Sonntag, 2. August 2015

Lamprechtshausen

1.8.2015

In der Salzburger Gemeinde Lamprechtshausen wurde ein Fußballspiel besucht. 3.900 Menschen leben hier.

Straßenszene


Ab 1931 gab es in Lamprechtshausen eine relativ große NSDAP-Gruppe, die von der Oberschicht des Ortes gegründet und geführt wurde, von Kreisarzt Emil Sprenger, Tierarzt Heinrich Kurz, Kaufmann Alois Landertinger und Gastwirt Stadler. Als die Nazis am 25. Juli 1934 in Wien gewaltsam gegen das austrofaschistische Regime zu putschen versuchten, versammelten sich am Abend dieses Tages etwa 30 SA-Männer bei Lamprechtshausen, gingen aber ohne Einsatzbefehl in der Nacht wieder auseinander. Erst am Abend des 27. Juli 1934 besetzten dann 40 bewaffnete Nazis Lamprechtshausen, schossen auf Dorfgendarmen und den Führer der austrofaschistischen Heimwehr im Ort, besetzten das Postamt und kappten die Telefonleitungen. Personen, die als Unterstützer des Regimes bekannt waren, wurden von den Nazis verhaftet und in den Gasthof Stadler gebracht. Kurz nach dem Überfall auf den Gendarmerieposten versuchten Heimwehrmänner (Schutzkorps) dem Posten zu Hilfe zu kommen, sie wurden beschossen und zum Teil schwer verletzt. Drei Hilfsgendarmen, die anrückten, um aufgrund der unterbrochenen Telefonleitung Nachschau zu halten, wurden ebenfalls beschossen und verletzt, einer davon schwer. Ein Bus aus Salzburg mit 25 Heimwehrmännern wurde vom Gasthof Stadler aus beschossen und dabei der Busfahrer und sieben Insassen verletzt, worauf sich diese zurückzogen.


In der Nacht zum 28. Juli rückte das Bundesheer aus der Lehener Kaserne mit 116 Mann und schwerer Bewaffung an, dazu ein Trupp von 40 Heimwehrmännern. Es entstand im und vor dem Gasthaus ein heftiger Kampf. Vier Nazis wurden während der Kämpfe getötet, zwei weitere starben danach. Auf austrofaschistischer Seite starben zwei Bundesheersoldaten. Um 9 Uhr meldete das Militär nach Salzburg, dass Lamprechtshausen wieder in Besitz genommen worden ist. Vormittags wurde der Ort nochmals durchsucht, wobei mehrere Nazis aufgegriffen und zum Teil auch angeschossen wurden. Um 15 Uhr rückte das Bundesheer mit etwa 30 Gefangenen nach Salzburg ab. Von der austrofaschistischen Justiz wurden gegen 28 Nazi-Putschisten Haftstrafen zwischen fünf und 18 Jahren verhängt, aber bei der Juliamnestie von 1936 wurden alle wieder freigelassen als sich das austrofaschistische Regime mit Hitler gutstellen wollte und lieber sozialistische und demokratische Regimegegnerinnen und -gegner verfolgte. Nach der Nazi-Machtübernahme 1938 wurden die an der Niederschlagung des Lamprechtshausener Putsches beteiligten Bundesheer- und Gendarmerieoffiziere alle in diversen KZs ermordet. Ein Gedenkstein wurde 1984 an einer Gartenmauer gegenüber dem Gasthaus Stadler aufgestellt. Der geteilte Marmorstein mit der Inschrift „1934 – 1984“ auf der Rückseite und wurde vom Lamprechtshausener Architekten Erwin Schleindl geschaffen. Straßenseitig sind sechs „Einschusslöcher“ in den Block gemeißelt, die nach allgemeiner Auffassung an die getöteten Nazis erinnern. Die getöteten Bundesheersoldaten kommen in diesem Gedenken nicht vor.


Die Pfarrkirche wurde 1905 anstelle der alten Kirche aus dem 16.Jh. neu errichtet.


Waggons der sogenannten Bockerlbahn schmücken einen Kreisverkehr. Mit ihnen wurde Torf aus dem Weidmoos abtransportiert. Das Weidmoss war bis ins 18.Jh. ein großes, fast unzugängliches Moorgebiet. Mit der beginnenden Industrialisierung erwachte allgemein das Interesse am brennbaren Rohstoff Torf. Im Moor begann Torfabbau für die gerade entstehende Glasindustrie in Bürmoos. Das Moor wurde zu einer Industrielandschaft. Nach dem Zusammenbruch der Glasindustrie wurde 1930 der Torfabbau eingestellt, aber 1947 für die Linzer Stickstoffwerke wiederaufgenommen. Ab Mitte der 1950er Jahre wurde der Torf nur noch zur Herstellung von Blumenerde (Gartentorf) gewonnen und der Abbau im Jahr 2000, als die Torfvorräte zur Neige gingen, schließlich eingestellt.

Seit 1896 fährt die Eisenbahn von der Stadt Salzburg hierher. Der heutige Bahnhof der Salzburger Lokalbahn wurde 2012 neueröffnet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen