Samstag, 12. Oktober 2019

Reggio di Calabria

12.10.2019

Im süditalienischen Reggio di Calabria wurde ein Fußballspiel besucht. 180.000 Menschen leben hier.

Überreste von Thermenanlagen aus antiker römischer Zeit. 720 v.u.Z. wurde hier von griechischen Siedlern aus Chalkis die Stadt Rhegion gegründet. Neben Cumae ist es die älteste griechische Kolonie in Italien. Reggio war eine der wichtigsten Städte der Magna Graecia (lateinisch für „großes Griechenland“), den Regionen im antiken Süditalien von Neapel bis Sizilien, die von griechischen Siedlern kolonisiert wurden.


Überreste der griechischen Stadtmauern aus dem 4.Jh.v.u.Z. Nach jahrelangem Krieg mit Syrakus wurde das griechische Rhegion nach heftigen Kämpfen und Belagerungen 387 v.u.Z. erobert, geplündert und zerstört. Die überlebenden Einwohnerinnen und Einwohner wurden in die Sklaverei geführt. Die Stadt erholte sich davon nicht mehr. 264 v.u.Z. kam man als verbündete Stadt (civitas foederata) unter römische Herrschaft. Unter dem Namen Rhegium Julii wurde die Stadt zu einer prächtigen römischen Stadt ausgebaut. Später wurde sie byzantinisch, im 12.Jh. ein Teil des Königreichs von Sizilien und im 13.Jh. des Königreichs Neapel.


Am Meer.


Gegenüber liegt in Sichtweite Sizilien. Die Straße von Messina (italienisch Stretto di Messina, Enge von Messina) ist die Meerenge zwischen Sizilien und dem italienischen Festland. Die Durchfahrt durch die Straße von Messina gestaltete sich aufgrund der Wind- und Strömungsverhältnisse und der beiderseits nahen Steilküsten von je her sehr schwierig. Antike Autoren lokalisierten daher die beiden mythologischen Ungeheuer Skylla und Charybdis, die nach Homer an einer Meerenge hausten und die Durchfahrt sehr erschwerten, an der Straße von Messina.


Am Meer. Hier gibt es immer wieder Erdbeben. Bereits in der Antike wurde darüber berichtet. Am 28. Dezember 1908 wurde Reggio durch das Erdbeben von Messina, das mit einem Tsunami verbunden war, verwüstet. Jede und jeder Dritte, mindestens 15.000 der damals 45.000 Einwohnerinnen und Einwohner, wurden getötet.


Straßenszene


Die Arena dello Stretto wurde im Stil antiker Theater als Veranstaltungsort an einer neuen Promenade gebaut, die nach der Zerstörung eines Hafens beim Erdbeben von 1908 errichtet wurde. Der Cippo Marmoreo mit Bronzestatue der griechischen Göttin Athene, die für die Verteidigung der Stadt Reggio kämpft, wurde im Mai 1932 fertiggestellt. Am Ende der Renovierung und Modernisierung der Uferpromenade im Jahr 2001 wurde das Denkmal mit der Statue der Athene auf dem Ponton in der Mitte des Theaters platziert, aber während ursprünglich die Statue die Stadt schützend dem Meer zugewandt war, wurde sie nun der der Stadt selbst zugewandt umgedreht aufgestellt.


Denkmal für einen neofaschistischen Politiker, Mitglied des Senats und Wortführer der wesentlich als Attacke auf die Republik von Neofaschisten mitgestalteten Protestbewegung gegen die Verlegung der Regionalhauptstadt. Bis 1970 war Reggio Hauptstadt der Region Kalabrien, bis sie diese Funktion an Catanzaro abtreten musste. Das Regionalparlament (l Consiglio regionale della Calabria ) hat nach wie vor seinen Sitz in Reggio Calabria. Am 15. Juli 1970 besetzte eine große Gruppe junger Demonstrantinnen und Demonstranten den Bahnhof und blockierte die Gleise aus Protest gegen die Entscheidung, Catanzaro anstelle von Reggio zur Regionalhauptstadt zu ernennen. Die harte Unterdrückung der anfangs friedlichen Demonstration durch die Polizei führte zum sogenannten Aufstand von Reggio (Moti di Reggio), bei dem es von Juli 1970 bis Februar 1971 rund ging. Monatelang war die Stadt verbarrikadiert, oft von der Außenwelt abgeschnitten, manchmal durch Streiks gelähmt und immer wieder gab es Zusammenstöße mit der Polizei. Mit massiver Intervention von Carabinieri, Polizei und Armee wurde der Protest unterdrückt. Es gab in der Zeit der Proteste in Summe sechs Tote, 54 Verletzte, tausende von Verhaftungen und gerichtliche Verurteilungen zu jahrelangen Haftstrafen für Wortführer der Proteste. Ungeklärt blieb ein Bombenanschlag auf einen Zug bei Gioia Tauro, der sechs Menschen tötete und 66 verletzte.


Das Castello Aragonese ist eigentlich älter als die Namensgebung mit Bezug auf die spanische Herrschaftszeit vermuten ließe. Bereits in der Antike war der Standort militärisch befestigt. Eine mittelalterliche Burg lässt sich hier bis ins Jahr 536 zurück nachweisen. In der spanischen Zeit wurde die Festung 1458 groß ausgebaut. Das Erdbeben von 1908 beschädigte die ältesten Teile der Burg, ließ aber die mächtigen Türme unversehrt.


Der Dom (Basilica Cattedrale Metropolitana di Maria Santissima Assunta in Cielo) wurde beim Erdbeben von 1908 völlig zerstört und bis 1928 (Kirche) bzw. 1931 (Campanile) in neoromanischem Stil neu gebaut. Der erste Kirchenbau wurde um das Jahr 300 u.Z. auf den Ruinen eines antiken Tempels errichtet.


Am 21. August 1860 gab es hier die Schlacht am Domplatz (Battaglia di Piazza Duomo) als die königlichen Truppen die Besetzung der Stadt durch die Soldaten Giuseppe Garibaldis stoppen wollten, die Süditalien für einen neu zu gründenden italienischen Staat eroberten. Auf Seiten Garibaldis wurde 147 Menschen getötet, die Toten auf Seiten der königlichen Soldaten sind nicht bekannt.


Straßenszenen. Die kalabrische Mafia-Organisation ’Ndrangheta ist hier wie in ganz Kalabrien stark verankert. 1974 bis 1976 kam es zum ersten internen ’Ndrangheta-Konflikt, in dem 233 Menschen getötet wurden. Ein zweiter Krieg zwischen verschiedenen Clans wurde 1985 bis 1991 geführt. Dabei wurden mehr 600 Menschen getötet. 2012 wurde der Stadtrat von Reggio vom Italienischen Innenministerium aufgelöst und die Stadtverwaltung unter Aufsicht gestellt, da zu viele verantwortliche Politikerinnen und Politiker Nähe zum organisierten Verbrechen hatten. Wichtigste Einnahmequellen sind der Drogenhandel und die illegale Müllentsorgung, vor allem von Giftmüll.

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