21./22.12.2012
Nach einem Kurzbesuch vor fünf Jahren galt es diesmal, die norditalienische Hafenstadt Genua etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Rund 600.000 Menschen leben hier, vor 40 Jahren waren es noch 200.000 Menschen mehr gewesen. Neben Fußballspiel und Museumsbesuch wurde viel Zeit mit Stadtspaziergängen verbracht.
Am Hafen, einem der größten des Mittelmeers. Blick vom Porto Antico aus, dem im Kolumbusjahr 1992 zur Flaniermeile umgestalteten Alten Hafen.
Gleich hinter dem Ufer steigt das Gebirge des Apennin steil an, weswegen die Stadt vom Meer aus gesehen ein überaus malerisches Bild bietet.
Alter Kran am Molo Vecchio.
In prächtiger Architekturmalerei der Renaissance erstrahlt die dem Meer zugewandte Fassade des Palazzo San Giorgio. Das Gebäude stammt aber bereits aus dem Mittelalter, hier entstanden Ende des 13.Jh. die Reiseerinnerungen Marco Polos. Die zeitweise beliebte Architekturmalerei anstelle von Fassadenstuck finden sich an vielen Gebäuden der Altstadt.
Direkt vor dem Palazzo San Giorgio verläuft über die ganze Länge des Hafen die Hochstraße (Strada Sopraelevata), die gewiß verkehrstechnisch wichtig ist, aber den Blick über die Hafenpromenade doch ziemlich beeinträchtigt.
Die dem Porto Antico zugewandten Häuser stammen hauptsächlich aus dem 12. und 13. Jahrhundert, im 19. Jh. wurden sie durch Arkaden verbunden, den Portici di Sottorippa.
Hier liegt das als Kulisse für den (gar nicht schlechten!) Kinofilm Piraten (Pirates, 1986) gebaute Segelschiff als touristische Attraktion vor Anker.
Schön anzusehen und nicht nur optisch einen Referenz an die Schiffahrt des 17./18.Jh., sondern auch an eine andere Zeit des Kinos. Denn heute würde kein Schiff mehr real gebaut, sondern virtuell gezeichnet.
Die Torre dei Vacca, eines der beiden erhaltenen Stadttore der mittelalterlichen Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert. Die Türme wurden später in die Häuser integriert und so vor einem Abriß bewahrt.
Der in der ersten Hälfte des 16.Jh. erbaute Palazzo del Principe des Andrea Doria, Sproß aus der Familie der Doria, einer der bestimmenden Adelsfamlilien der Republik Genua (formell von 958 bis 1797). Andrea Doria wechselte 1528 mit der Stadt und vor allem ihrer Flotte aus dem Bündnis mit dem französischen König zu Kaiser Karl V., schuf sich damit ein Vermögen und erreichte wirtschaftliche und politische Freiheitsrechte für die Stadt. Der Garten öffnet sich zum Meer, die Sicht wird allerdings heute von der erwähnten Hochstraße verstellt.
Pfaue im Garten des Palazzo del Principe
Die Kathedrale San Lorenzo mit Marmorfassade und prächtigen gotischen Portalen. Mit dem Bau der Kirche wurde um 1100 in romanischem Stil begonnen, fertiggstellt wurde sie in dann schon gotischen Stilelementen im 15.Jh. Der linke Turm wurde nie fertiggestellt. Finanziert wurde der Baubeginn durch die reiche Beute und den Gewinn, welche die Genueser Flotte aus den Kreuzzügen machte: Die Ritter, ihr Troß und Nachschub wurden transportiert und dabei fiel überaus viel für die Spedition ab.
An der mit reichlich Gold ausgestatteten Deckenmalerei des 17.Jh. im Presbyterium ist vor allem die darunterstehende stolze politische Botschaft zu beachten, daß hier auf Beschluß der Stadtregierung golden ausgeschmückt wurde (praktische Anwendung der Lateinkenntnisse).
Am schönsten ist im Innenraum von San Lorenzo aber die dreischiffige Basilika mit romanischen und gotischen Stilelementen.
Der Palazzo Ducale, der Regierungssitz des Dogen der Republik Genua, präsentiert sich an der Piazza Matteotti mit seiner Fassade des 17. Jahrhunderts. Im Kern stammt der Palast aber aus dem 13.Jh. und wurde im Lauf der Jahrhunderte ständig umgebaut.
Ein sichtbares Zeichen der jahrhundertlangen Baugeschichte des Palazzo Ducale ist der 1539 fertiggstellte Torre Grimaldina oder Torre del Popolo. Die Grimaldi waren mit den Doria, Fieschi, Durazzo, Spinola und Pallavicini eine der bestimmenden Familien der Adelsrepublik. Sie hatten ihre Stadtviertel mit eigenem Zentrum. Gleich hinter dem Palazzo Ducale liegt die mittelalterlich-enge Piazza San Matteo mit zwei Doria-Palazzi und ihrer Familienkirche.
Blick vom Palazzo Ducale auf die Piazza de Ferrari, dem Hauptplatz der Stadt mit Springbrunnen aus dem Jahr 1936 in der Mitte.
Das Opernhaus Teatro Carlo Felice. Vom 1827 eröffneten Gebäude ist nur die Frontseite mit den Säulen übrig, der Rest wurde im Zweiten Weltkrieg zerbombt. Im Kolumbusjahr 1992 wurde der Theaterneubau fertiggestellt.
Die 1155 errichtete Porta Soprana ist das zweite erhaltene Stadttor der mittelalterlichen Stadtmauer des 12. Jh., hier die stadtzugewandte Innenseite.
Außerhalb des Stadttors liegt der Chiostro Sant'Andrea, der Kreuzgang ist der letzte Rest des mittelalterlichen Andreas-Klosters.
Das Kolumbus-Haus Casa di Colombo unterhalb der Porta Soprana ist natürlich nicht tatsächlich das Haus des berühmtesten Genuesers, Christoph Kolumbus. Dennoch eine beliebte Attraktion, auch wenn man es weiß :-)
Die Außenansicht der Porta Soprana von der unterhalb liegenden heutigen Piazza Dante. Sie ist Teil der Barbarossa-Mauern genannten Stadtmauer des 12.Jh., die diesen Namen trägt, weil die seit einem Jahrzehnt laufenden Bauarbeiten 1163 innerhalb von 53 Tagen und Aufbietung der gesamten Stadtbevölkerung fertiggestellt wurden, als sich ein Krieg mit Kaiser Friedrich Barbarossa ankündigte.
Blick von der Porta Soprana auf Cattedrale di San Lorenzo samt Kuppel
Die Lage der Altstadt Genuas auf den Abhängen zum Meer bietet zahlreiche herrliche Perspektiven.
Das Castello Mackenzie wurde zwischen 1893 und 1905 als markantes Herrenhaus am Rücken eines Hügels errichtet. Von der Straße davor bietet sich ein wunderbarer Blick auf das Stadio Luigi Ferraris.
Abendlicher Massenauflauf, um auf der Piazza de Ferrari eine von einem Kinderchor beleitete Sängerin beim Absingen von Weihnachtsliedern in unmenschlicher Lautstärke zu sehen. Links im Hintergrund die zur Piazza hingewandte Seite des Palazzo Ducale mit Architekturmalerei als Fassade.
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