Dienstag, 12. August 2025
Hornstein
12.8.2025
Im burgenländischen Hornstein, kroatisch Vorištan, habe ich ein Fußballspiel besucht. 3.300 Menschen leben hier.
Hoch auf einem Berg stand im Mittelalter eine erst hölzerne Burganlage, die von einer 1341 erstmals schriftlich erwähnten steinernen Burg ersetzt wurden. Es sind nur mehr Ruinen zu sehen. Die Burg diente als ungarische Grenzbefestigung und Herrschaftssitz nach der Rückeroberung des in den 1330er Jahren im Krieg österreichisch besetzten Leithagebirges und wurde 1440 an die österreichischen Herzöge verpfändet. Böhmische Söldner ohne Sold nutzten die Burg als Stützpunkt für Raubzüge in der Umgebung, weswegen eine Armee des Habsburgerkaisers Friederich III. sie 1463 angriff und die Burg zerstörte. Mitte des 17.Jh. stand noch einige Gebäude, seit Ende des 19.Jh. gibt es nur mehr einen Mauer- und Turmrest.
Am Friedhof sind 13 sowjetische Soldaten begraben, die in Hornstein und Umgebung bei den Kämpfen gegen die Nazi-Herrschaft zu Kriegsende 1945 getötet wurden. Das ursprüngliche Grabmal mit großem Obelisken und dreizehn kleinen Obelisken mit Sowjetstern für die 13 Verstorbenen wurde 1962 verkleinert, verfallen gelassen und dann 1973 die Grabsteine entfernt und die Tafeln an die Friedhofsmauer angebracht. 2016 wurden sie renoviert.
Rund um die einstige Burg gab es Wehranlagen an Erdwällen und Gräben als äußere Verteidigungslinie, welche die böhmische Burgbesatzung nach 1445 erbauen ließ. Später nutzte diese auch die Bevölkerung als Fluchtort in Kriegszeiten. Zuletzt wurden die Wälle dafür in den Kuruzzenkriegen um 1708 instandgesetzt.
Entlang der ehemaligen Straße von Hornstein nach Eisenstadt ließen die Esterházy im Sinne der damals modischen Gestaltung des adeligen Herrschaftsgebiets als Landschaftspark 1830 bis 1845 eine Allee an Linden pflanzen.
Nachdem die damals westungarische Ortschaft im 16.Jh. im Zuge der langen Kriege zwischen Osmanischem Reich und Habsburgerreich zerstört worden und seine Bevölkerung entweder getötet oder geflüchtet war, wurde sie im von den Grundherren mit kroatischen Bauern und ihren Familien neu besiedelt. Bis tief ins 20.Jh. hinein war der Ort burgendlandkroatisch geprägt. Von den 2.549 Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr 1910 waren 2.163 kroatisch, 261 deutsch und 112 ungarisch gewesen. Mit dem seit 1964 bestehenden traditionellen Musikverein Tamburizza Hornstein / Tamburica Voristan (Tamburizza ist ein dreiseitiges Zupfinstrument) wird die burgenlandkroatische Kultur hochgehalten, wenngleich der deutschsprachige Zuzug der letzten Jahrzehnte die kroatische Prägung der Gemeinde verblassen lässt. Seit 2017 hat Hornstein erstmals mehr als 3.000 Einwohner.
Das historische Gebäude der Esterhàzy'schen Gutsverwaltung. Nachdem die hier zuvor herrschenden ungarischen Adeligen der Nádasdy nach Teilnahme an der Magnatenverschwörung gegen die Habsburger und Hinrichtung ihres Familienoberhaupts 1673 Herrschaft und Besitz verloren hatten, übernahmen die Esterhàzy viel davon und kauften 1702 auch die zuvor verpfändete Herrschaft über Hornstein. Sie bestimmten und beherrschten fortan das Leben der Menschen. Noch heute ist ein Achtel der gesamten Landesfläche des Burgenlands in ihrem Eigentum.
Straßenszenen
Das alte Schulhaus. In Ungarn, zu dem das heutige Burgenland ja bis 1921 gehörte, waren für Bildung die Kirchen zuständig. 1560 beschloss die Synode von Tyrnau (heute Trnava, damals als Exilort katholischer Erzbischofssitz von Esztergom), dass in allen Pfarren Schulen errichtet werden sollten. Da Hornstein bzw. ungarisch Szarvkő der zentrale Herrschaftsort der Region war, wurden hier wohl danach der Schulunterricht aufgenommen. Das Gebäude ist aus den 1850er Jahren, im ersten Stock waren bis 1905 Lehrerwohnungen und bis 1910 auch die Wohnung des Gemeindenotars.
Pranger
Das markante Rathaus wurde als sichtbares Zeichen der modernen Zeit im neuen Burgenland in den Jahren 1927 und 1928 erbaut. Es erinnert an den Baustil des Roten Wien. Der Schuhmacher Anton Probst, aus burgenlandkroatischer Familie, prägte über Jahrzehnte Hornstein und die Hornsteiner Sozialdemokratie. Er leitete den Konsumverein, der preisgünstiges Einkaufen und Versorgung mit Waren gewährleistete, war nach Gründung des Burgenlands 1921 Leiter der Gemeinde und 1924 bis zur Absetzung durch den Austrofaschismus 1934 gewählter Bürgermeister. Daneben war er 1923 bis 1927 Landtagsabgeordneter und von 1927 bis zu dessen Ausschaltung 1934 im Nationalrat. Als Sozialdemokrat sperrten ihn die Austrofaschisten 1934 ein und später 1944 auch die Nazis. Als 1921 der erste Versuch der Besetzung des Burgenlands durch Kolonnen österreichischer Gendarmerie am ungarischen militärischen Widerstand scheiterte, die in den Kämpfen einige Gendarmen töteten, und danach die Bevölkerung, welche Abtrennung von Ungarn und Eingliederung nach Österreich begrüßte, gefährdet war (einige Menschen wurden von Ungarn im Land damals deswegen erschossen), führte Probst erfolglos eine Gruppe Hornsteiner Arbeiter ins niederösterreichische Großmittel, um dort ein Waffenlager zu stürmen. Im zweiten Versuch erfolgte die österreichische Besetzung des Burgenlands durch das Bundesheer, das sich in Kämpfen mit Verlusten und Toten durchsetzte.
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