Freitag, 28. Oktober 2016

Purkersdorf

28.10.2016

In der Wienerwaldgemeinde Purkersdorf wurde ein Fußballspiel besucht. 9.500 Menschen leben hier.

Straßenszenen


Durch die Lage an der westlichen Stadteinfahrt Wiens wurde Purkersdorf über die Jahrhunderte immer wieder in vielen Kriegen von Soldaten verheert. Im napoleonischen Krieg von 1805 wurden von der französischen Armee Kriegsgefangene in der Kirche eingesperrt, die frierend vor Kälte die Kircheneinrichtung verheizten.


Purkersdorf war jahrhundertelang die erste Poststation auf dem Straßenweg von Wien nach Westen. Sie wurde 1558 erstmals schriftlich erwähnt, ist aber mit Sicherheit viel älter. Die Raststation war ein sehr einträgliches Geschäft, was auch das 1796/97 in prunkvollem frühklassizistischen Stil errichtete Postgebäude (Alte Post) zeigt.


Eine Postkutsche (Postomnibus) aus dem Jahr 1848 mit insgesamt 14 Sitzplätzen in drei Preisklassen ist zwischen Alter Post und Kirche ausgestellt. Sie wurde 2009 hergerichtet.


Eine Kirche gibt es hier spätestens seit dem 14.Jh., sie wurde aber 1529 im Zuge der militärischen Zerstörung des Hinterlands der Belagerungstruppen in der türkischen Belagerung Wiens mitsamt der Ortschaft zerstört. Vier Jahrzehnte war Purkersdorf samt Kirche eine unbelebte Ruinenlandschaft, bis sie ab 1570 im Zuge der Ansiedlung von aus Schwaben kommender neuer Bevölkerung wiederaufgebaut wurde. 1683 wurde die Kirche im Rahmen der erneuten Belagerung Wiens wieder zerstört und 1684 in der heutigen Form im Barockstil wiederhergestellt.


Das Purkersdorfer Schloss wurde 1255 als Burganlage castrum Purchartsdorf erstmals schriftlich erwähnt. In der Wasserburg hatte von 1500 bis 1788 das Kayserliche Waldambt seinen Sitz, das den landesfürstlichen Wienerwald verwaltete und die Herrschaft über die hier lebenden Menschen ausübte. Daraus wurde dann bis 1830 das Oberforstamt Purkersdorf, ab 1830 ein einfaches Forstamt, die spätere Forstverwaltung der Österreichischen Bundesforste. In diversen Kriegen wurde die militärische Ablage beschädigt und wiederaufgebaut. 1684 bis 1688 wurde sie ohne Wassergraben und Wiederaufbau der Türme wiederhergestellt. Nach einem Großbrand im Jahr 1842, bei dem halb Purkersdorf niederbrannte, wollte man das Schloss abtragen. Man scheiterte allerdings mit Sprengversuchen, sodass man sozusagen zu Plan B griff und das Gebäude in einfachem Stil renovierte.


Meilenstein der alten Reichsstraße von Wien nach Westen, die dem historischen Weg aus römischer Zeit über den Riederberg folgte. Die Beschriftung des Meilensteins ist sich nicht ganz einig, ob es nun 5 oder 6 Meilen nach St. Pölten wären.


Denkmal für Josef Schöffel, der 1870 bis 1872 durch eine journalistische Kampagne verhinderte, dass ein Viertel der Waldfläche des Wienerwalds vom Staat zur Schlägerung verkauft wurde. Der staatliche Besitz im Wienerwald war ab 1862 der Finanzlandesdirektion zugeordnet, die nach Vorgaben des Finanzministeriums durch Privatisierungen die wegen der Kriege von 1859, 1864 und 1866 katastrophale Budgetsituation verbessern wollte. 1872 wurde Schöffel im gegen ihn angestrengten Gerichtsprozess von der Anklage wegen „Herabwürdigung von Verfügungen der Behörden“ freigesprochen. Mit dem Börsenkrach von 1873 endete die fieberhafte Baukonjunktur und damit Nachfrage nach Bauholz in Wien, womit seine Kampagne schließlich erfolgreich blieb.


1713 kamen in der Pestepidemie fast die Hälfte der 250 Einwohnerinnen und Einwohner Purkersdorf ums Leben. Die Toten wurden außerhalb des Ortes begraben. Nachdem eine kleine barocke Pestsäule an der Stelle des Massengrabs für die Errichtung einer Straße darüber abgerissen worden war, wurde 1965 ein künstlerisches Pestkreuz am Straßenrand errichtet.

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