Samstag, 22. Februar 2020

Jánosháza

22.2.2022

Im westungarischen Jánosháza wurde ein Fußballspiel besucht. 2.500 Menschen leben hier.

Straßenszene. Die Siedlung wurde im Jahr 1428 erstmals schriftlich erwähnt, benannt nach ihrem adeligen Besitzer Joannes Ormuzd de Varsány (János ist die ungarische Form des Namens Johannes, der Ortsname Jánosháza bedeutet also „Haus des Johannes“). Im 16./17.Jh. wuchs die Siedlung im Umfeld der Burg, von der aus die umliegenden Dörfer beherrscht wurden.


Das Schloss Erdődy várkastély wurde als Burg erstmals im Jahr 1510 schriftlich erwähnt. Letzte Umbauten erfolgten 1855 und 1935. Nach der Verstaatlichung des Besitzes der Erdődy, die hier jahrhundertelang über die Menschen geherrscht hatten, in der kommunistischen Nachkriegszeit wurden im Adelspalast ein Krankenhaus, später eine landwirtschaftliche Berufsschule und ein Kindergarten sowie ein Museum betrieben. Heute steht das Gebäude leer.


Die Kirche wurde 1734 neu errichtet nachdem eine vorherige Holzkriche im 17.Jh. zerstört worden war. 1779 ließ die Adelsfamilie Erdődy ihre Untertanen die Kirche repräsentativ im Barockstil vergrößern und ausbauen.


Bahnhof


Mitte des 19.Jh. war dieses Haus eines vor zwei Stockhäusern in der Stadt und ein Gasthof. Im April 1849 brachten österreichische Soldaten hier auf der Durchreise eines Gefangenentransports für eine Nacht drei prominente gefangene Revolutionäre des in blutigem Krieg niedergeschlagenen ungarischen Revolution von 1848/49 unter, darunter den ehemaligen ungarischen Ministerpräsidenten Lajos Batthyány. Die Nachricht verbreitete sich in der Umgebung und im Morgengrauen umringten hunderte bewaffnete Menschen das Haus und verlangten die Freilassung der Gefangenen. Die Soldaten richteten sich auf einen Kampf ein, der Befehlshaber bat aber Batthyány, zu der Menge zu sprechen, um das sich anbahnende Blutbad zu vermeiden. Batthyány sprach aus einem Fenster, bedankte sich bei den Menschen, aber bat sie die Belagerung zu beenden. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt. Kaiser Franz Joseph ließ ihn mit anderen zum Tode verurteilen und mit 14 weiteren Revolutionsführern im Oktober 1849 in Pest hinrichten.


Straßenszenen


Der jüdische Friedhof. Eine jüdische Gemeinde entstand hier in der zweiten Hälfte des 18.Jh. und 1897 wurde eine Synagoge errichtet, die es heute nicht mehr gibt. Im Sommer 1882 verbreitete sich im Zuge der von 1882 bis 1883 massiven Massenhysterie und antisemitischen Hetze um einen erfundenen sogenannten jüdischen Ritualmord an einem Mädchen in Tiszaeszlár in Jánosháza das ebenfalls erfundene Gerücht, dass die Jüdinnen und Juden einen Militäreinsatz gefordert hätten, was der lokalen Bevölkerung durch die Einquartierung der Soldaten viel Geld kosten würde. An einem Juliabend beschlossen daher die Gäste eines Wirtshauses, die jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner ihres Orts anzugreifen. Sie marschierten vor der Synagoge auf, warfen die Fenster ein und kletterten auf das Dach, um es zu beschädigen. Eine andere Gruppe überfiel die Wohnungen und Häuser der Jüdinnen und Juden. Neun Juden wurden brutal zusammengeschlagen. Der Pogrom dauerte zwei Tage bis 14 Beteiligte verhaftet wurden. Nach der Niederschlagung der ungarischen Räterepublik 1919 wurden im Zuge des nachfolgenden Weißen Terrors die jüdischen Einwohnerinnen und Einwohnern als Sündenböcke für Krieg und Leid angegriffen und überfallen. Ein Lehrer, dekorierter Kriegsveteran für die Habsburgermonarchie, und eine Frau wurde dabei umgebracht. Nicht Behördeneinschreiten sondern erst jüdische Selbstorganisation zur Selbstverteidigung beendeten schließlich die Überfälle und Plünderungen.


Das 1952 errichtete Holocaust-Mahnmal am jüdischen Friedhof. Markant ist der acht Meter hohe Turm, mit Inschriften in ungarischer und hebräischer Sprache: (Ne ölj! Auschwitz 1944! Emlékezzél! „Nicht töten! Auschwitz 1944! Nicht vergessen!“). 1930 lebten hier 466 Jüdinnen und Juden. dem deutschen Einmarsch in Ungarn im März 1944 sperrten die SS-Einheiten im Mai 1944 mit ihren ungarischen Verbündeten die im Umkreis lebenden Jüdinnen und Juden in einem Lager in Jánosháza ein, um sie von hier zur Ermordung nach Auschwitz zu deportieren. 335 Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Jánosháza wurden dort ermordet. Nach dem Kriegsbeginn hatte jüdische Männer in Zwangsarbeitseinheiten müssen, weil der ungarische Staat sie nicht für Dienst an der Waffe würdig hielt. Die meisten der in das Hinterland der Front geschickten Zwangsarbeiter kamen dort ums Leben. Rund fünfzig Überlebende kehrten nach der Befreiung in ihre Heimatstadt zurück und versuchten hier wieder zu leben. 1956 waren es bereits nur mehr 26. Die meisten emigrierten nach Israel. Der letzte Jude, ein Arzt, starb 1970.

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