Samstag, 12. Februar 2022

Taranto

12.2.2022

Im italienischen Taranto (deutsch Tarent) wurde ein Fußballspiel besucht. 189.000 Menschen leben hier.

Die Stadt befindet sich auf Halbinsel und Insel zwischen dem offenen Meer und einem Meeresarm und wird daher Stadt der zwei Meere (Città dei due mari) genannt. Die Altstadt Borgo Antico liegt auf einer über Brücken zugänglichen Insel. Der nördliche Zugang zur Altstadtinsel über die Ponte di Porta Napoli aus dem Jahr 1883 wurde gebaut nachdem ein Hochwasser die vorherige byzantinische Brücke aus dem 10.Jh. zerstört hatte.


Hafenszene


Blick auf den Golf von Tarent (italienisch Golfo di Taranto), die große Bucht im Süden des italienschen Stiefels – zwischen Stiefelabsatz und Fußballen. Hier befinden wir uns auf apulischer Seite am Absatz.


Straßenszenen


Die Basilica cattedrale di San Cataldo wurde im byzantinischen Wiederaufbau der Stadt ab dem Jahr 967 errichtet, nachdem die Reste der antiken Stadt bei der Eroberung und Plünderung durch Sarazenen im Jahr 927 zerstört worden waren. In normannischer Zeit wurde die Kathedrale Ende des 11.Jh. zum heutigen Kirchenbau groß erweitert. 1713 wurde die Fassade im Barockstil hinzugefügt. Am Glockenturm aus dem 12.Jh. musste nach dem Erdbeben von 1456 der obere Teil aus Sicherheitsgründen abgerissen werden. 1952 wurde der alte Turm ganz abgerissen und durch den heutigen Turm ersetzt.


Straßenszenen. Viele Häuser der Altstadt stehen sichtlich seit vielen Jahren leer, wie an verbarrikadierten, eingeschlagenen oder leeren Fenstern zu erkennen ist.


Meer


In der Antike wurde die Stadt im 8.Jh. (traditionell nennt man das Jahr 706) von griechischen Kolonisten aus Sparta als Τάρας (Táras) gegründet und schwang sich bald zu einer der wichtigsten Städte in der Magna Graecia, dem von den Kolonien der griechischen Stadtstaaten geprägten Kulturraum außerhalb Griechenlands, auf. Im Zuge der römischen Expansionskriege in Italien griffen römische Soldaten auch Τάρας an und eroberten die Stadt im Jahr 272 v.u.Z. in den Pyrrhuskriegen. In der römischen Zeit hieß die Stadt lateinisch Tarentium. Im Zweiten Punischen Krieg nützte die griechische Bevölkerung 213/212 die karthagische Invasionsarmee des Hannibal in Italien, um mit karthagischen Soldaten gemeinsam die ungeliebte römische Herrschaft loszuwerden und die römischen Einwohnerinnen und Einwohner zu überfallen, zu töten und zu vertreiben. 209 belagerte und eroberte eine römische Armee Taranto, plünderte die Stadt und verkaufte die überlebende Bevölkerung als Sklavinnen und Sklaven. Später wurde hier eine neue römische Stadt begründet und im 1.Jh. eine größere Anzahl an Kriegsveteranen angesiedelt.


Zwei dorische Säulen sind die markanten Überreste eines griechischen Tempels aus dem 6.Jh.v.u.Z. Der Tempel wurde bereits in der Spätantike und Mittelalter geplündert und zur Gewinnung von Baumaterial für andere Gebäude teilweise abgerissen. Im Jahr 1700 waren noch zehn Säulen sichtbar, die jedoch beim Wiederaufbau eines Klosters im Jahr 1729 abgerissen wurden. Gegen Ende des 19.Jh, wurde der Tempel dem Kult des griechischen Gottes Poseidon zugeschrieben. Neuere Hinweise sprechen davon, dass hier eher Göttinnen wie Artemis, Persephone oder Hera verehrt worden sein könnten.


Straßenszene


Katze


Das Castello Aragonese (oder Castel Sant'Angelo) entstand im 15.Jh. durch einen Umbau der alten mittelalterlichen normannischen Burg, die ihrerseits über einer älteren byzantinischen Festung gebaut worden war. Die osmanische Eroberung von Otranto 1480 hatte gezeigt, dass die hohen Türme aber verhältnismäßig dünnen mittelalterlichen Mauern wenig Schutz gegen Kanonenbeschuss boten. Stattdessen wurden 1487 bis 1492 die massiven Bastionen gebaut. Nach der Nutzung in Kriegen wie insbesondere bei der Verteidigung der spanischen Herrschaft gegen einen osmanischen Angriff im Krieg 1594 wurde die Festung in späteren Jahrhunderten als Gefängnis und Kaserne genutzt.


Südlicher Zugang zur Altstadt über die Ponte San Francesco Da Paola (genannt Ponte Girevole) aus dem Jahr 1887. Hier befand sich einst ein Landzugang, denn die heutige Altstadtinsel war ursprünglich eine Halbinsel. Aus militärischen Gründen wurden hier früh Gräben angelegt, um die Stadtmauern und das Stadttor zu schützen. 1481 ließ der spanische Herrscher Ferdinand von Aragon im Zuge der Verteidigungsarbeiten für Kriege gegen das Osmanische Reich die Gräben zu einem durchgängigen Kanal ausbauen, der später auf für Schiffe passierbare Größe erweitert wurde.


Mitte des 19.Jh. wurde die Stadt am Festland um die Neustadt Borgo Nuovo erweitert.


1889 wurde nach sechsjährigen Bauarbeiten ein Marinestützpunkt eröffnet. Der wichtige Flottenstützpunkt wurde im Zweiten Weltkrieg 1940 von britischen Flugzeugträgern aus schwer bombardiert.


Das 1965 eröffnete Stahlwerk Ilva ist eines der größten Stahlwerke Europas und in der an Arbeitsplätzen armen süditalienischen Region von großer Bedeutung. Zu seinen besten Zeiten arbeiteten hier weit über 10.000 Leute. Viele Menschen leben von der Arbeit hier. Gleichzeitig sterben auch viele Menschen daran. Es gibt hier eine der höchsten Krebsraten, die mit der Umweltverschmutzung durch die Fabrik zusammenhängt. Die Stahlarbeiter erkranken zehnmal häufiger an Krebs als der Durchschnitt der Bevölkerung. Die Kindersterblichkeit ist in Taranto um 30% bis 50% höher als im Rest Apuliens.


Die Schattenseite der Altstadt


Besetzes Haus mit Erinnerungs-Graffiti an Carlo Giuliani


Am Meer.

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