31.5.2014
Ins südslowakische Rimavská Sobota (ungarisch Rimaszombat, deutsch früher Großsteffelsdorf) ging es, um ein Fußballspiel zu besuchen. Der slowakische und ungarische Name beziehen sich auf den am Samstag (slowakische sobota, ungarische szombat) abgehaltenen Wochenmarkt hier am Fluß Rimava bzw. Rima. Rund 24.000 Menschen leben in der Stadt.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 und der militärischen Durchsetzung der neuen Grenzziehung 1919 fiel die ungarisch bewohnte Stadt an die neugegründete Tschechoslowakei. 1910 war die Bevölkerung der Stadt zu 90% ungarisch und 7% slowakisch. Dies blieb im wesentlichen bis nach dem Zweiten Weltkrieg so. Unter dem Faschismus war die Stadt von 1938 bis 1945 mit dem Süden der Slowakei an das mit Hitler verbündet gewesene Ungarn angegliedert. In der Nachkriegszeit wurden Ungarinnen und Ungarn zwangsweise vertrieben und ihr Bevölkerungsanteil durch Industrieansiedelung gesenkt, der zahlreichen slowakischen Zuzug zur Folge hatte. Heute ist die Stadtbevölkerung 54% slowakisch und 30% ungarisch.
Sowjetisches Denkmal für die Befreiung der Stadt im Zweiten Weltkrieg
Der Hauptplatz ist von zwei einander gegenüberstehenden Kirchen dominiert, links die refomierte und rechts die katholische Kirche. Im 18.Jh. stand an der Stelle der katholischen Kirche eine calvinistische Kirche. 1769 kam es zu einer religiösen Auseinandersetzung zwischen Calvinisten und Katholiken. Die calvinistische Gemeinde der Stadt warf dem katholischen Gegenüber vor, daß diese sie aus ihrer Kirche verdrängen wollten. Sie störten daher aus Protest eine katholische Prozession.
Die Störung der Prozession löste im katholischen Lager große Empörung aus, die weite Kreise zog und bis zum Herrscherhaus gelangte. Auf Anordnung Kaiserin Maria Theresias − hier als ungarische Königin − wurde die calvinistische Kirche 1771 als Strafe abgerissen und an ihrer Stelle die neue katholische Kirche gebaut, woran diese Inschrift über dem Portal erinnert. Die reformierte Gemeinde mußte eine neue Kirche bauen (1784).
An den Seiten der katholischen Kirche sind die ausgegrabenen Grundmauern der abgerissenen Kirche aus dem 16.Jh. zu sehen.
Häuserzeilen am Hauptplatz. An einigen barocken und klassizistischen Prachtbauten aus dem 18./19.Jh. erkennt man den einstigen gehobenen Status der Stadt als ungarische Komitatshauptstadt.
Das ehemalige Komitatshaus aus dem Jahr 1902, heute ist darin eine Bibliothek.
Die evangelische Kirche stammt aus dem Jahr 1786. Damals war evangelischen Kirchen kein Kirchturm erlaubt, der heute so markante Turm wurde erst 1856 errichtet.
Das Holocaust-Denkmal am Ort der ehemaligen Synagoge wurde 2005 aufgestellt. Das Werk des Bildhauers Gyula Mag besteht aus zwei symbolischen Grabsteinen, die einen Davidstern einfassen. Die Synagoge war 1986 abgerissen worden. Rund 1.200 Jüdinnen und Juden hatten hier am Beginn des Zweiten Weltkriegs gelebt. Im Juli 1944 wurden 1.056 Menschen im Zuge des Holocausts in Ungarn in KZ deportiert. Fast alle wurden ermordet, etwa sieben Prozent überlebten.
Der jüdische Friedhof (Teil des städtischen Friedhofs) erinnert an die hier einst lebenden Jüdinnen und Juden. Nach dem Kriegsbeginn gegen die Sowjetunion führte der Bürgermeister der zu Horthy-Ungarn gehörenden Stadt 1941 eigene diskriminierende Maßnahmen zusätzlich zu den antisemitischen Gesetzen der Regierung ein. Sie waren derart haarsträubend und widersprüchlich formuliert, daß sie vom eigenen Innenministerum später aufgehoben wurden.
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