Sonntag, 11. September 2016

Pécs

11.9.2016

Im südungarischen Pécs (deutsch Fünfkirchen, kroatisch Pečuh, serbisch Pečuj) wurde ein Fußballspiel besucht. 146.000 Menschen leben hier.

Der in Neorenaissance-Stil errichtete und 1900 eröffnete Hauptbahnhof.


Eine Dampflokomotive aus dem Jahr 1922 steht im Vorgarten des Verwaltungsgebäudes gegenüber des Bahnhofs.


Das heutige Pécs war bereits zu vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Im 2.Jh. wurde hier unter dem Namen Sopianae eine römische Stadt gegründet, die seit dem 3.Jh. eine bedeutende Stadt der Provinz Pannonien war. Später hieß sie im Frühmittalter lateinisch Quinque Ecclesiae („fünf Kirchen“). Erstmals wird dieser Name 871 in einem Dokument der Erzdiözese Salzburg schriftlich erwähnt. Daraus leitete sich ihr späterer deutscher Name Fünfkirchen her. Der heutige Name der Stadt wurde erstmals 1235 schriftlich als Pechut („Pécser Weg“) erwähnt. Wahrscheinlich stammt der Name vom slawischen Wort für fünf (serbisch/kroatisch pet).


Der Széchenyi-Platz (Széchenyi-tér). Von 1543 bis 1686 stand Pécs unter osmanischer Herrschaft. Aus dieser Zeit sind Baudenkmäler erhalten geblieben und inzwischen renoviert worden. Die Bevölkerung des türkischen Peç war zu etwa 40% ungarisch, mehr als die Hälfte der Bevölkerung war südslawisch. Die herrschende Oberschicht waren damals muslimische Slawen.


Die ehemalige Moschee Gazi Khassim, markant auf dem höchsten Punkt des Hauptplatzes Széchenyi-tér. Zuvor stand hier eine gotische Kirche aus dem 13.Jh. Die Moschee wurde auf Veranlassung des Pascha Qasim zwschen 1543 und 1546 errichtet. 1702 wurde sie nach der Eroberung durch die habsburgischen Truppen in eine Kirche umgewandelt. Die ehemalige Moschee ist eines der größten Gebäude aus osmanischer Zeit in Ungarn.


Das Minarett wurde 1766 abgerissen und ein barocker Kirchturm errichtet. Wenig erinnerte am zur Kirche umgebauten Gebäude noch an die einstige Moschee, wie eine Animation in der Ausstellung im Untergeschoß zeigt.


1939 wurde die Kirche neu gestaltet und zum Thema des kriegerischen Eroberung der osmanischen Stadt als Erfolg des Christentums umgebaut.


Spätere Umbauten wurden entfernt und die islamische Architektur im Innenraum wieder sichtbar gemacht.


Die Moschee des Paschas Jakowali Hassan (Jakováli Hasszán dzsámija) aus dem 16.Jh. ist das am besten erhaltene islamische Bauwerk in Ungarn. Nach dem Ende der osmanischen Herrschaft wurde der Bau von 1702 bis 1732 als christliche Kapelle genutzt und barock umgebaut. Das 23m hohe Minarett wurde als Glockenturm umfunktioniert und blieb so erhalten. Bei der Restaurierung in den 1960er Jahren wurden die späteren Zubauten wieder entfernt. Religiöse Möblierung wurde vom türkischen Staat gespendet. An Freitagen ist die Moschee für islamische Gebete geöffnet.


1688 begann die deutsche Einwanderung. Migrationswillige wurden mit Freiheitsrechten und Aussicht auf Übernahme von Besitz angeworben, um die kriegszerstörten und durch Flucht und Massaker entvölkerten Städte und Landstriche wiederzubeleben. 1698 war immer noch die Hälfte der Stadtbevölkerung von Pécs südslawisch (heute 2%), nur ein Viertel ungarisch (heute 93%) und ein Viertel bereits deutsch. Kriege gingen aber weiter. Da die Stadt nicht am ungarischen Adelsaufstand unter Rákóczi gegen die Habsburger teilnahm, wurde sie 1704 von dessen Soldaten geplündert. Heute sind immer noch 3% der Stadtbevölkerung deutsch. Mehr als die Hälfte der deutschsprachigen Bevölkerung Ungarns lebt in und rund um Pécs.


Das hier hergestellte Zsolnay-Porzellan ist regional bekannt. Hier ein Detail eines damit gestalteten Brunnens.


Nationaltheater (Nemzeti Színház), eröffnet 1895


Straßenszene


Denkmal für den Aufstand von 1956 gegen die kommunistische Diktatur


Vorhängeschlösser


Die Kathedrale St. Peter und Paul wurde im 11.Jh. in romanischem Stil errichtet. Zuvor stand hier eine auf das Ende des 4.Jh. zurückgehende Vorgängerbasilika, die im 8. und 9. Jh. erweitert worden war. Die zwei westlichen Türme stammen vermutlich aus der Zeit um das Jahr 1000. Die beiden weiteren Türme und die gotischen Seitenkapellen kamen im Lauf des Mittelalters hinzu. Nach Ende der osmanischen Zeit wurde der Dom groß renoviert und in verschiedenen Stilrichtungen gestaltet. 1807 wurde die Kathedrale klassizistisch umgebaut, aber zwischen 1882 und 1891 nach den Plänen des Wiener Architekten Friedrich von Schmidt (Rathaus, Votivkirche etc.) in neoromanischem Stil rückgebaut. Finanziert wurde das Bauprojekt aus den Gewinnen, welche die Arbeit der Bergarbeiter in den Kohlebergwerken des Bistums für den Bischof abwarfen.


Der Bischofspalast geht auf das 12.Jh. zurück. Der heutige Palast wurde im 19.Jh. errichtet, die letzte große Bauphase im Stil der Neorenaissance war zwischen 1838 und 1852. Im 9.Jh. war die Bevölkerung von Pécs awarisch und slawisch gewesen. Nach der ungarischen Invasion Ende des 9.Jh. lebten hier im Süden der Tiefebene die sogenannten Schwarzen Magyaren. Sie widersetzten sich der vom ungarischen König Stephan I. verordneten Übernahme der christlichen Religion, woraufhin dieser um 1008 gegen sie Krieg führen und sie unterwerfen ließ. Danach wurde 1009 das Bistum von Pécs gegründet.


2010 war Pécs europäische Kulturhauptstadt. Der Altstadtkern präsentiert sich sehr herausgeputzt.


Die 1869 eröffnete, in neoromanischem Stil gehaltene Synagoge ist ein jüdisches Gotteshaus mit noch aktiver Gemeinde. Die Fassade wurde zwischen 1980 und 1983 restauriert. 1941 hatten 3.500 Jüdinnen und Juden in der Stadt gelebt. Im Mai 1944 wurden sie in ein Ghetto gesperrt und in der ersten Juliwoche 1944 ins KZ Auschwitz deportiert. 3.022 wurden ermordet.


Ein Denkmal vor der jüdischen Schule neben der Synagoge gedenkt den ermordeten Kindern.


Stolpersteine auf der Straße erinnern an Orte, wo vor ihrer Ermordung Jüdinnen und Juden gelebt hatten.


Beeindruckend sind die Ausgrabungen eines frühchristlichen Friedhofs aus spätrömischer Zeit mit ausgemalten Grabkammern reicher Leute. Im frühen 4.Jh. wurde die römische Stadt ein regionales Zentrum der christlichen Religion.


Überreste der Stadtmauer und ein gut erhaltener Barbakán (Festungsturm) aus dem 15.Jh.


Denkmal für die ungarischen Soldaten des Zweiten Weltkriegs aus dem Jahr 1999 in Form eines geneigten Obelisken. Für das Vaterland (Pro patria) hätten sie für Hitler gekämpft, meint die Inschrift.

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