Freitag, 18. Februar 2022

Neunkirchen

18.2.2022

In der niederösterreichischen Stadt Neunkirchen wurde ein Fußballspiel besucht. 12.600 Menschen leben hier.

Neunkirchen liegt an der Südbahn


Im 19.Jh. erlebten Neunkirchen und das Schwarzatal eine starke Industrialisierung. Angetrieben von der Textilindustrie kamen allmählich auch andere Industriezweige hinzu.


Der 1894 eröffnete jüdische Friedhof von Neunkirchen. Im Zuge der Reichspogromnacht im November 1938 verwüsteten Neunkirchner Nazis den Friedhof und zerstörten zahlreiche Grabsteine. Es wurden hier auch zwölf ungarische Jüdinnen und Juden begraben, die von den Nazis zur Zwangsarbeit deportiert und zu Tode gebracht wurden. 1944/45 mussten mindestens 174 aus Ungarn verschleppte Jüdinnen und Juden – vor allem alte Menschen, Frauen und Kinder – in Neunkirchen Zwangsarbeit leisten. Sie waren u.a. in der zu einem Gefangenenlager umfunktionierten Synagoge untergebracht und wurden unter unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen vor allem zu Bau- und Hilfsarbeiten sowie zur Herstellung von Fesselballons zur Fliegerabwehr für den Krieg der Nazis gezwungen.


Straßenszenen


Mitte des 19.Jh. lebten wieder Jüdinnen und Juden in Neunkirchen. Nach der Machtübernahme der Nazis 1938 wurden sie drangsaliert und diskriminiert bis die Israelitische Kultusgemeinde Neunkirchen 1940 von den Nzis aufgelöst wurde. beherbergte wiederum eine jüdische Gemeinde, die im Zuge der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1940 aufgelöst wurde. Von den rund 350 Mitgliedern der IKG-Neunkirchen wurden zwei Drittel vertrieben und ein Drittel in de KZs von den Nazis ermordet. Die 1883 errichtete neue Synagoge von Neunkirchen wurde 1944–1945 als Lager für aus Ungarn verschleppte jüdische Zwangsarbeiter verwendet. 1984 wurde sie abgerissen. Nach 1945 verfiel das Gebäude zur Ruine. 1984 wurde die ehemalige Synagoge großteils abgerissen. Einen Teil der Außenmauern ließ man stehen und brachte eine Gedenktafel an.


Brücke über die Schwarza


Straßenszene


Dr.-Karl-Renner-Hof. Nach Einführung des allgemeinen Wahlrechts 1907 gewann der Sozialdemokrat Karl Renner bei den Reichsratswahlen 1907 (52% im ersten Wahlgang) und 1911 (55% im ersten Wahlgang) das Mandat als Abgeordneter für den Wahlkreis Neunkirchen und hatte es somit bis zum Zusammenbruch der Habsburgermonarchie 1918 inne. In der Republik war er Mitglied der Nationalversammlung und Abgeordneter zum Nationalrat in der Ersten und der Zweiten Republik.


Gedenkstein für die Opfer der beiden Faschismen, vor dem Haus Wienerstraße 7 in Neunkirchen 1958 von der Stadtgemeinde Neunkirchen errichtet. Bekanntester Neunkirchner Nazi war der SS-Obersturmführer Anton Burger, der 1943 die Deportation von 46.000 Jüdinnen und Juden aus Thessaloniki zur Ermordung nach Auschwitz leitete und daraufhin zum Lagerkommandanten des KZ Theresienstadt befördert wurde, wo er Transportlisten zur Auswahl der Häftlinge für die Ermordung in Auschwitz zusammenstellte und selbst Menschen erschoss. 1944 organisierte der die Deportation von 7.000 Jüdinnen und Juden von den griechischen Inseln Korfu und Rhodos zur Ermordung nach Auschwitz. Nach Kriegsende wurde er in der Tschechoslowakei für die Verbrechen in Theresienstadt zum Tode verurteilt, lebte aber zunächst zeitweise unter falschem Namen in Neunkirchen. Nach seiner Verhaftung gelang ihm die Flucht. Der Massenmörder lebte anschließend unter wieder anderem falschen Namen bis zu seinem Tod 1991 friedlich in Westdeutschland.


Hauptplatz


Das Rathaus am Hauptplatz wurde ursprünglich 1889 anstelle eines dafür abgerissenen barocken Vorgängerbaus erbaut. 1945 brannte es ab und wurde 1948 bis 1950 angelehnt an dieses Gebäude neu gebaut.


Im Frühmittelalter entstand das heutige Neunkirchen ab dem 9.Jh. Der Ortsname kommt von der neugebauten großen Pfarrkirche. Aus der Bezeichnung „bei der niuwen kirchen“ wurde im Lauf der Sprachentwicklung „Neuenkirchen“ und später„Neunkirchen“. Mit der Zahl Neun hat der Ortsname also nichts zu tun (im Unterschied etwa zu Fünfkirchen). Dieses Wissen ging in späterer Zeit allerdings verloren, daher ist das Stadtwappen irreführend.


Die römisch-katholische Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt.


Stadttor


Straßenszene


Stolpersteine erinnern vor ihren Wohnorten an die von den Nazis vertriebenen und ermordeten jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn


Im Mittelalter war Neunkirchen Teil der Steiermark. Die Neunkirchner Jüdinnen und Juden waren eine von zahlreichen blühenden und wirtschaftlich erfolgreichen jüdischen Gemeinschaften in der Steiermark. In mehreren Landttagen beschäftigten sich die Landstände (die politischen Vertretung von Adel, Klerus und Städten) mit der Frage, wie man das Eigentum der Jüdinnen und Juden rauben und sie aus dem Land vertreiben könnte. Am 28. August 1495 kam in Graz ein steirischer Landtag zusammen, der sich hauptsächlich damit befasste und am 7. September 1495 eine Einigung darüber erzielte. Der Landesfürst, der Habsburger Kaiser Maximilian I., brauchte für den Krieg gegen das Osmanische Reich Geld, das ihm die Landstände beschließen mussten. So erhielt dieser das Geld und verfügte bis 1497 die Ausweisung der Jüdinnen und Juden aus der Steiermark, Wiener Neustadt und Neunkirchen. So wurden diese staatlich ihres Besitzes beraubt und vertrieben. Die Neunkirchner Synagoge baute man zu einer 1505 geweihten Kirche um. Ab 1738 wurde das Gebäude nicht mehr als Kirche genutzt und war im 19. und 20.Jh. der Stall eines Gasthauses. 1998 entdeckte man bei Abrissarbeiten die Mauer der ehemaligen Synagoge.


Dem Wohnbauprogramm des Roten Wien nachempfundener Gemeindebau der 1920er Jahre.


Der 1894 geborene Rudolf Posch war ein Industrieangestellter aus Neunkirchen, ab 1924 sozialdemokratischer Bezirkssekretär und 1932 bis 1934 Landtagsabgeordneter. Im Zuge der Verhaftung von Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten bei der Niederschlagung des Aufstands gegen die Ausschaltung der Demokratie im Februar 1934 wurde er festgenommen und in das austrofaschistische Anhaltelager in Wöllersdorf eingesperrt. Wohl aus Verzweiflung über die Situation beging er dort nach vier Monaten Lagerhaft am 7. Juni 1934 Selbstmord.

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