Samstag, 2. August 2025

Štúrovo

2.8.2025

Im slowakischen Štúrovo (slowakischer Name) bzw. Párkány (ungarisch) habe ich ein Fußballspiel besucht. 9.300 Menschen leben hier.

Der Bahnhof liegt an der Strecke zwischen Bratislava und Budapest und ist je nach Fahrtrichtung der letzte Bahnhof vor der ungarischen Grenze oder der erste danach.


Straßenszenen. Die Stadtbevölkerung ist zu zwei Dritteln ungarisch (64%) und einem Viertel slowakisch (27%) und dementsprechend zweisprachig.


Im Zuge der Umbenennung von Ortsnamen nicht-slawischen Ursprungs zur Zurückdrängung der ungarischen Prägung wurde die Stadt, die ungarisch Párkány und slowakisch Parkan hieß, 1948 nach dem slowakischen Schriftsteller und Politiker des 19.Jh. Ľudovít Štúr benannt. Selbst war dieser nie hier und hatte zeitlebens nie etwas mit der Stadt zu tun. Nach dem Ende der kommunistischen Diktatur wurde 1991 eine Volksabstimmung zur Rückbenennung der Stadt abgehalten, die sich mit 87% bei 54% Wahlbeteiligung klar dafür aussprach. Die damalige slowakische Landesregierung in der Tschechoslowakei lehnte das aber ab (wohl um nicht eine Büchse der Pandora angesichts der vielen ähnlichen Umbenennungen oder gar der staatlichen Bevölkerungsvertreibungen der 1940er Jahre aufzumachen).


Direkt gegenüber liegt auf der anderen Seite der Donau, die 1918 zur Staatsgrenze wurde, steht die mächtige Basilika von Esztergom, Sitz der wichtigsten römisch-katholischen Erzbischöfe Ungarns. Die 1895 anstelle eines Vorgängers aus den 1840er Jahren eröffnete moderne Brücke wurde schnell eine wichtige Verkehrsverbindung mit wirtschaftlichen Auswirkungen für die Stadt. Im Krieg zwischen der ungarischen Räterepublik, welche die ehemaligen Gebiete des Königreichs Ungarn zurückzuerobern versuchte, und dabei zweimal die Stadt besetzte, der Tschechoslowakei, die mit massiver militärischer Gewalt gegen das kommunistische Regime vorging, war die Brücke umkämpft und wurde in einem Abschnitt zerstört, aber wiederhergestellt bis sie die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg 1944 sprengte. Aufgrund der schlechten Beziehung der beiden kommunistischen Staaten Tschechoslowakei und Ungarn blieb bis in die 1990er Jahren eine Ruine stehen. Erst 2000 bis 2001 wurde die Brücke mit EU-Geld wiederaufgebaut.


Straßenszenen. Zur militärischen Verteidigung des strategisch wichtigen Donauübergangs für ihre Herrschaft über die Region ließ das Osmanische Reich hier 1546 eine Festung errichten und ein kleines Fischerdorf planieren und die hier wohnenden Menschen vertreiben. Damit war hier auch ein Hotspot diverser Kriege. Erstmals wurde der Ort 1595 von einer Armee des Habsburgerreichs angegriffen und erobert, aber vom osmanischen Heer 1605 zurückerobert. Im Zuge des osmanischen Rückzugs nach dem gescheiterten Eroberungsversuchs Wiens 1683 konnten sie erst eine erste Schlacht gegen ein polnisches Heer gewinnen, die Hauptmacht der polnischen Armee eroberte aber dann die Festung und zerstörte sie.


Rund 300 Jüdinnen und Juden lebten Ende der 1930er Jahre in der Stadt, als die Nazis die Tschechoslowakei zerschlugen und der Süden in den Hitler-Verbündeten Ungarn eingegliedert wurde. Sie waren zahlreichen Diskriminierungen ausgesetzt, auf der anderen Donauseite wurde 1942 ein Zwangsarbeitslager errichtet. Nach der Übernahme Ungarns durch die deutsche Wehrmacht im März 1944 sperrten sie die Jüdinnen und Juden in ein Ghetto in Esztergom und deportierten sie zur Ermordung nach Auschwitz.


Gedenktafel zur Befreiung der Stadt von ungarischen und deutschen Faschisten durch die sowjetsiche Armee 1945


Am sowjetischen Soldatenfriedhof sind über 5.000 sowjetische Soldaten begraben.


Reste des neuen jüdischen Friedhofs aus den 1890er Jahren.

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