Sonntag, 14. Juli 2013

Retz

13.7.2013

Im Norden des niederösterreichischen Weinviertels, nur wenige Kilometer vor Znaim liegt die Stadt Retz. Rund 4.200 Menschen leben hier. Ein Fußballspiel wurde anschließend an die Stadtbesichtigung besucht.

Der große Hauptplatz im Zentrum. Die Stadt Retz wurde 1279 an der Kreuzung zweier mittelalterlicher Handelswege gegründet und planmäßig errichtet.


Blickfang am Hauptplatz ist das ungewöhnliche Rathaus. Die einstige gotische Marienkapelle wurde 1425 bei der Eroberung und Brandschatzung der Stadt durch die gegen die katholische Herrschaft kämpfenden böhmischen Hussiten schwer beschädigt. Zunächst wurde mit einer Wiederherstellung begonnenen, als die Kirche aber um 1560 immer noch nicht fertiggstellt war und die Bausubstanz bereits zu verfallen begann, wurde der Kirchenbau zwischen 1568 und 1569 durch Einziehen einer Zwischendecke zum Rathaus umgebaut. Der Turm wurde 1572 und 1615 erhöht und zum Rathausturm gemacht. Ihr heutiges Aussehen erhielten Rathaus und Turm im 18.Jh.


Auffällig ist am Hauptplatz auch das in venezianischem Stil 1583 errichtete Bürgerhaus, das nach der Familie Verderber, die es 1848 erwarb, Verderberhaus heißt.


Gegenüber steht ein 1576 errichtetes Sgraffitohaus, dessen Bildgeschichten auf der Fassade in späteren Jahrhunderten übermalt und erst 1928 wiederentdeckt und freigelegt wurden.


Das um 1300 im Zuge der Stadtbefestigung errichtete Znaimertor, dessen Torturm erhalten ist.


Das Mautfenster im Znaimertor, durch das über Jahrhunderte bis 1870 die Maut für die Einfahrt in die Stadt kassiert wurde. Eine wesentliche Einnahmequelle der durch den Weinhandel reichen Stadt.


In direkter Linie gegenüber dem Znaimertor, auf der anderen Seite des Hauptplatzes, liegt das Nalbertor oder Kremser Tor, das ebenfalls um 1300 im Zuge der Befestigung der neugegründeten Stadt erbaut wurde. Der Torturm ist nur mehr im unteren Teil erhalten.


Der Rathausturm kann bestiegen werden. Es bietet sich von oben eine herrliche Aussicht über die Stadt, hier auf das Znaimertor links und Volksschule und Pfarrkirche rechts. Im Hintergrund liegt Mähren.


Blick auf den Hauptplatz vom Rathausturm aus.


Blick auf die Windmühle, die 1853 anstelle einer hölzernen Vorgängermühle aus dem Jahr 1772 errichtet wurde, die heute ein Wohnhaus ist. (Ergänzung nach Kommentar)


Blick auf die gotische Dominikanerkirche und das Dominikanerkloster


Gotische Figur vor der Dominikanerkirche


Der im Zuge des Neubaus der Stadtmauern nach der hussitischen Eroberung 1425 errichtete Haberfelderturm, der größte der Rundtürme der damaligen Befestigung.


Blick über den Stadtgraben auf die einst zehn Meter hohe alte Stadtmauer der Grenzstadt.


Das zwischen 1660 und 1670 errichtete Schloß Gatterburg (nicht: Suttner-Gatterburg, siehe Kommentare)


1809 zog sich die österreichische Armee nach der Niederlage gegen die französischen Truppen in der Schlacht von Wagram nach Norden zurück und errichtete in Retz ein Feldspital, mehrere Gebäude wurden zu Notspitälern umfunktioniert. Hier starben 1.736 österreichische Soldaten und eine unbekannte Anzahl an Franzosen. In einem heutigen Parkgelände vor dem Schloß liegen 2.300 Tote in einem Massengrab.


ein Industriegebäude des 19.Jh. neben dem Bahnhof, das noch bis vor ca. einem Jahrzehnt einen Weingroßhandel beherbergte (Ergänzung nach Kommentar)

2 Kommentare:

  1. eine kleine korrektur und zwei ergänzungen. das schloss heißt nur schloss gatterburg, die bewohnende familie heißt suttner-gatterburg ;)

    ergänzung eins: im industriegebäude war bis vor circa zehn jahren noch ein weingroßhandel, dessen gebäude sich über das gelände erstreckt hat, wo heute jetzt hofer, obi und billa sind.
    ergänzung zwei: die hölzerne vorgängermühle steht direkt daneben und ist mittlerweile ein privathaus.

    retz - immer einen besuch wert! [/werbung]

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  2. Vielen Dank für die Korrektur, die Erklärung und die Ergänzung! Dies ist sehr willkommen.

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