Samstag, 7. April 2012

Šamorín/Somorja

6.4.2012

An einem regnerischen Freitagnachmittag ging es südöstlich von Bratislava nach Šamorín (slowakisch) bzw. Somorja, wie die Stadt auf ungarisch heißt, zum Fußball. Der deutsche Name der Stadt lautet Sommerein. Alle Schilder sind hier zweisprachig angeschrieben, auf der Großen Schüttinsel lebt die ungarische Minderheit der Slowakei. Diese Stadt ist zu zwei Drittel ethnisch ungarisch und zu einem Drittel ethnisch slowakisch. 13.000 Menschen leben hier.

Das Rathaus am Hauptplatz der Stadt. Der ursprüngliche Renaissancebau wurde mehrmals umgebaut, zuletzt wurden 1863 die Dachkonstruktion und der vormalige Turm durch einen Brand zerstört und 1928/29 der zweite Stock aufgesetzt.


Die 1722 bis 1778 im Barock errichtete katholische Kirche strahlt renoviert, während am 1786 unter Kaiser Joseph II. (als ungarischer König II. József) aufgehobene Kloster das Schönbrunnergelb nur mehr rudimentär sichtbar ist und auch der innere Zustand sanierungsbedürftig scheint.


Die 1784 fertiggestellte evangelische Kirche ist weniger wegen ihres klassizistischen Baus interessant, sondern durch den Umstand, daß sie ein schönes Beispiel für die josephinische Religionspolitik ist: Die Evangelischen durften nach dem Toleranzpatent 1781 ihre Religion ausüben und Kirchen bauen, diese mußten sich aber − wie hier schön zu sehen − noch optisch von den Katholischen unterscheiden und durften als markantestes Zeichen keinen Turm haben.
Es gibt ein paar Schritte weiter auch noch eine reformierte (calvinistische) Kirche, die aber kein Neubau jener Zeit ist, sondern eine ehemalige katholische Kirche.


Die 1912 erbaute ehemalige Synagoge. 1930 lebten 318 Jüdinnen und Juden in der Stadt, 1944 wurden die Verbliebenen deportiert und ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand das Gebäude jahrzehntelang leer bzw. wurde als Lager benutzt. 1996 wurde es renoviert und dient seither als Ausstellungsraum und Konzertsaal.


Leider war verschlossen und niemand da, den ich fragen konnte, was es mit dem Grabstein des Arzt und Menschenfreund Jakob Pollach und dem Sowjetstern auf sich hat, die vor der ehemaligen Synagoge lagen.

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