1.11.2013
Grafenwörth liegt im westlichen Tullnerfeld in Niederösterreich. Rund 3.000 Menschen leben hier und es gibt hier Fußball zu sehen.
Im Haus der Musik steht ein 2010 errichtetes Denkmal für die Grafenwörther Bäuerin Maria Grausenburger (1901−1973). Sie hatte 1944/45 eine aus Ungarn stammende jüdische Flüchtlingsfamilie unter Lebensgefahr bei sich aufgenommen und diesen Menschen damit das Leben gerettet.
Helene Weiss war mit ihren drei Kindern Ernst, Tibor und Magda Ende 1944 einem der unzähligen „Todesmärsche“ entflohen, mit denen zum Kriegsende tausende KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter quer durch Niederösterreich und die Steiermark getrieben wurden. Der Familie Weiss gelang es, ihrem Marsch von Floridsdorf zum KZ Mauthausen in Grafenwörth heimlich zu entkommen. Der Familienvater war ins KZ Bergen-Belsen deportiert und dort ermordet worden. Maria Grausenburger, deren Mann im Krieg getötet worden war und die eine 13-jährige Tochter hatte, schaute nicht weg, nahm die vier erbarmungswürdigen Menschen auf, gab ihnen zu essen und versteckte sie. Sie gefährdete mit dieser Menschlichkeit ihr Leben: Ein bei ihr einquartierter SS-Mann hörte Geräusche im Keller und die lieben Nachbarn verrieten Grausenburger und denunzierten sie, was für sie das Todesurteil bedeutet hätte. Grausenburger besorgte der Familie falsche Papiere und gab sie gegenüber dem Grafenwörther Nazi-Bürgermeister als „ausländische Flüchtlinge vor der russischen Armee“ aus. Die ungarische jüdische Familie Weiss war nun am Papier eine ungarisch-faschistische Familie namens Varga. Unter der Auflage des Bürgermeisters, für ihre Verpflegung zu arbeiten, durfte die Familie in Grafenwörth bleiben.
Als sich 1945 die Rote Armee näherte, wurden ausländische Familien im Kriegsgefangenenlager in Krems-Gneixendorf gesammelt. Ein Grafenwörther SA-Mann eskortierte die Familie Weiss bei Nacht und Nebel dorthin. Dem Lagerkommandant, der Überlieferung nach ein strafversetzter Hitler-Gegner, gefielen die Zeichnungen des jungen Mannes aus der Familie, woraufhin die ganze Familie wieder zurück nach Grafenwörth durfte, wo sie die Befreiung durch die sowjetische Armee drei Monate später erlebte und wieder ihre wahre Identität annehmen konnte.
1978 wurde Maria Grausenburger in Yad Vashem in Jerusalem als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet, als eine derjenigen Menschen, die unter Einsatz ihres Lebens Jüdinnen und Juden retteten, während so viele andere wegschauten.
Ein Enkel der 1944/45 geretteten Elena Weiss, der in Israel lebende Amir Roggel, kam Ende Juli 2009 nach Grafenwörth. Gemeinsam mit österreichischen Freunden suchte er Unterstützung zur Errichtung eines Denkmals für Maria Grausenburger. 2010 wurde auf Initiative der Historikerin Ingrid Oberndorfer in Grafenwörth das Denkmal für Grausenburger aufgestellt. Der ca. zwei Meter hohe Stein zeigt eine Frau mit drei Kindern. Der Kopf ist aus Metall und die Hände sind Friedenstauben.
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