Montag, 8. Juli 2013

Schachendorf

7.7.2013

Im südburgenländischen Dorf Schachendorf (kroatisch Čajta, ungarisch Csajta) wurde ein Fußballspiel besucht. Weniger als 800 Menschen leben hier heute, vor hundert Jahren waren es noch mehr als doppelt so viele. 73 Prozent der Bevölkerung sind burgenlandkroatisch (Čajta ist also der ortsübliche Dorfnahme), 20 Prozent deutschsprachig und 5 Prozent gehören auch noch zur ungarischen Minderheit.


ein altes pannonisches Bauernhaus


Im 17.Jh. war das Dorf lange kalvinistisch-protestantisch geprägt. Die katholische Pfarrkirche wurde 1697 erstmals erwähnt, das heutige Kirchengebäude wurde zwischen 1818 und 1834 errichtet.


Der Kindergarten (zweisprachig auch kroatisch als Čuvarnica beschriftet). Genau haben ich es nicht eruiert, aber ich nehme an, daß es dieses Gebäude ist, das 1852 als Schulgebäude errichtet wurde und in dem bis 1973 die Volksschule untergebracht war.


Der ehemalige Bahnhof der Pinkatalbahn, an diesem Streckenabschnitt bereits 1982 eingestellt. Bis 1921 war die Pinkatalbahn eine ungarische Strecke und der Verkehr war auf die nahe Stadt Szombathely ausgerichtet. 2011 wurde der Personenverkehr auch am letzten Streckenabschnitt nach Oberwart eingestellt und das Südburgenland vom Eisenbahnverkehr endgültig abgekoppelt.



Alle öffentlichen Gebäude sind hier zweisprachig beschriftet. Das Feuerwehrhaus heißt auch Ognjobranski stan, das Gemeindehaus Općinski stan und das Kulturhaus Kulturni stan.


Im Batthyány'schen Meierhof südlich von Schachendorf, aber auch in Kellern und Unterkünften mitten im Ort war 1944/45 ein Lager für ungarische jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingerichtet, die hierher zum Bau des schließlich militärisch nutzlosen Südostwalls gegen die herannahende sowjetische Armee verschleppt worden waren.
Im Jänner 1945 gab es im Schachendorfer Lager 3.000 Insassen, Mitte März waren es bereits 4.000 bis 5.000 Deportierte. Die Frauen gruben Laufgräben aus bzw. hielten diese instand, die Männer bauten Straßensperren und Bunker. Sie standen in der rassistischen Hierarchie der Nazis an letzter Stelle nach einheimischen Arbeitenden und Kriegsgefangenen und bekamen trotz harten Arbeit kaum zu essen, hatten unter unwürdigen Bedingungen zu hausen, Krankheiten grassierten. Zwanzig Menschen starben in der als „Krankenstation“ dienenden Volksschule und wurden im späteren Niemandsland des Eisernen Vorhangs auf ungarischem Gebiet begraben.
Trotz strengen Verbots erhielten die Geschundenen von der Dorfbevölkerung gelegentlich Lebensmittel, was überlebenswichtig war. Teilweise wurden die verschleppten Menschen kurz vor dem Eintreffen der Roten Armee in der Umgebung in Massenerschießungen umgebracht wie bei Massakern in Rechnitz oder an der Kirche in Deutsch-Schützen. Der Großteil wurde auf Todesmärschen quer durch die Steiermark zu den KZ Mauthausen und Gunskirchen in Oberösterreich getrieben und die Schwachen dabei jeweils am Wegesrand erschossen. Nach Räumung des Lagers in Schachendorf wurden rund 400 nichtmarschfähige Kranke zurückgelassen, wobei viele davon starben. Manche versteckten sich beim Abmarsch und warteten teils unter Mithilfe der Bevölkerung die Befreiung ab. Einige konnten aber aus ihren Verstecken nicht mehr heraus, ihre Leichen wurden später bei den Räumungsarbeiten nach Kriegsende teilweise in mumifiziertem Zustand geborgen.

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