Dienstag, 5. April 2022
Prostějov
5.4.2022
Im tschechischen Prostějov, deutsch früher Proßnitz, in Mähren (Morava) wurde ein Fußballspiel besucht. 43.000 Menschen leben hier.
Der Hauptbahnhof (Prostějov hlavní nádraží) war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden und wurde 1947 bis 1952 im Stil der Nachkriegszeit neu errichtet.
Gedenktafeln und Schaukästen erinnern daran, dass in Juni und Juli 1942 die Nazis mehr als 1.600 Jüdinnen und Juden aus Stadt und Umgebung von Prostějov deportieren ließen. Die Deportationszüge gingen zunächst ins KZ Theresienstadt, von wo die Menschen größtenteils in das Vernichtungslager Auschwitz weitergebracht und ermordet wurden. Es war einst die zweitgrößte jüdische Gemeinde in Mähren (nach Mikulov/Nikolsburg), weswegen man Prostějov als Hanácký Jeruzalém bezeichnete. Prostějov liegt in der mährischen Landschaft Haná (deutsch Hanna), einer großen Ebene.
Aufgrund des Hungers, den die Bevölkerung im Ersten Weltkrieg litt, da die staatliche Anstrengung der Habsburgermonarchie dem Töten und nicht dem Leben galt, kam es im April 1917 zu Protestversammlungen. Die Behörden riefen Soldaten, die zur höheren Ehre des österreichischen Kaisers in die Menschenmenge schossen und dabei 23 Menschen töteten und 80 verletzten. Nach dem Zerfall der Monarchie und der Gründung der Tschechoslowakei wurde der Platz Náměstí Padlých hrdinů („Platz der gefallenen Helden“) benannt und ein Denkmal errichtet.
Straßenszene
Die Neue Synagoge wurde 1904 nach dem Abriss der älteren Synagoge aus dem 17.Jh. an ihrer Stelle errichtet. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juni 1939 versuchten hiesige Antisemiten und Nazis, die Synagoge in Brand zu setzen, was ihnen nur bedingt gelang. Nach der Befreiung 1945 kaufte die Hussitische Kirche das leerstehende Gebäude und ließ es für ihre Zwecke 1946 bis 1949 umbauen. Seither ist es eine hussitische Kirche (Husův sbor).
Seit Ende des 15.Jh. lebte hier eine jüdische Gemeinde, gebildet von den 1454 aus Olomouc/Olmütz vertriebenen Jüdinnen und Juden. Die 1836 eröffnete Bet ha-midraš-Synagoge wurde neben einer älteren Synagoge aus dem Jahr 1676 gebaut, die 1904 abgerissen wurde. Nach der deutschen Besetzung 1939 machten die Nazis daraus ein Lagerhaus. Nach der Vertreibung und Ermordung der Jüdinnen und Juden verkaufte die Stadtgemeinde das leerstehende Gebäude 1951 an die orthodoxe Kirche, die es bis 1966 nutzte. Dann war hier ab 1969 eine Galerie bis es die orthodoxe Kirche 2004 bis 2018 erneut übernahm.
Das 1906/07 im Jugendstil errichtete tschechische Volkshaus Národní dům. In den 1860er bis in die 1890er Jahre war die mehrheitlich tschechische Stadt mit größerer deutscher Minderheit ein Schauplatz der nationalistischen Konflikte in der Habsburgermonarchie, da nach herrschendem Kurienwahlrecht das Ausmaß des Eigentums über das Stimmgewicht entschied und es daher aufgrund des reichen deutschen Bürgertums lange Zeit deutsche Bürgermeister gab. Im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung kamen mehr Tschechen (Frauen war Mitbestimmung in der Habsburgermonarchie verboten) in höhere Steuerklassen, womit sich das veränderte. 1892 wurde erstmals ein tschechischer Bürgermeister gewählt. 1921 waren von den 31.092 Einwohnerinnen und Einwohnern 28.821 tschechisch, 1.181 deutsch und 562 jüdisch. Als Folge der Verbrechen der Nazis im Zweiten Weltkriegs wurden die deutschsprachigen Einwohnerinnen und Einwohner wie im übrigen Land 1945/46 gewaltsam vertrieben.
Stadtmauer. Mitte des 13.Jh. wurden deutsche Siedlerinnen und Siedler angesiedelt, die ein neues Dorf errichteten. 1380 erhielt die Siedlung das Recht, Jahrmärkte abzuhalten, was von großer wirtschaftlicher Bedeutung war.
Das 1521 bis 1538 im Renaissance-Stil errichtete und 1698 im Barock umgebaute alte Rathaus (Stará radnice). Heute ist darin ein Museum.
Ausblick vom alten Rathaus auf den Masaryk-Platz
Unter dem kommunistischen Regime wurde am 10. April 1953 nach Mitternacht die Statue des tschechoslowakischen Staatsgründers Tomas G. Masaryk vom Hauptplatz entfernt. Das löste große Kontroversen aus und am Nachmittag fand eine Demonstration dagegen statt. Polizeieinheiten und die paramilitärische Lidové milice (Volksmiliz) rückten in die Stadt ein und beendeten den Protest gewaltsam. Für die öffentliche Meinungsäußerung im Rahmen der Demonstration wurden 90 Leute verhört, 43 vor Gericht gestellt und 20 zu bis zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Neues Rathaus (Nová radnice), errichtet 1911 bis 1914 im Jugendstil
Gedenktafel für den in der Stadt geborenen Philosophen Edmund Husserl
Straßenszene. Bei der militärischen Beendigung des Prager Frühlings durch Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in der Tschechoslowakei 1968 wurden bei der Besetzung der Stadt drei Menschen von sowjetischen Besatzungssoldaten erschossen und viele weitere verletzt.
1522 bis 1526 ließen sich die damals über die hier lebenden Menschen herrschenden Adeligen Pernštejn von ihren Untertanen das Schloss bauen.
Straßenszene
Karel Gott
Lokalbahnhof Prostějov místní nádraží
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