Donnerstag, 25. Dezember 2014

Lyon

22.12.2014

Im südostfranzösischen Lyon wurden ein Fußballstadion besichtigt. Rund eine halbe Million Menschen lebt in der drittgrößten Stadt Frankreichs.

Der große Platz Place Bellecour. Während der Französischen Revolution war Lyon das Hauptwiderstandszentrum gegen den Nationalkonvent im südlichen Frankreich. Am 9. Oktober 1793 wurde Lyon nach 66 Tagen Belagerung von den Truppen des Nationalkonvents erobert. In den folgenden sechs Monaten wurden im Terror der siegreichen Revolution 1.962 Stadtbewohnerinnen und Bewohner umgebracht. Schließlich ordnete der Nationalkonvent an, die Häuser aller „Gegner der Revolution“ abzureißen. Lyon sollte zu einer „Ville sans Nom“ („Stadt ohne Namen“) werden. Betroffen waren von dieser Maßnahme vor allem die Gebäude an der Place Bellecour.


Blick auf den Hügel Fourvière, auf die 1872 bis 1896 als sichtbares Symbol der Religiosität hoch über der Stadt errichtete Basilika Notre-Dame de Fourvière und den 1892 bis 1894 als antiklerikales Gegenstück der Moderne dazu errichteten Tour métallique.


Blick vom Ufer der Saône-Ufer auf die Kathedrale mit der Basilika Notre-Dame und dem Turm im Hintergrund


Straßenszene


Die Kathedrale (Cathédrale Saint-Jean-Baptiste) steht an einer Stelle, an der bereits im 2.Jh. ein Kirchenbau zur Zeit der ersten Bischöfe von Lyon gestanden haben soll. Die ältesten erhaltenen Gebäudereste stammen aus dem 6.Jh., der heutige Bau aus romanischen und gotischen Elementen wurde zwischen 1165 und 1481 errichtet. 1245 und 1274 fanden hier wichtige Konzile statt, 1316 gab es hier zur Zeit der Päpste in Avignon eine Papstwahl. Seit dem 11.Jh. ist der Erzbischof von Lyon Primas der katholischen Kirche in Frankreich.


Die am Hügel Fourvière von der ganzen Stadt aus gut zu sehende Basilika Notre-Dame de Fourvière wurde ab 1872 neben der alten Marienkirche errichtet und 1896 geweiht. Zur Zeit ihrer Entstehung war sie, wie Sacré-Cœur in Paris, ein Monument des Renouveau catholique, der katholisch-konservativen Gegenbewegung gegen den säkularen republikanischen Staat und als symbolische Unterstellung der Stadt unter die Gottesmutter gedacht.


Fourvière, vom Lateinischen forum vetus, „altes Forum“, war das Zentrum der antiken römischen Stadt. Im 11.Jh. begann die Stadt nach jahrhundertelangem Bedeutungsverlust wieder zu wachsen, das neue Zentrum entstand jedoch am Fuß des Fourvière-Hügels nahe dem Saône-Ufer. Auf den Ruinen des alten Forums wurde 1168 die erste Marienkapelle errichtet.


Der Tour métallique ist ein dem Pariser Eiffelturm nachempfundener Stahlfachwerkturm mit einer Höhe von 85,9 Metern, der zwischen 1892 und 1894 nach Plänen von Gustave Eiffel gebaut wurde. Bis 1953 diente er als Aussichtsturm, heute ist er ein nicht zugänglicher Sendeturm. Der Turm wurde von privater Seite, einem Gastronomen namens Gay, aus Anlass der großen Lyoner Ausstellung von 1894 errichtet, galt und gilt aber als bewusste Zeichensetzung der republikanischen, laizistischen Fraktion des Lyoner Bürgertums gegen die Herausforderung der katholisch-konservativen Kreise, die die benachbarte Marienbasilika errichtet hatten. Kulturkampf am Hügel über der Stadt.


Ausblicke vom Hügel Fourvière auf die Stadt Lyon


Im Zuge der römischen Eroberung Galliens wurde die Stadt Lyon im Jahr 43 v.u.Z. anstelle einer vorigen keltischen Siedlung unter dem keltischen Namen Lugdunum (Festung des Lug) als römisches Verwaltungszentrum gegründet. Das große römische Theater am Fourvière-Hügel aus dem 2.Jh. bot einst ca. 10.000 Menschen Platz bei Aufführungen.


Daneben befindet sich das Odeon, ebenfalls aus dem 2.Jh. In diesem kleineren Theater fanden in der römischen Antike 3.000 Menschen Platz.


Neben den kulturellen Höhepunkten der Theater umfaßte die römische Stadt Lugdunum auch ein Amphitheater. Das den Gottheiten der Drei Gallier geweihte Amphitheater (Amphithéâtre des Trois Gaules) ist nur teilweise erhalten, läßt seine Ausmaße aber erkennen. Hier wurden Menschen dazu gezwungen, sich zum Gaudium des Publikums möglichst blutig und schmerzhaft gegenseitig abzuschlachten.


Die Oper (Opéra national de Lyon) wurde 1829 anstelle eines früheren Theaters erbaut. In den 1990ern wurde sie komplett renoviert, in einer Kombination von Tradition (Außenmauern und Salon) und Moderne (Innenraum, Dachaufbau) nach Plänen des Architekten Jean Nouvel.


Die Frontansicht des noch einen Hof umschließenden Rathauses (Hôtel de Ville) am Place des Terreaux. Rathaus und Platz wurden gemeinsam zwischen 1645 und 1651 erbaut. Die platzseitige Fassade stammt aus dem Jahr 1674. Seit der Renaissance war die Wirtschaft der Stadt stark mit dem Seidenhandel und dann mit den Seidenwebern (Canuts) verbunden. Lyon hatte um 1830 etwa 165.000 Einwohnerinnen und Einwohner, davon waren geschätzte 30.000 mit Seidenweberei beschäftigt, hauptsächlich in kleinen Werkstätten mit wenigen Webstühlen. Die Arbeit war hart und die Lebensbedingungen elendig. Als 1831 ein Mindestlohn abgelehnt wurde, entwickelte sich ein Streik zu einem Aufstand, der ersten große Sozialrevolte zu Beginn des Industriezeitalters in Frankreich. Der Aufstand wurde von 20.000 Soldaten niedergeschlagen, es gab 1.200 Tote und etwa 10.000 Menschen wurden aus der Stadt vertrieben. 1834 und im Zuge der Revolution von 1848 gab es erneut Aufstände, die wiederum mit hunderten Toten vom Militär äußerst blutig beendet wurden. Im April 1835 fand in Paris ein großes Gerichtsverfahren über 10.000 Gefangene des Lyoner Aufstands von 1834 statt, sie wurden zu schweren Kerkerstrafen oder Verbannung in die Kolonien verurteilt.


Das Lyoner Denkmal zum Völkermord an den Armenierinnen und Armeniern (Memorial Lyonnais du genocide des Armeniens) wurde 2006 im Gedenken an die Opfer des Völkermords von 1915 im Osmanischen Reich errichtet. Es war Gegenstand politischer Auseinandersetzungen, 3.000 Leute demonstrierten vor seiner Einweihung dagegen, 4.000 nahmen an der Eröffnung teil.

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