Montag, 14. November 2011

Esztergom

12.11.2011

Esztergom (deutsch Gran) ist eine der ältesten Städte Ungarns. 31.000 Menschen leben heute hier. Anlaß des Besuchs war ein Fußballspiel im nahen Dorog, das hernach ebenfalls kurz erkundet wurde.

Der Burgberg hoch über der Donau war immer schon strategisch wichtig, hier errichteten Kelten (um 350 v.u.Z.), Römer und um 500 u.Z. Slawen Befestigungen und siedelten sich an. Ende des 10.Jh. wurde die Burg zum Sitz der ungarischen Herrscher. 1000 wurde hier Stephan I. zum ersten König gekrönt und von ihm das Erzbistum gegründet. Reste der mittelalterlichen Königsburg sind restauriert zu sehen. Die Könige verlegten Ende des 12.Jh. ihre Residenz nach Buda (Ofen), der Bischof blieb und herrschte bis zur türkischen Eroberung 1543 über die Stadt.

Hoch über der Donau und der Stadt thront weithin sichtbar die von 1820 bis 1869 errichtete Basilika, die größte Kirche Ungarns.

Nach der Eroberung durch die Habsburger 1683 war die Stadt verwüstet. Nachdem sich die Lage beruhigt hatte (1704 bis 1711 tobte der Rákóczi-Aufstand gegen die unduldsame neue Habsburgerherrschaft), kehrten die Erzbischöfe aus ihrem zwischenzeitlichen Exil im heute slowakischen Trnava zurück und begannen nach Wiederübernahme des Burgbergs 1761 mit dem großen Bauprojekt der Basilika, das die Stadt für Jahrzehnte in Beschlag nehmen sollte.

Die Donau bildet hier die Grenze zwischen Ungarn und der Slowakei. Die 1895 errichtete Brücke zwischen Esztergom am Südufer und dem slowakischen Štúrovo (bis 1948 slowakisch Parkan, ungarisch Párkány), mit mehrheitlich ungarischer Bevölkerung, war 1944 von der deutschen Wehrmacht gesprengt worden. Aufgrund des notorisch schlechten Verhältnisses zwischen den kommunistischen Regimes der Tschechoslowakei und Ungarns blieb die Brücke auch nach dem Krieg in Trümmern. Erst im Jahr 2000 (!) wurde mit EU-Geldern mit dem Wiederaufbau begonnen und 2001 die neue Maria-Valeria-Brücke (ungarisch Mária Valéria híd, slowakisch Most Márie Valérie) eröffnet.

Der Aufstieg zum Burgberg erfolgt über die alten Befestigungsanlagen. Esztergom war als Symbol der Herrschaft über Ungarn und/oder als Grenzfestung wiederholt Schauplatz von Kriegen und Eroberungen. Die Stadt wurde oft schwer zerstört, zuletzt im Zweiten Weltkrieg bei schweren Kämpfen von Dezember 1944 bis März 1945.

Frontansicht der Basilika. Klassizistischer Stil.

Davor stehend ist die Höhe des Baus (71,5 Meter) beeindruckend.

Aussicht von der Terrasse vor der Basilika über die Donau. Gegenüber liegt das slowakische Ufer, links Stadt und Donaubrücke.

Im Inneren beeindruckt die Basilika nicht sonderlich. Der äußere Eindruck ist imposanter.

Die Altstadt am Donauufer zu Füßen des Burgbergs, die sogenannte Wasserstadt (Víziváros) ist vom Barockstil der Zeit des Wiederaufbaus der Stadt Ende des 18.Jh. geprägt. Hier Blick auf das Erzbischöfliche Palais (1880/82) samt einer der vielen Kirchen der Stadt.

Die 1888 eingeweihte ehemalige Synagoge, in typisch maurisch-orientalischem Baustil. In Esztergom lebte eine der ältesten jüdischen Gemeinden Ungarns. Bereits im 11.Jh. lebten in der damaligen Königsstadt Jüdinnen und Juden. Infolge der ungarischen Niederlage gegen ein osmanisches Heer 1526 in der Schlacht bei Móhacs wurden als Sündenböcke sie aus der Stadt vertrieben. Im 18.Jh. bildete sich wieder eine Gemeinde. 1930 waren es 1.300 Menschen.

Das Denkmal vor der ehemaligen Synagoge erinnert an die Ermordeten des Holocausts. Im Mai 1944 wurden die Jüdinnen und Juden in Esztergom in ein Ghetto gesperrt, dessen Insassen im Juni nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurden. Zwei Gruppen von Zwangsarbeitern, die hauptsächlich aus jüdischen Esztergomern bestanden, wurden im Jänner 1945 in Ágfalva (deutsch Agendorf, kroatisch Ogendorf) nahe der burgenländischen Grenze ermordet.

Schönes Altstadtensemble am Széchenyi tér. Links das 1772/73 errichtete Gebäudes des heutigen Rathauses.

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