Sonntag, 29. Juni 2014

Berlin

28.6.2014

Nach acht Jahren führte der Fußball wieder in die deutsche Hauptstadt Berlin. Rund 3,4 Mio. Menschen leben hier. Bei den vorigen Besuchen hier wurde bereits einiges angeschaut. Manche Spaziergänge wurde nun wiederholt, manches erneut und anderes erstmals besichtigt.

Die ostdeutschen Ampelmännchen erfreuen immer wieder.


Der Pariser Platz wurde zwischen 1732 und 1734 angelegt und seine barocke Bebauung um 1850 im klassizistischem Stil vereinheitlicht. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und in der DDR bis zum Bau der Berliner Mauer 1961 abgerissen. Von 1945 bis 1989 verlief hier die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. Lediglich das historische Brandenburger Tor blieb stehen und wurde zum Symbol des Kalten Krieges und dann der Revolution von 1989 und der deutschen Wiedervereinigung. Es wurde von 1788 bis 1791 in frühklassizistischem Stil nach dem Vorbild der Propyläen der Athener Akropolis errichtet. In den 1990er Jahren wurden rings um das Tor und den Pariser Platz wieder Häuser errichtet.



Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas wurde 2005 eingeweiht. Das von Peter Eisenman gestaltete Denkmal für die von den Nazis ermordeten Jüdinnen und Juden besteht aus unregelmäßigen Betonblöcken auf einer großen Fläche.


Die barocke Alte Bibliothek wurde für die Königliche Bibliothek Preußens von 1775 bis 1780 erbaut. Das Gebäude ähnelt der Ansicht der Wiener Hofburg am Michaelerplatz, da König Friedrich II. seinen Baumeister angewiesen hatte, die fünfzig Jahre älteren Hofburg-Entwürfe Fischer von Erlachs zu verwenden, die in Wien allerdings zwischen 1889 und 1893 in veränderter Form realisiert wurden. So wurde die Berliner Kopie ein Jahrhundert früher fertiggestellt als das Wiener Original. Im Zweiten Weltkrieg beschädigten Bomben das Gebäude und es brannte bis auf die Außenmauern aus. Zwischen 1963 und 1969 wurde die Platzfassade rekonstruiert, wobei die Hoheitszeichen der Monarchie abgenommen wurden.


Am heutigen Bebelplatz erinnert das Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung an authentischer Stelle an den 10. Mai 1933, als Studenten des NS-Studentenbundes und Professoren der Humboldt-Universität unter der musikalischen Begleitung von SA- und SS-Kapellen über 20.000 Bücher von vor allem jüdischen, kommunistischen, liberalen und sozialkritischen Autorinnen und Autoren vor einem großen Publikum aus der am Platz liegenden Alten Bibliothek holten und in der Mitte des damaligen Kaiser-Franz-Joseph-Platzes verbrannten. Das von Micha Ullman gestaltete Denkmal ist ein durch eine Glasplatte einsehbarer unterirdischer Raum, in dem leere Regale für 20.000 Bücher stehen. Daneben erinnern am Platz auch zwei Gedentafeln an diese Ereignisse.




Die Neue Wache war von 1818 bis 1918 der Standort der Königswache am Rand des Schloßbezirks von Altem Palais, Prinzessinnenpalais, Kronprinzenpalais und dem Berliner Schloß. 1931 wurde das Gebäude zur Gedächtnisstätte für die Gefallenen des Weltkrieges umgewandelt. Nach Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau in der DDR restauriert und ab 1960 zum Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus, ab 1969 mit einer ewigen Flamme in der Raummitte und mitsamt Gräbern eines unbekannten Soldaten und eines unbekannten KZ-Opfers. 1993 wurde die Neue Wache zur Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland umgebaut und nach Vorstellung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl mit der Kopie einer Statue (Pietà) von Käthe Kollwitz versehen.



In Berlin wird an allen Ecken und Enden gebaut. Doch die kurioseste Baustelle ist sicherlich der 2002 beschlossene und 2013 begonnene Neubau des alten Königsschlosses. Das Stadtschloß ging bis ins 15.Jh. zurück und wurde ab 1702 im Barockstil groß zur Residenz der preußischen Könige und später deutschen Kaiser ausgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde es beschädigt und brannte aus. 1950 wurde es in der DDR aus hauptsächlich symbolischen Gründen gesprengt. Anstelle des Schlosses wurde 1976 der Palast der Republik errichtet, der wegen Asbestverseuchung aber 1990 geschlossen und schließlich von 2006 bis 2008 abgerissen wurde.


In das nebenan von 1962 bis 1965 errichtete Gebäude des Staatsrats der DDR wurde ein vor der Sprengung des Schlosses abgebautes Portal eingebaut. Es soll der dortige Balkon gewesen sein, von dem aus in den turbulenten Tagen des Zusammenbruchs des Kaiserreichs am Ende des Ersten Weltkriegs der 1919 ermordete Linkssozialist Karl Liebknecht am 9. November 1918 eine sozialistische Republik ausrief, während der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann von einem Fenster des Reichstagsgebäudes aus die Weimarer Republik ausrief.


Ein 1981 aufgestellter Gedenkstein erinniert am Lustgarten an eine antifaschistische Widerstandsgruppe, die 1942 hier versuchte, eine NS-Propagandaausstellung über die Sowjetunion in Brand zu setzen, um gegen den Krieg und die NS-Gewaltherrschaft zu protestieren. Mehr als dreißig junge Männer und Frauen, zumeist jüdischer Herkunft, wurden in Zusammenhang mit der Widerstandsaktion ermordet, die meisten unter dem Fallbeil hingerichtet. Der Stein aus der Zeit der DDR wurde 2000 mit Glasplatten ergänzt, die daran erinnern, daß die Gestapo als Vergeltungsaktion weitere 500 jüdische Männer umbrachte.


Das Panorama des Lustgartens, mit Blick auf das Alte Museum links, den Berliner Dom, den Fernsehturm im Hintergrund und die Schloßbaustelle rechts.


Die Antikensammlung des Alten Museums harrt mit den weiteren Museen der Museumsinsel, interessant für mich vor allem das Neue Museum und das Pergamonmuseum, weiter eines Besuchs. Es blieb dafür auch diesmal kein Zeitbudget.



Das Marx-Engels-Denkmal aus dem Jahr 1986 steht heute (seit 2010) an einem anderen Platz als bei meinem letzten Besuch 2006.


Die in maurischem Stil errichtete Neue Synagoge wurde 1866 eingeweiht. In der Nacht des Novemberpogroms wurde sie von der SA in Brand gesteckt, allerdings durch persönlichen Einsatz des Polizisten Wilhelm Krützfeld von der Feuerwehr gelöscht. Die Synagoge wurde im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht als Lager benutzt und 1943 durch Bomben zerstört. Die Ruinen wurde 1958, mit der Begründung ein Wiederaufbau sei nicht möglich, abgerissen. Erhalten blieben die Fassade und der Vorbau, die von 1988 bis 1993 restauriert wurden.


Straßenszene


Die Gedenkstätte Berliner Mauer vermittelt einen Eindruck von der einstigen Grenzzone und den Anlagen der DDR zur Fluchtverhinderung, der Baugeschichte der Berliner Mauer und vor allem von der Tiefenstaffelung der Todeszone, die mehr war als nur eine Mauer. Mindestens 138 Menschen wurden zwischen 1961 und 1989 an der Berliner Mauer getötet: 100 DDR-Flüchtlinge, die beim Versuch, zu entkommen, erschossen wurden, verunglückten oder sich das Leben nahmen. 30 Menschen aus Ost und West ohne Fluchtabsichten, die erschossen wurden oder verunglückten. Acht im Dienst getötete DDR-Grenzsoldaten, die durch fliehende Kameraden oder fehlgeleitete Schüsse anderer DDR-Soldaten, einen Flüchtling, einen Fluchthelfer oder einen West-Berliner Polizisten getötet wurden.





Im angrenzenden S-Bahnhof Nordbahnhof ist eine Ausstellung über die Auswirkungen des Mauerbaus auf das Verkehrsnetz der Stadt zu sehen. Sie informiert über gescheiterte und erfolgreiche Fluchtversuche durch die unterirdischen Bahntunnel. Die auf Teilstrecken unteriridisch durch Ostberliner Gebiet fahrenden Züge mancher Westberliner Linien hielten nicht auf den dortigen Haltestellen, den sogenannten „Geisterbahnhöfen“. Die Züge fuhren langsam und ohne Halt hindurch, in schummrigem Licht standen auf den Bahnhöfen bewaffnete Wachposten. Notausgänge wurden blockiert und auf Bahnsteigen unterirdischen Mauern, Grenzanlagen und Bunker der Soldaten errichtet.



Gedenkstein für Günter Litfin, der 1961 als erstes Opfer nach dem Beginn des Mauerbaus beim Versuch, aus der DDR zu entkommen, erschossen wurde. Er versuchte am Humboldthafen durch das Wasser zum Westberliner Ufer zu schwimmen, wurde dabei aber vor den Augen einer dort durch die Vorgänge aufmerksam gewordenen Menschenmenge von einem DDR-Soldaten erschossen.

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