Sonntag, 3. März 2013

Neufeld an der Leitha

2.3.2013

Im nordburgenländischen Neufeld (kroatisch Novo Selo und ungarisch Lajtaújfalu) gab es nicht das erwartete Fußballspiel. Der Spaziergang durch den Ort wurde bereits vor dieser Nachricht absolviert.

1807 wurde in Neufeld mit der Förderung von Kohle begonnen. Für eineinhalb Jahrhunderte prägte der Bergbau den Ort wirtschaftlich. Hunderte Menschen fanden hier Arbeit. Sie wurden aber oft nicht alt. Die Kohleförderung führte durch das Verbrennen des Schwefelkies zu einer hohen Smogbelastung und zu hoher Kindersterblichkeit. Jedes vierte Neufelder Kind starb daran in den 1920er Jahren vor dem 14. Geburtstag. 1932 wurde der Kohlenbergbau stillgelegt, aus den Gruben entstand durch Grundwasser bis 1934 der Neufelder See.




Vor dem Eingang zum heutigen Strandbad steht ein alter Kohlenförderwagen, jetzt zum Blumentrog umfunktioniert.


Nomen est omen.


Eine kleine Grünfläche wurde mit alten Signalanlagen und anderen Eisenbahn-Nostalgieobjekten ausstaffiert. Im Zentrum steht eine alte Dampflok der Raaberbahn.


Ab 1889 wurde Neufeld auch Standort von Textilindustrie. Allein hier gab es in den 1920er Jahren 2.000 Arbeitsplätze. Auf viel geringerem Niveau endete 1985 die Ära der Textilindustrie in Neufeld mit der Schließung der Firma HITIAG. Nach Abbruch der Fabrikshallen wurde 1997 der Uhrturm der ehemaligen Fabrik auf einer Grünfläche so aufgestellt, als ob die gesamte Fabrik versunken wäre und nur noch er aus dem Boden hervorragen würde. Das Denkmal soll an die vergangene Zeit Neufelds als Industriehochburg erinnern.


Als Industrieort war Neufeld auch ein Zentrum der Arbeiterbewegung. Hier fand 1922 der erste Parteitag der burgenländische Sozialdemokratie stand und von hier stammten mit Ludwig Leser und Fred Sinowatz zwei der wichtigsten burgenländischen Sozialdemokraten des 20.Jhs. Im Jahr 2000 wurde der Stadtsaal umgebaut und als Kulturzentrum Dr. Fred Sinowatz neueröffnet.


Im Juli 2012 wurde dieses leerstehende ehemalige Wohnhaus neben dem Kulturzentrum von einer Künstlerin und einem Künstler besetzt, die hier Räume für eine freie Kunstszene schaffen wollten. Ein von ihnen auf Aufforderung der Gemeinde ausgearbeitetes Konzept für Kunsträume, ein Arbeitermuseum und ein wissenschaftliches Fred-Sinowatz-Institut wurde positiv aufgenommen und wird derzeit diskutiert.

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