Samstag, 19. Juli 2014

Zwettl

18.7.2014

In Zwettl im niederösterreichischen Waldviertel wurde ein Fußballspiel besucht. Rund 11.000 Menschen leben hier.

Die Zwettler Stadtmauer ist an vielen Stellen rings um die historische Altstadt zu sehen. Die Befestigung bestand bis Anfang des 13.Jh. aus hölzernen Palisaden, 1229 wurde mit dem Bau der Steinmauer begonnen.


Schon 1230/31 wurde die Stadtmauer erstmals zerstört, als die hier herrschenden Kuenringer in einem Aufstand, in dem es um die Machtverteilung zwischen Adel und Herzog ging, die Besitztümer und Macht des Babenberger Herzog angegriffen hatten. Der Aufstand wurde mit Waffengewalt niedergeschlagen und die Mauer bei der Eroberung Zwettls 1231 schwer beschädigt. 1232 wurde mit dem Wiederaufbau der Stadtmauer begonnen und sie bis ins 15.Jh. immer weiter ausgebaut.


Nachdem die Stadtmauer mit dem Ende des Mittelalters ihre militärische Funktion verloren hatte, wurde 1590 die Zugbrücken an den Stadttoren durch feste Steinbrücken ersetzt und um 1800 der Stadtgraben trockengelegt. Die einstigen Tore wurden wie große Teile der Mauer im 19.Jh. zugunsten des Wachstums der Stadt abgerissen. Der kleine Erker im zweiten Stock des hier zu sehenden Hofbauerturm war ein Klosett, das hier ins Freie mündete.


Straßenszene mit der Pfarrkirche im Hintergrund. Sie wurde im 13.Jh. in spätromanischem Stil errichtet und im 15. und im 17.Jh. erweitert. Der im unteren Teil mittelalterliche Kirchturm wurde von 1854 bis 1856 umgebaut und aufgestockt.


Das Alte Rathaus entstand wohl im 14.Jh. und war ursprünglich eine militärisch befestigte Stadtresidenz der Kuenringer. 1483 wurde das Gebäude von der Stadt gekauft. Die Sgraffitomalereien aus dem 16.Jh. an der Fassade wurden erst 1976 wieder freigelegt, nachdem sie jahrhundertelang überdeckt gewesen waren. Sie behandeln das Thema der städtischen Verwaltung.


Hauptplatz mit Hundertwasser-Brunnen


Die Bürgerspitalskirche St. Martin ist ein gotischer Bau aus den Jahren 1438–1448, nachdem der Vorgänger bei der dreimaligen Belagerung Zwettls 1427 durch ein hussitisches Heer aus Böhmen zerstört worden war. Das erste Bürgerspital war hier 1295 gestiftet worden.


Teil der Stadtmauer beim ehemaligen Bürgerspital mit dem Schulturm, der im Kern aus dem 13.Jh. stammt.


Die 271 Meter lange Eisenbahnbrücke über den Fluß Kamp wurde 1905/06 von böhmischen Unternehmen errichtet. Noch 1998/99 ließen die ÖBB das Bauwerk sanieren, 2010 wurde aber der Personenverkehr auf dieser Linie eingestellt.




Blick auf Zwettl


Vom Spätmittelalter bis ins 16.Jh. hatten zumindest einzelne Jüdinnen und Juden in Zwettl gelebt. Im Zuge eines von Pulkau ausgehenden Pogroms sollen 1338 jüdische Einwohnerinnen und Einwohner von Zwettl getötet worden sein. Ab Mitte des 19.Jh. ließen sich mehrere jüdische Familien hier nieder und es entstand eine jüdische Gemeinde. An diese Menschen erinnert heute nur mehr der in den 1880er Jahren eingeweihte jüdische Teil des städtischen Syrnauer Friedhofs. Damals lebten in Zwettl etwa hundert Jüdinnen und Juden. Es gab viele Spannungen mit der christlichen Bevölkerung und viel Antisemitismus. Mitte der 1930er Jahre lebten in Zwettl nur noch fünf jüdische Familien. Nach der Nazi-Machtübernahme 1938 verließen die wenigen jüdischen Familien Zwettl und versuchten großteils in der Anonymität der Großstadt Wien abzutauchen. Ihre Schicksale sind zumeist ungeklärt. Im Novemberpogrom 1938 wurde der Friedhof von Nazis verwüstet. Grabsteine wurden zerstört und abtransportiert. 14 Grabsteine sind erhalten und an der Mauer aufgestellt.


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