Samstag, 11. Juni 2022

Rust

10.6.2022

Im burgenländischen Rust wurde ein Fußballspiel besucht. 2.000 Menschen leben hier.

Lange bevor Rust mit dem Burgenland 1921 an Österreich angegliedert wurde, wurde die ungarisch Ruszt geschriebene Stadt 1681 zur Königlich ungarischen Freistadt (in der damaligen Amtssprache in Ungarn Latein libera regia civitas, ungarisch szabad királyi vár) ernannt, was im österreichischen Recht in den anderen Bundesländern einer Statutarstadt vergleichbar ist. Für den Titel bezahlte die Bevölkerung Rusts sehr viel Geld. Sie war hauptsächlich evangelisch, durfte das aber unter der katholischen Gegenreformation des Habsburgerkaisers Leopold I. im 17.Jh. nicht mehr sein. Auch der Freistadt-Titel brachte ihnen aber den der katholische Kirche übergebenen evangelischen Kirchenbau und die Religionsfreiheit nicht zurück.


Große Teile der zur Verteidigung gegen militärische Angriffe und Überfälle errichteten Ringmauer aus dem von vielen Kriegen geprägten 16.Jh. sind noch zu sehen.


Die Fischerkirche (den Namen gibt es aufgrund einer Sage erst seit der Mitte des 20.Jh.) wurde im 12.Jh. auf den Mauern eines antiken römischen Wachturms als romanische Kirche gebaut und im 15. und 16.Jh. erweitert. Der gotische Kirchturm wurde im Zuge des Kriegs zwischen dem Osmanischen Reich und dem Habsburgerreich mit der Belagerung Wiens 1529 von osmanischen Soldaten zerstört, 1575 wieder aufgebaut und 1719 umgebaut, stürzte aber 1879 ein und wurde nicht wieder aufgebaut. Im Innenraum wurden im 19.Jh gotische Fresken entdeckt, die in den 1950er Jahren freigelegt wurden.


Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche Rust wurde 1784/85 nach damaligen Bestimmungen noch ohne Kirchturm (solche waren von den Habsburgern seinerzeitn nur katholischen Kirchen erlaubt) erbaut. Ab den 1520er Jahren hatte sich der evangelische Glaube verbreitet und gegen Ende des 16.Jh. war Rust eine fast ausschließlich evangelische Stadt. Während die katholische Kirche eine der wichtigsten Stützen der in Ungarn weithin ungeliebten Habsburgerherrschaft war, bot der Protestantismus Freiräume und verbreitete sich daher im Land und eben auch hier im damals westungarischen Landstrich. Mit umfangreichen staatlichen Gewaltmaßnahmen presste der Habsburgerstaat im Zuge der Gegenreformation im 17.Jh. seine Untertanen wieder in den katholischen Glauben. Im Hintergrund blieb auch in einem Jahrhundert ohne evangelische Kirche der Glaube aber erhalten bis durch die Toleranz in den 1780er Jahren wieder ein öffentliches Auftreten erlaubt war.


Die barocke römisch-katholische Pfarrkirche aus dem 17.Jh. wurde als evangelische Kirche gebaut, da Rust zu jener zu evangelisch war. Unter der mit staatlicher Gewalt durchgesetzten katholischen Gegenreformation im Habsburgerreich wurde die Kirche katholisch umgewidmet.


Straßenszenen


Rust liegt am Westufer des Neusiedler Sees.


Störche lassen sich in Rust seit circa 1910 als Zwischenstation auf ihren mehrmonatigen Weg zwischen Afrika und Europa nieder. Anfang 1960 brüteten in Rust noch bis zu 40 Storchenpaare. Seiter wurden es aufgrund des Verlust von Nahrungsflächen für die Vögel weniger. Die Störche kommen Ende März bis Anfang April in Rust an und verlassen es wieder Mitte August.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen