Mittwoch, 5. August 2015

Amsterdam

3./4.8.2015

In der niederländischen Hauptstadt Amsterdam wurde ein Fußballspiel besucht. 810.000 Menschen leben hier.

Die Stadt wurde in Sumpfland gebaut, weswegen die Häuser und Straßen der Innenstadt auf fünf Mio. Holzpfählen stehen. Heute werden Betonpfähle verwendet. Der Hauptbahnhof steht auf rund 8.600 Pfählen, der königliche Palast auf 13.659 Pfählen.


Die Wasserwege in der Stadt, die Grachten, dienten zum Transport von Gütern und Menschen. Fast 7.000 Kaufmanns- und Lagerhäuser standen in jenem Goldenen Zeitalter (het gouden eeuw) der Niederlande entlang ihres Verlaufs.


Als Hafen- und Handelsstadt gibt es hier seit Jahrhunderten eine große Zuwanderung. Zunächst waren es vor allem Deutsche, die in der ersten Hälfte des 17.Jh. bereits fast ein Drittel der Bevölkerung ausmachten. Heute leben hier 175 verschiedene Nationalitäten, die zusammen ein Drittel der Stadtbevölkerung stellen.


Die Munttoren (Münzturm) ist ein Überrest der ehemaligen Stadtmauer. Als Teil eines Stadttoren standen hier einst zwei 1480 bis 1487 erbaute Türme. Nachdem sie 1618 abgebrannt waren, baute man nur einen Turm wieder auf. Der Turm bekam seinen Namen im niederländischen Katastrophenjahr (Rampjaar) 1672, als die Niederlande gegen England, Frankreich, Köln und Münster Krieg führte und zugleich von inneren Kämpfen um die Macht erschüttert wurde. Der Großteil des Landes wurde von der französischen Armee besetzt, weswegen Amsterdam ein zeitweiliges Recht zum Münzschlagen bekam.


Nachdem die Niederlande in achtzigjährigem Krieg von 1568 bis 1648 ihre Unabhängigkeit vom katholisch-fundamentalistischen Spanien erkämpft hatten, herrschte hier Glaubensfreiheit. Amsterdam wurde in den Jahrhunderten religiöser Verfolgungen zum Zufluchtsort für Verfolgte.


Der Fluss Amstel.


Die Steuern für ein Gebäude wurden einst nach ihrer Breite am Kanal bemessen, weswegen sehr schmale Häuser an den Grachten gebaut wurden, die aber, um genügend Wohnraum oder Lagerplatz für Güter zu bieten, recht lang und hoch sind.

Brücke


Das Amsterdamer Stadtwappen XXX ist allgegenwärtig. Zu seiner Bedeutung gibt es nur Theorien. Die drei Andreaskreuze könnten für die drei Plagen Flut, Feuer und Pest stehen, die Amsterdam bedrohten. Die Kreuze könnten auch der Kennzeichnung von Furten an alten Handelsrouten gedient haben.


Das Anne-Frank-Haus, in dem sich das Mädchen Anne Frank mit ihrer Familie vor den Nazis versteckte, bis sie verraten, von einem Wiener Polizisten verhaftet und im KZ ermordet wurde.


Die protestantische Westerkerk wurde zwischen 1620 und 1631 im Renaissancestil gebaut. Der Turm ist mit 85m Höhe der höchste Kirchturm Amsterdams.


Das Homomonument ist ein Denkmal für alle homosexuellen Menschen gewidmet, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung unterdrückt oder ermordet wurden und werden sowie jenen, die aktiv gegen Hass und Unterdrückung und für Freiheit und Gleichberechtigung eintreten. Das Monument besteht aus drei Dreiecken, die in einiger Entfernung voneinander platziert sind.


Die Nieuwe Kerk (Neue Kirche) am Dam ist seit 1814 die Krönungskirche der niederländischen Königinnen und König. Mit dem Bau der spätgotischen Kirche wurde Anfang des 15.Jh. begonnen, 1540 wurde sie vollendet.


Der Dam ist der zentrale Hauptplatz in der Innenstadt. Der Name der Stadt Amsterdam stammt von einem hier im 13.Jh errichteten Damm im Fluss Amstel. Bis ins 19.Jh. lag der Marktplatz direkt am Wasser und hier legten Schiffe an, dann wurde der Unterlauf der Amstel zugeschüttet und stattdessen ein Prachtboulevard mit historistischen Bauten errichtet.


Das größte Bauwerk am Dam ist der Königspalast. Er wurde zwischen 1648 und 1665 als Rathaus erbaut und stand als barocker Prachtbau für den Reichtum des Amsterdamer Bürgertums im sogenannten Goldenen Zeitalter der Niederlande. Durch Überseehandel mit Gewürzen, Seide und anderen Gütern aus dem indisch-pazifischen Raum, die von niederländischen Schiffen nach Europa gebracht wurden, wurde Amsterdam Mitte des 17.Jh. zur wohlhabendsten Stadt Europas. Aus einer Stadt von Handwerkern und kleinen Kaufleuten wurde eine Metropole mit großen Unterschieden zwischen Arm und Reich, Handelsfürsten und einem großen Proletariat. 1939 kaufte das Königshaus das Rathaus und ließ es zum Palast umwandeln, der aber nicht als Wohnsitz dient.


Das Nationalmonument am Platz Dam wurde 1956 als Mahnmal für die Opfer der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg und Monument der Befreiung und des Friedens errichtet. Die Skulpturen symbolisieren Krieg (vier männliche Figuren), Frieden (Frau und Kind) und Widerstand (zwei Männer mit jaulenden Hunden) und tragen die Botschaft: „Nie wieder!“ In Amsterdam waren Widerstandsbewegungen gegen die deutsche Besatzung aktiv. Viele Menschen versteckten Jüdinnen und Juden und retteten ihnen das Leben. Wie in allen besetzten Ländern gab es aber auch viel Kollaboration. Verwaltung und Polizei arbeiteten aktiv mit und luden viel Schuld an ermordeten Menschen auf sich.
Holland und Amsterdam blieben bis Kriegsende 1945 deutsch besetzt. Nachdem die niederländischen Eisenbahner nach dem Angriff der Alliierten auf die südlichen Niederlande in den Generalstreik getreten waren, verhängten die deutsche Besatzern als Rache eine Blockade der Lebensmittel- und Treibstoffversorgung der Niederlande. Im Winter 1944/45 verhungerten daraufhin in Amsterdam und den übrigen noch nicht befreiten Städten im Westen der Niederlande 20.000 Menschen.


Die Beurs van Berlage (Börse von Berlage) wurde Ende des 19.Jh. als Gebäude der Börse in einer Mischung aus Historismus und Jugendstil errichtet. Der Bau wird als Beginn des modernen Bauens in den Niederlanden gesehen.


Straßenszene


Amsterdam Centraal, der 1889 eröffnete Hauptbahnhof. Er wurde auf drei künstlichen Inseln gebaut und steht wegen des sandigen, feuchten Untergrundes auf 8.687 Holzpfählen.


Innerstädtisches Hauptverkehrsmittel


Nachgebautes Segelschiff.


Turm der ehemaligen Stadtmauer


Statue des 1632 in Amsterdam geborenen Philosophen Baruch de Spinoza


Das Monument Joods Verzet erinnert seit 1988 am Flussufer der Amstel im ehemaligen jüdischen Viertel an die in der deutschen besatzung von 1940 bis 1945 ermordeten jüdischen Amsterdamerinnen und Amsterdamer.


Die Portugiesische Synagoge, hebräisch Esnoga, niederländisch Portugees-Israëlietische Synagoge wurde 1675 eingeweiht. Sie war das religiöse Zentrum der großen jüdischen Gemeinde portugiesischer und spanischer Abstammung (Sephardim). Ab 1492 kamen hierher Jüdinnen und Juden aus Spanien, woraus sie vertrieben worden waren. Das Gebäude wurde während der deutschen Besatzungszeit nicht zerstört, nach dem Holocaust zählt die Gemeinde aber nicht mehr als 700 Mitglieder.


Die 1671 eröffnete ehemalige Große Synagoge der deutschen jüdischen Gemeinde. Mitte des 16.Jh. gab es auch jüdische Einwanderung aus Polen. Amsterdam wurde ein wichtiges Zentrum jüdischer Kultur. Es gab mehrere jüdische Druckereien. 1686 erschien hier die erste Zeitung in jiddischer Sprache weltweit.


Am 10. Mai 1940 wurden die neutralen Niederlande von Nazi-Deutschland überfallen. Am 15. Mai marschierte die deutsche Wehrmacht in Amsterdam ein. Reichskommissar für die besetzten Niederlande war der Österreicher Arthur Seyß-Inquart. Er herrschte über Leben und Tod und verantwortete die Deportation der niederländischen Jüdinnen und Juden zur Ermordung. Von 1941 bis 1943 wurden 110.000 niederländische Jüdinnen und Juden deportiert und fast alle ermordet. Von den 80.000 aus Amsterdam überlebten nur 5.000.
Im Februar 1941 kam es in Amsterdam zu einem im besetzten Europa einzigartigen Massenprotest gegen die Judenverfolgung, dem Februarstreik. Auslöser war eine brutale Razzia und Massenverhaftung in der Jodenbuurt, dem traditionellen Judenviertel in der Innenstadt. 389 Menschen wurden festgenommen und ins Konzentrationslager Buchenwald und später weiter nach Mauthausen verschleppt. Am 25. Februar 1941 gab es daraufhin auf Initiative des kommunistischen Widerstands einen Generalstreik in Amsterdam. Züge und Straßenbahnen standen still, Werft- und Fabrikarbeiter legten die Arbeit nieder. Demonstrationen zogen durch die Straßen protestierten gegen die Entrechtung und unmenschliche Verfolgung der jüdischen Amsterdamerinnen und Amsterdamer. Am nächsten Tag wurde der Streik von niederländischer und deutscher Polizei blutig unterdrückt. Es gab etwa 40 Verletzte und neun Tote. Das 1952 aufgestellte Denkmal De Dokwerker erinnert an die streikenden Hafenarbeiter.


Das Monument van Joodse Erkentelijkheid aus dem Jahr 1950 ist ein Denkmal der Dankbarkeit für die Amsterdamerinnen und Amsterdamer, die Jüdinnen und Juden vor den Nazis das Leben gerettet haben.


Denkmal für von den Nazis umgebrachte Amsterdamer und ihren Widerstand


Denkmal für den Holocaust an den Roma und Sinti durch die Nazis


Denkmal für die Opfer des Frauen-KZs Ravensbrück


Denkmal für die in Auschwitz Ermordeten. Es besteht aus zerbrochenen Spiegeln.


Denmal für die Abschaffung der Sklaverei in den Niederlanden und seinen Kolonien 1863.


Denkmal für die niederländische Kolonialherrschaft in Indonesien aus der Kolonialzeit

2 Kommentare:

  1. Ganz oben steht Hauptbahnhof auf 8.600 stützen. Beim Hauptbahnhof steht er stehe auf 9000 Stützen. Was denn jetzt ?

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    1. Danke für den Hinweis! Habe das jetzt im Text geändert. Laut Wikipedia (https://nl.wikipedia.org/wiki/Station_Amsterdam_Centraal) sind es genau 8.687 Stützen.

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