Sonntag, 24. November 2013

Eger

23.11.2013

In der nordungarischen Stadt Eger gab es einen Fußballspielbesuch und hernach einen Stadtrundgang. Rund 56.000 Menschen leben heute in einer der ältesten Städte Ungarns.

Denkmal an die niedergeschlagene ungarische Revolution von 1956 und die Opfer der kommunistischen Diktatur. In der stählernen ungarischen Fahne ist das kommunistische Emblem ausgeschnitten, wie sie 1956 und dann wieder 1989 symbolhaft bei Protesten und Demonstrationen gezeigt wurde.



Die klassizistische Kathedrale von Eger (Egri főszékesegyház) wurde 1831–1837 erbaut. Die dreischiffige Kuppel-Basilika ist die zweitgrößte Kirche Ungarns nach derjenigen in Esztergom. 1804 war Eger zum Erzbischofssitz ernannt worden.



Dobo Istvan Ter, der Hauptplatz der Stadt, mit der 1767 fertiggestellten barocken Minoritenkirche (Minorita templom).


Blick vom Dobo Istvan Ter auf die Burg. Im Vordergrund das Denkmal für István (Stephan) Dobó. Er führte eine erfolgreiche Verteidigung der Burg von Eger mit 2.100 Männern und Frauen gegen eine osmanische Übermacht von 35.-40.000 Soldaten in einem mörderischen Gemetzel im Jahre 1552 an. Er wurde dafür zunächst geehrt (er erhielt u.a. die Burg in Levice, war später aber unter dem Vorwurf eines Verrats am König jahrelang in der Preßburger Burg eingekerkert und starb 1572 an den Folgen dieser Haft kurz nach seiner Freilassung.


1596 wurde Eger dennoch von einem osmanischen Heer eingenommen. Für 91 Jahre war Eger eine osmanisch-orientalische geprägte Stadt mit Moscheen und Bädern. Das Minarett von Eger ist das nördlichste osmanische Bauwerk in Europa. Es gehörte zur Kethuda-Moschee, die nach der türkischen Eroberung der Stadt 1624 errichtet wurde. Nach der Rückeroberung der Stadt 1687 wurde sie zunächst als Kirche genutzt, schließlich im 19. Jahrhundert abgerissen. Das 40 Meter hohe Minarett wurde stehengelassen und ist eines von heute nur drei erhaltenen Minaretten in Ungarn.


Die Burg von Eger ist vor allem durch ihre osmanische Belagerung 1552 und die erfolgreiche ungarische Verteidigung bekannt, die sie v.a. im 19.Jh. zum nationalistisch verbrämten Symbol heroischen Widerstands machte. Gemälde, Romane (heute noch ungarische Schulliteratur) und Filme behandeln das Ereignis. In einer weiteren Belagerung eroberte ein osmanisches Heer aber 1596 dann doch die Burg und die Stadt.


1701 wurde etwa die Hälfte der Burg gesprengt. 1925 begann man mit archäologischen Ausgrabungen und Renovierungen. Bis 1957 wurde das Gelände von der Armee benutzt, die hier Baracken errichtet hatte.


1470 wurde der gotische Bischofspalast gebaut. Die Bischöfe beherrschten jahrhundertelang die Stadt und ihre Menschen.


Im 10. Jh. erfolgte die ungarische Besiedlung des Ortes und Anfang des 11.Jh. wurde Eger zum Bischofssitz ernannt. Rund um die romanische Bischofskirche am heutigen Burgberg wuchs die Stadt bis sie 1241 von einem mongolischen Heer erobert und zerstört wurde. Die Ruinen der Kirche wurden ausgegraben und sind hier zu sehen.


Ausblicke von der Burg auf die Stadt Eger



Die jüdische Synagoge in der Kossuth-Straße wurde zwischen 1911 und 1913 errichtet. Sie war die Gebetsstätte der orthodoxen Gemeinde, die Synagoge der Status-Quo-Ante-Gemeinde wurde 1967 gesprengt und an ihrer Stelle 1969 ein Hotel errichtet.
1941 lebten 1.787 Jüdinnen und Juden in der Stadt, etwa 6% der Bevölkerung. Damals lebten sie bereits zwei Jahrzehnte unter sich verschärfenden antisemitischen Gesetzen und Einschränkungen. 1942 wurde die jüdischen Männer zwischen 18 und 42 Jahren zu Zwangsarbeitsbridgaden einberufen, wo die meisten umkamen. Am 8. Juni 1944 wurden die in Eger verbliebenen Frauen, Kinder und älteren Männer nach Auschwitz deportiert und fast alle ermordet.
Im November 1945 lebten wieder 150 Jüdinnen und Juden in Eger, in den 50er Jahren bis zu 400. Nach 1956 verließen sie angesichts neu aufkommenden Antisemitismus bis auf wenige die Stadt und das Land.

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