8.10.2016
Im südböhmischen Český Krumlov, deutsch Krumau oder auch Böhmisch Krumau, wurde ein Fußballspiel besucht. 13.000 Menschen leben hier.
Um 1240 wurde über einer Furt am Fluss Moldau eine Burg errichtet. Am linken und am rechten Moldauufer entstanden Siedlungen von aus Bayern und Österreich Zugewanderten, die 1374 durch eine Brücke verbunden und zu einer Stadt vereint wurden. Als Handelsstützpunkt und durch Silberbergbau erlebte die Stadt im 14. und 15.Jh. einen Wirtschaftsaufschwung.
Der Ausblick von der Burg über die Stadt ist recht schön. Der Name Krumau oder Krumlov stammt aus dem lateinischen castrum Crumnau oder aus dem mittelhochdeutschen Crumbenouwe. Der tschechische Name Crumlov wurde 1259 erstmals schriftlich erwähnt. Der Zusatz „Böhmisch“ oder „Český“ wird seit dem 15.Jh. verwendet.
Die Obere Burg wurde im 16.Jh. zu einem Renaissanceschloss umgebaut. Die Anlage ist nach der Prager Burg der zweitgrößte historische Bau in Tschechien. Auf dem sieben Hektar großen Schlossareal befinden sich vierzig Gebäude und Paläste, sowie fünf Schlosshöfe und ein Schlosspark. Durch den Umzug der Fürstenfamilie Schwarzenberg nach Frauenberg 1871 verlor das Schloss seine Funktion als Residenz, blieb jedoch herrschaftliches Verwaltungszentrum. 1948 wurde das Schloss verstaatlicht.
Die prunkvolle Innenausstattung spiegelt den Reichtum wieder, welche die Bevölkerung in Jahrhunderten für die Schlossherren erwirtschaftete. Sie wird bei einem eventuellen späteren Besuch einmal besichtigt werden. Der letzte Schlossherr Fürst Adolf Schwarzenberg war ein engagierter Nazigegner gewesen, der die 1938 sinnlos gewordene militärische Befestigung der Tschechoslowakei gegen Deutschland aus seinem Vermögen mitfinanziert hatte. 1938 war Hitler bei seinem Triumphzug durch Deutschböhmen nur kurz in Krumau, weil Schwarzenberg dem Drängen der Nazis nicht nachgegeben hatte und ihn nicht auf die Burg ließ. Da er sich weigerte, tschechische Angestellte zu entlassen, war er in seinem Leben bedroht und musste 1940 in die USA flüchten. Nach 1945 wurde den Schwarzenbergs als politisch und wirtschaftlich mächtiger Adelsfamilie unter kommunistischem Einfluss die Rückkehr verboten und der Besitz enteignet.
Die Mantelbrücke überspannt den Burggraben überspannt und verbindet zwei Höfe des Schlosses miteinander. Erstmals erwähnt wurde die Brücke im 15.Jh. Das heutige Aussehen der Brücke stammt aus dem Jahr 1777.
Der barocke Schlossgarten
Blicke auf das Schloss vom Flussufer
Straßenszene
Der Marktplatz (Náměstí Svornosti). 1917 gab es hier drei gemeinsame Demonstrationen gegen den Krieg und die von Hunger und Unterversorgung geprägten Lebensbedingungen von deutschen und tschechischen Arbeiterinnen und Arbeitern mit dem Höhepunkt am 17. Juli. In der Zeit des Nationalhasses war das bemerkenswert. In den letzten Jahrzehnten des 19.Jh. und ersten Jahrzehnten des 20.Jh. war auch Krumau vom nationalen Konflikt zwischen tschechischer und deutscher Bevölkerung geprägt. 1910 lebten hier 8.662 Einwohnerinnen und Einwohner, davon waren 7.367 deutschsprachig und 1.295 tschechisch. 200 Krumauer kämpften im Ersten Weltkrieg auf Seiten der Entente gegen das Habsburgerreich. 1918 wurde Deutschböhmen Teil der Tschechoslowakei. Nach Ende der Naziherrschaft wurde die deutschböhmische Bevölkerung vertrieben.
Das Rathaus am Marktplatz wurde 1580 durch Zusammenführung von zwei Häusern errichtet
Straßenszene
Das Egon Schiele Art Centrum beschäftigt sich mit dem Maler Egon Schiele (1890–1918). 1911 zog Egon Schiele nach Krumau, dem Geburtsort seiner Mutter, und richtete sich hier ein Atelier ein. Mit seiner Lebensgemeinschaft ohne Heirat und den Aktdarstellungen junger Frauen stieß er auf Ablehnung und musste noch im selben Jahr wieder wegziehen. Aufgrund der Beschuldigungen aus Krumau wurde Schiele im April 1912 in Neulengbach wegen des Verdachts auf Verführung einer Minderjährigen verhaftet. Trotz nicht bewiesener Schuld blieb er drei Tage in Arrest und zuvor 14 Tage in Untersuchungshaft. Aus Schieles Krumauer Zeit stammen einige seiner Stadtansichten.
Straßenszene
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