Sonntag, 16. August 2015

Zlín

15.8.2015

In der tschechischen Stadt Zlín (deutsch Zlin) wurde ein Fußballspiel besucht. 75.000 Menschen leben hier.

Denkmal für Tomáš Baťa sowie seinen Halbbruder Jan Antonín Bat'a, Begründer des Baťa-Konzerns. 1894 gründete der aus einer Schuhmacherfamilie stammende Tomáš Baťa in Zlín die Baťa-Schuhfabrik. Bereits 1910 war Zlín ein Zentrum der Schuhproduktion in der Habsburgermonarchie. Im Ersten Weltkrieg wurden hier von bis zu 4.000 Arbeiterinnen und Arbeitern (1918) Millionen Paar Schuhe für die österreichisch-ungarische Armee hergestellt. Nach Überwindung der Nachkriegskrise beherrschten die Schuhe von Baťa auch in der neuen Tschechoslowakei den Markt. Die bisherige Kleinstadt Zlín wurde zur Industriestadt. Die Bevölkerungszahl der Stadt stieg von 4.700 im Jahr 1921 auf 37.000 im Jahr 1937.


Nachdem Tomáš Baťa 1932 mit einem Flugzeug abgestürzt war, übernahm sein Halbbruder Jan Antonín Baťa das Unternehmen. Aufgrund der deutschen Besetzung floh er 1939 vor den Nazis nach Brasilien. Der Sohn von Tomáš Baťa floh mit Familie nach Kanada, wo er die Bata Shoe Company gründete. Der Hauptsitz des europäischen Schuhhersteller Bata befindet sich heute im schweizerischen Lausanne. Nach Kriegsende wurde die Baťa-Werke im Oktober 1945 verstaatlicht. Nach der kommunistische Machtübernahme 1948 wurde das Unternehmen in Svit umbenannt und die Stadt selbst hieß ab 1949 nach dem Staatspräsidenten Klement Gottwald Gottwaldov. Erst nach der Wende erhielt sie mit 1.1.1990 den Namen Zlín zurück.


In der Konzernzentrale 21, das Verwaltungsgebäude Nr. 21 der Schuhfirma, ließ sich Tomáš Bat’a sein Chefbüro als zimmergroßer Lift konstruieren, von dem aus er arbeiten und gleichzeitig durch Herumfahren zwischen den Stockwerken mit einem Auge seine Angestellten überwachen konnte. Jede Etage besaß ein Großraumbüro für 200 Menschen, die er vom Liftfenster aus überblickte. Das 1938 fertiggestellte Bat’a-Hochhaus (Baťův Mrakodrap) war damals mit siebzehn Stockwerken das höchste Gebäude der Tschechoslowakei. Nach einer aufwändigen Renovierung haben hier seit 2004 die Bezirksverwaltung und das Finanzamt ihren Sitz.

Die Fabrikherren Tomáš Baťa und Jan Antonín Bat'a ließen unter dem Motto „Kollektiv arbeiten – individuell wohnen“ Werksiedlungen nebst firmeneigenen Kindergärten, Schulen sowie ein Krankenhaus, ein Kaufhaus und das damals größte Kino Mitteleuropas errichten. Die Neubauten wurden in funktionalistischem Stil nach architektonischem Konzept errichtet. Bis 1938 entstand eine neue Stadt in moderner Architektur. Tomáš Baťa war ab 1923 auch Bürgermeister. Er löste als bürgerlicher Bürgermeister seit 1919 regierende sozialdemokratische oder kommunistische Stadtregierung ab. Der schöne Schein der neuen Stadt, in der Baťa als Hautarbeitgeber, Finanzier und politische Führungsfigur alles bestimmte, hatte aber auch Schattenseiten. Der sowjetische Schriftsteller Ilja Ehrenburg veröffentlichte 1931 eine sozialkritische Reportage über Zlín. Baťa bot seinen Arbeiterinnen und Arbeitern ein größeres Stück vom von ihnen produzierten Wohlstand als andere Fabriksherren, von Mitbestimmung oder Selbstbestimmung war aber keine Rede.

Das Hotel Moskva wurde zwischen 1931 und 1933 in Stahlbetonbauweise errichtet. Es war ein Repräsentationsbau der Stadt und enthielt in den unteren Etagen Restaurants und Veranstaltungsräume.


Das Velké kino („Große Kino“) wurde 1933 errichtet und war der erste Kulturbau, der auf die neue Dimension der rasch gewachsenen Stadt ausgerichtet war. Der Kinosaal fasste die für damalige Verhältnisse unglaubliche Zahl von 2.270 Plätzen. Es war das größte Kino seiner Zeit in Mitteleuropa.


Die 2001 gegründete Universität wurde nach Tomáš Baťa benannt.


Das Schloss von Zlín wurde als Renaissanceschloss im 16.Jh. anstelle einer mittelalterlichen Befestigung errichtet und im 18.Jh. barock umgebaut. 1929 wurde das ehemalige Adelsschloss von der Stadt angekauft und für verschiedene Zwecke genutzt. Seit 1968 ist hier ein Museum.


Die katholische Pfarrkirche aus dem 15./16.Jh.


Straßenszene am Hauptplatz


Das Rathaus von Zlín wurde nach 1923 neu errichtet nachdem das alte Renaissancerathaus 1921 abgebrannt war. Sein heutiges Aussehen erhielt es 1936/37.


Gedenktafel am Rathaus für die Opfer der kommunistischen Diktatur

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