie Marmorstatuen gehoben und geplündert. 1592 stieß man bei Kanalbauarbeiten auf Marmortafeln, Münzen etc. Einheimische nannten das Gelände la Civita, „die Stadt“. Erste, noch planlose Grabungen folgten. Schließlich erfolgten 1738 in Herculaneum und 1748 mit Genehmigung des neapolitanischen Königs größere Ausgrabungen. Es waren vor allem Suchgrabungen, die Wertgegenstände und Kunstwerke zum Ziel hatten. Die Funde gehörten dem König und kamen nach Neapel. Wandmalereien, die nicht abtransportiert werden konnten, wurden zerstört. Ausgewählte Stücke wurden im Rahmen diplomatischer Gepflogenheiten an andere europäische Königshäuser verschenkt. Unter der europäischen Elite kursierte eine Serie von Prachtbänden, die Kunstschätze abbildeten und so heute zumindest zeigen, was damals verloren ging.


Es sind unzählige Häuser in der Stadt. Man kann nicht alle besuchen und noch dazu sind ganze Straßenzüge auch gesperrt. Es zeigen sich bei fast jedem Blick in eines der zugänglichen Häuser auf den Hauptstraßen schöne Gestaltungen, Fresken und Mosaike.


Zu den interessantesten Einblicken gehören jene in das Alltagsleben der Menschen. Hier ein Imbissrestaurant (Thermopolium) mit gefliestem Tresen mit eingebauten Öffnungen für Töpfe mit warmen Speisen.


Das Amphitheater fasste bis zu 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Zwanzig Jahre vor dem Untergang brachen hier im Jahr 59 während der Gladiatorenkämpfe blutige Ausschreitungen auf den Rängen zwischen Zuschauern aus Pompeji und jenen der Nachbarstadt Nuceria aus, die wahrscheinlich politische Ursachen hatten. Als Konsequenz wurden für zehn Jahre Spiele (es sträubt sich in mir das Wort Spiel für organisierten erpresserischen Massenmord zu verwenden, aber so war der antike Terminus) in Pompeji verboten.


Straßenszene


Die größte Villa in der Stadt ist die mehrere Höfe umschließende Anlage der Casa del Fauno. Den Namen als Haus des Fauns verdankt dieser Palast seiner Bronzestatue aus hellenistischer Zeit. Hier ist eine Kopie zu sehen, das Original gibt es im Museum in Neapel.


Ebenfalls in der Casa del Fauno findet sich das Bodenmosaik der Alexanderschlacht. Eine meisterhafte Umsetzung eines damals berühmten, heute verlorenen Gemäldes in Mosaikform. Es zeigt die Szene des mazedonischen Königs Alexander und des persischen Königs Dareios III. in einer Schlacht. Das Original ist im Archäologischen Museum im Neapel.


Zerstörungen brachte der Zweite Weltkrieg, als 1943 in Italien gekämpft wurde und alliierte Flugzeuge Pompeji bombardierten. Ein Erdbeben richtete 1980 weitere Schäden an den ausgegrabenen Ruinen an. In den 1980er/90er Jahren wurden sie teils wissenschaftlichen fragwürdig wiederaufgebaut.


Heute verfällt Pompeji. Die Witterung zersetzt die ausgegrabenen Mauern ebenso wie sie von den touristischen Massen seit Jahrzehnten in Mitleidenschaft gezogen werden. Der italienische Staat sieht sich im Zuge des neoliberalen Sparzwangs gezwungen, nur wenig Geld hierfür auszugeben. Tausende Jahre alte Häuser und Mauern stürzen ein. Es ist heute weniger erhalten als noch vor fünfzig oder hundert Jahren in Pompeji zu sehen war.

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