Freitag, 26. November 2021
Neuchâtel
26.11.2021
Im Schweizer Neuchâtel (deutsch Neuenburg) wurde ein Fußballspiel besucht. 45.000 Menschen leben hier.
Die Stadt liegt am Neuenburgersee, französisch Lac de Neuchâtel, mit einer Fläche von 217,9 km² der größte See, der vollständig in der Schweiz liegt.
Hôtel des postes, Hauptpostamt aus dem Jahr 1896
Hôtel de ville, das in neoklassizistischem Stil 1784 bis 1793 erbaute Rathaus.
Fontaine de la Justice (Gerechtigkeitsbrunnen) mit einer Figur der römischen Göttin der Gerechtigkeit Justitia. Der Brunnen wurde zwischen 1545 und 1547 von Laurent Perroud geschaffen. Zu Füßen der Justitia-Statue stehen ein Papst, ein Avoyer (erster Magistrat der Stadt), ein Kaiser und ein osmanischer Sultan, welche die vier verschiedenen europäischen Regierungsformen des 16.Jh. darstellen. Zum Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November erinnern Namen und Kerzen an 2021 in der Schweiz von Männern ermordete Frauen.
Straßenszene. Zwischen dem 13. und dem 18.Jh. wuchs die Stadt bis an das Seeufer. Einige reiche Patrizier begannen, sich Häuser außerhalb der alten Stadtmauer am See bauen zu lassen. Einer von ihnen war Jacques-Louis de Pourtalès (1722–1814). Er gründete 1753 die Firma Pourtalès & Cie, die in Europa und in überseeischen Kolonien europäischer Staaten bis 1801 Handel betrieb. Die Textilbranche war ganz in seiner Hand: Zeitweise arbeiteten fast alle Indienne-Fabriken in und um Neuchâtel für seine Firma. Das spülte ihm derart viel Geld in die Kassen, dass er 1770 fünf Plantagen auf Grenada in der Karibik kaufte, wo er Zuckerrohr, Kaffee, Baumwolle und Kakao anbauen und je 100 bis 200 afrikanische Sklavinnen und Sklaven für sich zwangsarbeiten ließ. 1799 war er der dank der Sklavenarbeit der reichste Mann auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. 1808 stiftete er der Stadt Neuenburg das Hôpital Pourtalès, das noch heute diesen Namen trägt und aus der noch immer bestehenden Stiftung von Jacques-Louis Pourtalès finanziert wird.
Maison des Halles. Markthalle aus dem Jahr 1569.
Straßenszenen
Der Turm Tour de Diesse stammt ursprünglich aus dem 11. Jh., wurde 1250 neu gebaut und 1715 erneuert. Er war lange Zeit Teil der Stadtmauer und beherbergte ein dreistöckiges Gefängnis. Heute befinden sich Künstlerateliers und eine Galerie im Turm.
Straßenszene
Das Schloss Neuenburg, französisch Château de Neuchâtel, liegt auf einem Felsvorsprung zwischen dem Neuenburgersee und dem Fluss Seyon hoch über der Stadt, die um das Schloss entstand. Die erste schriftliche Erwähung stammt aus dem Jahr 1011, als der Burgunderkönig Rudolph III. Novum Castellum (die neue Burg) seiner Gattin Irmengarde (Irmingard) zum Geschenk machte. Diese neue Burg befand sich vermutlich dort, wo heute das Gefängnis steht und war nicht viel mehr als eine kleine Garnison. Im 19.Jh. wurde das Schloss umgestaltet und von 1905 bis 1934 restauriert. Nach dem Aussterben der zweihundertjährigen Herrschaftslinie der Orléans-Longueville über Neuchâtel wählten die Landstände den preußischen König zum neuen Herrscher. Von 1707 bis 1806 und dann wieder von 1814 bis 1857 waren Preußens Könige zugleich auch Fürsten des Fürstentums Neuenburg. Unterbrochen von der französisch-napoleonischen Zeit. Die preußischen Könige regierten das Fürstentum durch Gouverneure, die ihren Sitz entweder hier im Schloss von Neuenburg oder in der preußischen Hauptstadt Berlin hatten. 1814 wurde Neuenburg der 21. Kanton der Eidgenossenschaft, blieb aber gleichzeitig ein preußisches Fürstentum bis es sich in der Revolution von 1848 von Preußen loslöste und eine eigene Verfassung annahm. Der preußische Anspruch auf die Herrschaft blieb aber bestehen, auch wenn sie de facto zuende war. Am Abend des 2. September 1856 besetzten in einem Putschversuch hunderte bewaffnete Royalisten das Schloss und wollten die preußische Herrschaft wiederherstellen. Am Morgen des 4. September 1856 eroberten nach kurzer Schlacht Republikaner das Schloss aber zurück und beendeten den Putsch. Preußen und die Schweiz rüsteten daraufhin für einen Krieg. Über französische Vermittlung wurde der Konflikt aber beigelegt. Der preußische König verzichtete 1857 formell auf seinen Herrschaftsanspruch, die Schweiz amnestierte dafür die gefangenen Putschisten.
Blick vom Schloss über die Stadt und den See
Der Gefängnisturm, Tour des Prisons, gilt als das älteste Gebäude der Stadt. Die Fundamente stammen aus dem 10.Jh.
Die reformierte Kollegiatkirche (Collégiale de Neuchâtel) wurde ab 1190 als katholische Kirche errichtet. 1530 brachte der von Bern mit einem Empfehlungsschreiben geschickte französische Glaubensflüchtling Guillaume Farel (1489–1565) die Reformation nach Neuenburg. Bald zog er so viel Publikum an, dass er hier in der Stadtkirche verkündigen durfte. Infolgedessen wurden in einem Bildersturm den katholischen Prunk der Altäre, Statuen, Bilder und Kreuze zerstört, weil sie im Protestantismus als Götzenbilder galten. Kurz darauf schloss sich mit der Rat der Stadt das Bürgertum der Reformation an, katholisch blieb aber die adelige Oberschicht bis 1707 (Beginn der Herrschaft der evangelischen preußischen Könige). Viele evangelische Glaubensflüchtlinge aus dem nahen katholischen Frankreich fanden Asyl in der Stadt und Umgebung und prägten die weitere Entwicklung mit. Die Farel-Statue auf der Esplanade vor der Kirche erinnert an sein Wirken.
Burgmauern
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