Dienstag, 15. Juli 2025
Rattersdorf
15.7.2025
Im burgenländischen Rattersdorf habe ich ein Fußballspiel besucht. 582 Menschen leben hier.
Die katholische Pfarrkirche Rattersdorfs ist von einer Mauer umgeben, die seinerzeit in den von vielen Kriegen gekennzeichneten Jahrhunderten im westungarischen Raum 15.-18.Jh. als Verteidigungsanlage diente.
Der Säbel neben dem Stahlhelm am Kriegerdenkmal ist mit einer Schleife in den ungarischen Farben verziert. Als Kaiser Franz Joseph im Jahr 1914 seine Untertanen zum Töten und Getötetwerden schickte, gingen die Rattersdorfer wie die übrigen Burgenländer als ungarische Soldaten in den Ersten Weltkrieg. Rattersdorf liegt direkt an der ungarischen Staatsgrenze. Während das Burgenland als deutsprachiger teil Westungarns bereits 1921 begleitet von blutigen Kämpfen mit dutzenden Toten von Ungarn abgetrennt und als neuntes Bundesland in die Republik Österreich eingegliedert worden war, kamen die deutschsprachigen Ortschaften Rattersdorf (damals ungarisch Rőtfalva) und Liebing (ungarisch Rendek) erst 1923 im Zuge einer nochmaligen Grenzveränderung mit Ungarn zum Burgenland hinzu. Im Austausch für die kroatischsprachigen Ortschaften Ólmod (kroatisch Plajgor) und Szentpéterfa (kroatisch Petrovo Selo), die wieder an Ungarn zurück kamen. Seit 1971 sind Rattersdorf und Liebing Teil der Gemeinde Mannersdorf an der Rabnitz.
Straßenszenen
Rattersdorf besitzt eine Bücherei
Zu einer Episode soll es im Zuge der Belagerung der nahen Festungsstadt Kőszeg (Güns) 1532 durch eine mehrere zehntausend Mann umfassende osmanische Armee gekommen sein. Osmanische Soldaten waren in Streifen im Hinterland des Belagerungsrings unterwegs, um dieses zu kontrollieren, und überfielen zur Requirierung von Vorräten schwach befestigte Dörfer. In Rattersdorf soll man damals auf Anhöhen um die Ortschaft Pflugräder („Pluiradln“) mit darauf befestigten Holzrohren aufgebaut haben, die von weitem den Anschein von Kanonen hatten. Die scheinbar mit starker Artillerie befestigte Rattersdorf soll daher nicht angegriffen worden sein. Davon kommt der spätere Spitzname „Pluiradler“ für die Rattersdorfer Bevölkerung.
Einer Kugelbunker aus der Endphase des Zweiten Weltkriegs, als die Nazis von Herbst 1944 bis Frühjahr 1945 viele tausend zumeist ungarische Jüdinnen und Juden ins Burgenland verschleppten, um in für viele von ihnen todbringender Zwangsarbeit unter unmenschlichen Umständen eine Graben- und Wallanlage zu schaufeln, welche die anrückende sowjetische Armee aufhalten und das Ende ihrer Verbrechensherrschaft hinauszögern sollte. Militärisch war das sinnlos gegen die sowjetischen Panzer. Auch dieser Kugelbunker konnte vielleicht gegen Splitter von Granaten helfen, gegen direkten Artilleriebeschuss aber nicht und dabei eher zur Todesfalle als zum Rettungsort werden.
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