Sonntag, 21. Juni 2015

Fürstenfeld

20.6.2015

Im südoststeirischen Fürstenfeld wurde ein Fußballspiel besucht. 8.400 Menschen leben hier.

Ein 2007 aufgestelltes Denkmal erinnert an den Todesmarsch ungarischer Jüdinnen und Juden 1945. Ab Herbst 1944 verschleppten die Nazis zehntausende von ihnen in den burgenländisch-südsteirischen Raum, um Panzergräben auszuheben, die das Vorrücken der sowjetischen Armee aufhalten sollten. Das Unterfangen zeigte keine militärischen Nutzen, kostete aber tausenden Menschen das Leben. Sie waren in menschenunwürdigen Unterkünften untergebracht, froren und hungerten und wer aufgrund Erschöpfung und Krankheit nicht mehr arbeiten konnte, bekam seine Essensration noch einmal gekürzt oder wurde gleich umgebracht: Als im Abschnitt Feldbach im Februar 1945 Flecktyphus ausbrach, befahl die steirische Gauleitung in einigen Lagern die Erschießung von Kranken. Die Menschen wurden großteils von kroatischer Waffen-SS erschossen, in Klöch ermordeten Angehörige des Volkssturms (lokale alte Männer und Jugendliche) die Kranken selbst. Ab März 1945 wurden die jüdischen Zwangsarbeiter angesichts der herannahenden Front in Todesmärschen zu Fuß quer durch die Steiermark und Oberösterreich zum KZ Mauthausen getrieben. Den hauptsächlich aus Männern und Jugendlichen aus der jeweiligen Gegend unter SS-Begleitung bestehenden Wachmannschaften wurde befohlen, Nachzügler und Flüchtlinge zu erschießen. Manche brachten Menschen um, die ihre Notdurft verrichten oder Wasser trinken wollten und deshalb aus der Kolonne ausscherten. Andere brachten die ausgemergelten und ausgebeuteten Menschen möglichst schnell und unversehrt durch ihr Rayon. Ungefähr 23.000 Menschen starben auf diesen Todesmärschen.


Als Grenzstadt war Fürstenfeld jahrhundertelang immer wieder in Kriege verwickelt, wurde belagert, erobert, zerstört und wiederaufgebaut. Teile der Befestigungsanlagen aus dem 16.Jh. wie hier die Ungarbastei sind heute noch erhalten. Die Befestigung wurde 1775 aufgelassen und ab 1990 renoviert.


Gedenktafel für den 1931 verstorbenen Sozialdemokraten Anton Weixelberger, Begründer der sozialdemokratischen Partei in der Oststeiermark und der Konsumgenossenschaften in diesem Gebiet.


Die Pfeilburg stammt im Kern aus dem 13.Jh. Die heutige Ansicht stammt im wesentlichen aus dem 16.Jh. 1691 wurde in dem Gebäudekomplex die erste Tabakfabrik Österreichs errichtet. Die Tabakproduktion prägte die Stadt Fürstenfeld bis zu ihrem Ende 2004 über hunderte Jahre. In der Pfeilburg selbst war ab 1725 eine Schule, eine Kaserne, ein Militärspital und zuletzt ein Armenhaus und ein Kriegsgefangenenlager untergebracht. 1975 rettete ein Museumsverein die Anlage vor dem Abriss. Heute ist hier ein Stadt- und Tabakmuseum.


Das 1565 errichtete Grazer Tor war als Stadttor Teil der Stadtbefestigung. Der Torbau wurde durch mehrere Umbauten, auch infolge von Kriegsschäden 1945, verändert und dient heute als Rathaus.


Vor dem Eingang des Rathauses steht eine Skulptur, die an eine Geschichte aus dem Jahr 1480 erinnert. Als damals eine ungarische Armee des Königs Matthias Corvinus gegen Fürstenfeld anrückte, ließ der Kaiser Friedrich III. kroatische Truppen gegen sie anmarschieren. Auf dem Weg von Graz nach Fürstenfeld betranken sich diese jedoch in den Weinkellern, woraufhin der größte Teil von ihnen von den ungarischen Soldaten getötet wurde. Die Skulptur trägt den Titel b`soffener Türk, müsste also aber eigentlich b`soffener Kroate heißen.


Das Alte Rathaus. Das Gebäude aus dem 16.Jh. diente von 1651 bis 1848 als Rathaus, danach war es Bezirksgericht und ist seit 1973 Musikschule. Das Gebäude zierten an den Ecken einst zwei Fassadentürme. Wegen Baufälligkeit wurden diese aber 1756 und 1774 auf die heutige Höhe abgetragen.


Straßenszenen


Die seit dem 12.Jh. bestehende katholische Pfarrkirche erhielt ihr heutiges Aussehen im Rokokostil im Umbau der Jahre 1773 bis 1779. Mitte April 1945 wurde um Fürstenfeld zwischen deutschen und sowjetischen Truppen gekämpft. In den Kampf schickten die Deutschen dabei teilweise 14- und 15-Jährige. Der Zwiebelturm der Pfarrkirche wurde von der deutschen Wehrmacht zerschossen, um einen strategischen Vorteil zu erreichen. Die Kirche wurde 1948 wiederhergestellt. Das Zwiebeldach wurde erst 1988 neu errichtet.

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