Freitag, 27. Dezember 2013

Akropolis, Athen

22./23.12.2013

Die Akropolis von Athen gehört zu den berühmtesten Baudenkmälern der europäischen Geschichte. Hier gab es bereits eine fast tausendjährige Baugeschichte als zur Hochblüte des klassischen antiken Athen im 5.Jh.v.u.Z., vor zweieinhalbtausend Jahren, mit dem Parthenon, dem Erechtheion und den Propyläen Bauwerke entstanden, die in die Architektur- und die Kunstgeschichte eingingen.

Der schönste Blick auf das Ensemble der Akropolis bietet sich vom gegenüberliegenden Musenhügel mit dem Philopappos-Monument.




Das Entrée auf die Akropolis erfolgt über das mächtige Torbauwerk der Propyläen, zwischen 437 und 432 v.u.Z. errichtet. Am hier links zu sehenden Flügel befand sich die Pinakothek, wo eine Sammlung von Tafelbildern untergebracht war. Rechts oben ist der Niketempel zu sehen, Ort eines bereits damals uralten Heiligtums. Nach der Eroberung und Plünderung des christlichen Konstantinopel 1204 durch einen von Venedig umgeleiteten Kreuzzug europäischer Ritter regierten über Athen fränkische, katalanische und andere westeuropäische Herrscher. Im. 13.Jh. wurden die Propyläen zur Burg und Fürstenresidenz umgebaut. Noch im griechischen Unabhängigkeitskrieg war die Akropolis 1827 bis 1833 heftig umkämpft und wurde wechselweise von griechischen und türkischen Truppen belagert. 1836 wurde das Bollwerk am Südflügel (hier rechts) abgetragen, in die der Niketempel eingebaut war, sowie 1875 der mittelalterliche Frankenturm abgerissen.


Blick von den Stufen der Propyläen über die grünen Hügel. Im Hintergrund die moderne Großstadt.


die akropolisseitige Ansicht des Durchgangs der Propyläen


In religiöser Hinsicht bedeutender als der Parthenon war der Tempel der Stadtgöttin Athena Polias nebenan, das heute sogenannte Erechtheion. Der Tempel wurde zwischen 421 und 406 errichtet und umschließt mehrere alte Heilgtümer, weswegen er eine eigentümliche unregelmäßige Form hat und von jeder Seite anders aussieht. Ein Gegensatz zum ebenmäßigen Parthenon.



Im Süden des Erechtheion steht die kleine Korenhalle, deren Dach von sechs Frauenstatuen getragen wird.


Im 7.Jh. wurde im Erechtheion (rechts) wie schon im Parthenon (links) eine christliche Kirche eingebaut. In osmanischer Zeit richtete der türkische Festungskommandant des Burgbergs hier seinen Harem ein. Der Tempelinnenraum verlor dabei seine antike Aufteilung, sodaß davon im wesentlichen die Außenwände geblieben sind.


Der Parthenon ist ein Meisterwerk des Baumeisters Iktinos, des Bildhauers Phidias und ihrer Handwerker und Arbeiter. Der Tempel der Athena Parthenos, der jungfräulichen Athene, wurde zwischen 447 und 439 v.u.Z. errichtet. Man benützte dabei Vorarbeiten und das Fundament eines durch die persische Zerstörung 480/479 nicht errichteten Vorgängerprojekts. Der Tempel erfüllte weniger eine religiöse als eine repräsentative Funktion. Hier war der Staatsschatz untergebracht. Auch die zwölf Meter hohe Statue der Athene aus Elfenbein und Goldplatten über einem Holzgerüst kann als Teil desselben betrachtet werden, da die Goldplatten abnehmbar gestaltet waren. Berühmt wurde der Parthenon aber weder für sein Innenleben oder seine Porportionen, die den wuchtigen Bau durch mit freiem Auge nicht wahrnehmbare Wölbungen (Kurvaturen) der Kanten und Verjüngungen der Säulen leichter und eleganter erscheinen lassen. Berühmt wurde er durch seinen (im 19.Jh. abmontierten) reichhaltigen Skulpturenschmuck, der aber nicht vor Ort, sondern im Akropolismuseum zu bewundern ist.


Nach 900 Jahren als Tempel wurde der Parthenon im 5.Jh.u.Z. mit gewissen Umbauten, die aber nur verhältnismäßig kleine Teile des antiken Baus zerstörten, zu einer christlichen Marienkirche umgewandelt. Tausend Jahre später wurde daraus 1456 eine Moschee, die christlichen Einbauten wurden rückgebaut. An Aussehen und Pracht des Parthenons änderte sich nicht viel.
1687 traf dann aber bei einer venezianischen Belagerung von Athen ein venezianisches Geschoß das Schießpulvermagazin der am Burgberg der Akropolis verschanzten osmanischen Truppen. Es war hier im Parthenon untergebracht gewesen, der nun nach über zweitausend Jahren zur Ruine zerfiel. Der Anblick, wie er sich heute mit relativ vielen aufrechten Säulen bietet, ist in weiten Teilen ein Rekonstruktionswerk des 20.Jh., wie bei Mary Beard nachzulesen. Dennoch kann man nicht anders als bei diesem Anblick die klassische Antike vor sich zu sehen.


Nach der griechischen Unabhänigkeit 1833 wurde die Akropolis ab 1836 zum Hotspot der Archäologie. Das Plateau war über die Jahrhunderte mit verschiedenen Bauten unterschiedlicher Kulturen zugebaut, die allesamt radikal abgerissen wurden. Alles, was aus der mehrtausendjährigen Geschichte der Akropolis nicht dem Bild einer imaginierten reinen Antike des 5.Jh. entsprach, kam weg. Der Boden wurde bis auf den nackten Felsen abgetragen. In diesem skelettierten Anblick der farblosen Tempelruinen und des harten nackten Felsen entspricht dies aber wohl nicht dem antiken Eindruck.


Am östlichen Eck der Akropolis befindet sich eine moderne Aussichtsplattform mit Fahnenmast. Am 30. Mai 1941 rissen hier in einer aufsehenerregenden Widerstandsaktion die beiden Studenten Manolis Glezos und Apostolos Sandas nach einer nächtlichen Kletterpartie auf den Felsen die von den deutschen Besatzern gehißte Hakenkreuzfahne herunter und zogen eine griechische Fahne auf. Sie wurden dafür in Abwesenheit zum Tod verurteilt, überlebten aber. Eine Gedenktafel erinnert an die Aktion.


Blick von der Akropolis nach Südosten, auf das Olympeion und das Panathenäische Stadion.


Blick nach Nordosten, über das Häusermeer Athens auf den Berg Lykavittos


Blick nach Nordwesten auf die Agora



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